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Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Das geheime Leben der CeeCee Wilkes

Titel: Das geheime Leben der CeeCee Wilkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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aufgestanden war, um ihre Gebrechlichkeit vor Cory zu verbergen. Das war schon immer ihre Art gewesen, ihre Familie vor allem zu schützen.
    Corinne überquerte die Straße und schwor sich, ihrem eigenen Kind die Wahrheit nie vorzuenthalten. Ihr Kind würde lernen, sich lieber dem Leben zu stellen, als sich zu verstecken.
    Wie es wohl war, in einer Pflegefamilie aufzuwachsen und nicht zu wissen, wie lange man bleiben durfte? Und wenn einem überhaupt so etwas wie Liebe entgegengebracht wurde, zu wissen, dass es nur vorübergehend war? Niemanden zu haben, der zu einem hielt, auch wenn man einmal böse oder frech war? Dann wurde man einfach rausgeschmissen und zu einer anderen Familie gebracht. Das Einzige, worauf man sich verlassen konnte, war der Wechsel.
    Mit sechzehn war ihre Mutter ganz auf sich allein gestellt gewesen und hatte versucht, ihren Platz in der Welt zu finden. Cory dachte an Weihnachtsbäume, unter denen alle Geschenke lagen, die sie sich gewünscht hatte. Auf was hatten ihre Eltern wohl verzichtet, damit sie Dru und ihr einen Tag lang alle Wünsche erfüllen konnten? Sie erinnerte sich daran, wie Eve sie abends ins Bett brachte und ihr eine Geschichte vorlas. Als sie noch ganz klein war, hielt sie Cory dabei manchmal auf dem Schoß und blätterte mit ihr gemeinsam die Seiten um. Sie hatte nicht vergessen, wie sich das Papier unter ihren Fingern anfühlte und wie das Haar ihrer Mutter duftete. Selbst jetzt hatte sie das Gefühl, diesen Duft in der Nase zu haben. Tränen liefen über ihre Wangen.
    Sie war zu sehr behütet worden, das stimmte. Aber es gab Schlimmeres, als mit Liebe überschüttet zu werden.
    Als sie aufsah, entdeckte sie, dass das Haus nur noch wenige Meter entfernt war. Sie begann zu rennen, sprang die Eingangsstufen hinauf, steckte den Schlüssel ins Schloss und wusste nun, dass sie endlich – auch in anderer Hinsicht – zu Hause war.

63. KAPITEL
    “I ch nehme mir Urlaub und bleibe bei dir”, bot Dru ohne zu überlegen an. Corinne hatte sie sofort angerufen, noch immer atemlos und ein wenig euphorisch, und erzählt, dass sie Ken gebeten hatte, zu gehen. Den Besuch bei ihrer Mutter erwähnte sie nicht.
    “Danke. Aber es geht schon.” Sie konnte nur hoffen, dass sie sich nichts vormachte. Das Haus wirkte so leer. Natürlich war sie oft allein hier gewesen, aber diesmal war es anders. Sie wusste, dass Ken nicht nach Hause kommen würde. Womöglich wartete er auf ihren Anruf und darauf, dass sie ihn bat, zu kommen, aber das hatte sie nicht vor.
    “Ich habe ein bisschen … Angst.” Sie lachte. “Aber zugleich fühle ich mich irgendwie sicher. Als ob dem Kind und mir nichts passieren könnte. Ich muss nicht mehr darum kämpfen, mein Kind bekommen zu dürfen. Es ist allein meine Entscheidung, ich muss niemandem gegenüber mehr Rechenschaft ablegen.”
    “Das ist wunderbar, Cory.”
    “Ich werde morgen eine Alarmanlage einbauen lassen. Jetzt muss ich nur die heutige Nacht überstehen.”
    “Wenn du magst, können wir die ganze Nacht lang telefonieren. Dann ist es genauso, als ob ich da wäre.”
    “Du bist die beste Schwester der Welt.”
    “Du solltest auch die Schlösser auswechseln lassen. Damit Ken nicht einfach so hereinkommen und dich erschrecken kann.”
    “Du hast recht.” Sie zog den Vorhang des Küchenfensters zu. “Ich möchte dieses Kind bekommen, Dru, also wird Ken auf die eine oder andere Art Teil meines Lebens bleiben. Vielleicht ändert er sich ja. Wir könnten eine Therapie machen. Aber ich will ihn nicht zurück, wenn er mich weiter so erstickt. Warum habe ich nicht begriffen, dass er mit mir dasselbe macht wie meine Mutter?”
    “Du warst zu nah dran, um es zu sehen.”
    “Und du?”
    Dru schwieg einen Moment. “Ich habe gesehen, dass er gebraucht werden will. Denk mal drüber nach. Seine Exfrau, besser gesagt seine Frau, braucht ihn seiner Aussage nach noch immer. Deswegen hat er sich nicht scheiden lassen.”
    “Er sagte immer, ich würde versuchen, zu schnell Herr meiner Ängste zu werden.” Cory wurde schon wieder wütend.
    “Du hast versucht, deine Ängste selbst in den Griff zu bekommen, Cor”, sagte Dru. “Vielleicht solltest du dir jetzt Hilfe suchen.”
    “Ich weiß.” Ken hatte ihr eine Therapie ausgeredet und sie war einverstanden gewesen. “Ich möchte mit meinem Kind nichts falsch machen. Es soll meine Ängste nicht von mir übernehmen.”
    “Keine Sorge. Du wirst eine tolle Mutter sein.”
    Eine Zeit lang schwiegen

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