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Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das geheime Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrés Pascual
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Festung errichtet hatten, von der nicht viel mehr übrig war als ein paar Steine und die Überreste gestrandeter Schiffe.
    »Und wenn Caraccioli nicht auftaucht?«, fragte Matthieu.
    »Dann schustere ich uns aus den Überresten der Schiffe irgendwie ein seetüchtiges Gefährt zusammen, und wir machen uns auf die Suche nach ihm«, entschied La Bouche. »Früher oder später müssen sich unsere Wege ja kreuzen.«
    Einen Moment lang schwiegen alle.
    »Das ist doch Wahnsinn«, murmelte Pierre.
    »Was hast du? Sie hätten es mir doch kaum leichter machen können.«
    »Leicht? Wir reden hier davon, in einem Floß aufs Meer hinauszufahren. Und außerdem würde ich auch gerne wissen, wie Caraccioli uns eigentlich weiterhelfen soll. Willst du ihn etwa bitten, uns in seine geheime Kolonie zu führen, damit wir Missons Schutzbefohlener die Kehle durchschneiden können?«
    »Misson hat mich selbst nach Libertalia eingeladen, also wird es hoffentlich reichen, wenn ich erkläre, dass ich das Angebot annehme.«
    »Wenn du das tust, musst du eine Zeit lang in ihrer Republik leben, um ihr Vertrauen zu gewinnen, und die Missionen übernehmen, die man dir überträgt, um dich auf die Probe zu stellen. Vielleicht schicken sie dich auf die Komoren oder nach Sansibar!«
    »So viel Zeit haben wir nicht«, wandte Matthieu ein.
    »Ich habe an alles gedacht«, beruhigte sie La Bouche.
    »Was wirst du ihnen erzählen, wenn sie dich nach der Aventure fragen?«, wollte der Arzt wissen.
    »Dass ich während der Reparaturarbeiten nach ihrem Angriff beschlossen habe, das Schiff zu verlassen. Die Männer wollten mir nicht folgen, also habe ich ihnen erlaubt, die Route nach Indien fortzusetzen. Dann bist du aufgetaucht und hast bei den Anosy ein gutes Wort für mich eingelegt, so dass sie uns ein Boot zur Verfügung stellten.«
    »Und wie erklären wir, dass Matthieu uns begleitet?«
    Der Musiker antwortete selbst und trug so seinen Teil zum einzigen Plan bei, den sie im Moment hatten.
    »Ich werde sagen, dass mich Seine Majestät nach Indien geschickt hat, um neue Musiker und exotische Instrumente für sein Ballett in Versailles ausfindig zu machen.«
    »Eine gute Idee!«, lobte La Bouche.
    »Und dass mich Piratengeschichten immer schon fasziniert haben«, fügte er hinzu. »Daher habe ich beschlossen, mich blindlings auf das Abenteuer eines neuen Lebens in Freiheit einzulassen. Immerhin ist das ja auch Missons eigene Geschichte. Warum sollte er mir also nicht glauben?«
    »Misson ist Musikliebhaber«, erklärte La Bouche, als er Pierres besorgtes Gesicht sah. »Es wird ihm gefallen, einen richtigen Violinisten in seiner Kolonie zu haben.«
    Der Arzt grübelte weiter vor sich hin.
    »Nehmen wir einmal an, Caraccioli nimmt uns wirklich mit nach Libertalia. Wie rechtfertigen wir dann später unsere Abreise?«
    »Daran habe ich gar nicht gedacht …« Matthieu sackte in sich zusammen.
    »Misson hat doch gesagt, dass er die Seekarten von Madagaskar erneuern will, nicht wahr?«, erinnerte sich La Bouche. Matthieu nickte. »Da haben wir doch schon die Lösung: Ich werde ihn dazu überreden, dass meine erste Mission darin bestehen wird, die Karte der Südküste zu zeichnen. Immerhin kenne ich die Gegend um Fort Dauphin besser als kein anderer: die Sandbänke und Riffe, die Wassertiefe der Buchten … Und das weiß er auch. Wenn ich ihm diesen Vorschlag mache, wird er mit Sicherheit ein Boot bereitstellen und mir das Kommando übertragen. Vor unserer Abreise schlage ich dann der Priesterin den Kopf ab, und bis das jemand merkt, sind wir längst auf und davon!«
    Matthieu spürte, wie sein Herz immer schneller schlug, fast bis zum Zerspringen. Der Kapitän wandte sich an ihn: »Du wirst dich beeilen müssen, wenn du ihre Melodie niederschreiben willst.«
    »Ich werde schon einen Weg finden«, stammelte er schließlich.
    »So ist es recht. Wir überreichen dem Usurpator ihren Kopf und kehren mit der Partitur und dem besiegelten Pakt heim.«
    Er lehnte sich mit einer so zufriedenen Miene an die hölzerne Wand, als hätte er gerade ein Festmahl verspeist. Matthieu musste sich große Mühe geben, um seine enorme Anspannung zu verbergen. Während sich für La Bouche plötzlich mit jedem neuen Schritt der Weg zu ebnen schien, ließ er selbst sich nur noch mitreißen und steuerte auf etwas zu, das an den Ausgang griechischer Tragödien erinnerte.
    »Pierre«, bemerkte der Kapitän, »du hast noch gar nichts dazu gesagt.«
    Der Arzt betrachtete einen vom Saft

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