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Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das geheime Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrés Pascual
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Newton die Melodie vom Ursprung denn ausfindig gemacht?«
    »Von Anfang an deuteten seine Studien darauf hin, dass sie auf einer Insel behütet und bewahrt wird, an einem einzigartigen Ort, in einem intakten, nicht von Menschenhand verfälschten Paradies. Er musste diesen Ort finden, von dem das Leben ausging und an dem die Melodie zum ersten Mal erklungen ist. Aber an diesem Punkt kam er nicht weiter. Immer wieder sah er in seinem geheimen Labor bei Kerzenlicht all die Schriften durch und fragte sich: Welche ist es bloß, welche von all diesen Inseln, die über die unerreichbaren Ozeane verteilt sind? In diesem Moment brachten französische Seeleute die Kunde von Madagaskar nach Europa.«
    »Madagaskar …«, wiederholte Matthieu fasziniert.
    »Die unerforschte Insel der roten Erde im Indischen Ozean. Sie stellte für ihn eine wahre Offenbarung dar. Madagaskar entsprach bis ins kleinste Detail den Beschreibungen, die Newton durch seine Studien zusammengetragen hatte: Die Insel war so groß, dass man sie für einen Kontinent halten konnte, was die Entwicklung des kompletten Lebenszyklus begünstigte, und zwar ohne Einmischung von außen!«
    »Eine Insel, die seit Jahrtausenden unberührt geblieben ist …«
    »Genau. Newton beschloss, als Nächstes die wenigen Matrosen zu befragen, die an den gefährlichen Stränden der Insel Halt machen mussten und es geschafft haben, lebend nach Frankreich zurückzukehren. Wegen seiner großen Bekanntheit konnte er diese Erkundigungen aber nicht selbst einholen. Um seine Anonymität zu wahren, schickte er daher seinen einzigen Schüler nach Paris, seinen Cambridge-Kollegen Dr. Evans. Der englische Arzt ließ sich hier nieder und richtete eine Praxis ein, in der er kostenlos Seeleute behandelte, die von Übersee heimkehrten und an tropischen Krankheiten litten. Auf diese Art und Weise konnte er die wenigen Männer, die von Madagaskar zurückgekommen waren, unter dem Vorwand der ärztlichen Untersuchung aushorchen und durch sie Hinweise auf die Melodie finden.«
    »Und die Information, die sie suchten, ließ nicht lange auf sich warten …«
    »Ein an Malaria erkrankter Zweiter Offizier hatte dort die Angriffe der Eingeborenen überlebt und berichtete, dass einer der Könige im Süden die anderen Stämme durch den Gesang einer Göttin in Frauengestalt unterjochen konnte. Er erzählte, dass sich ihr alle wie verzaubert zu Füßen warfen, wenn sie ihr Lied anstimmte. Er hatte sie gefunden! Und das Beste daran war, dass einer der Seeleute auf dieser Fahrt immer seine Geige dabeihatte und die Melodie auswendig konnte. Offensichtlich war er von diesen Noten so fasziniert gewesen, dass er gar nicht genug davon bekommen konnte, sie immer und immer wieder nachzuspielen, fast als sei er einem Fluch zum Opfer gefallen. Dr. Evans machte sich daran, diesen Seemann zu suchen, und dann … dann kam ich ins Spiel.«
    »Warum Ihr?«
    »Newton brauchte den besten Musiker, den einzigen, der dazu in der Lage war, die vom Matrosen auswendig gelernte Melodie mit völliger Exaktheit zu Papier zu bringen, da auch nur die kleinste Abweichung in der Länge, eine Note oder Pause an der falschen Stelle dazu führen würde, dass die alchemistische Formel, die in der Partitur steckte, nicht funktionieren würde. Seine Wahl fiel auf mich, und ich willigte ein. Leider nahm ich an … Ich dachte, es wäre für deinen Bruder eine gute Gelegenheit«, klagte er. »Jean-Claude versuchte bereits seit Wochen erfolglos, die korrekte Partitur zu finden. Offensichtlich haben die Mörder wohl gedacht, er hätte sie bereits vollendet.«
    Matthieus Verstand raste, um all das zu verarbeiten, was sein Onkel ihm da erzählte. In diesem Moment wandte Charpentier sich wieder zu der Luke in der Tür um. Man konnte hören, dass sich draußen Schritte näherten.
    »Sieh an, da sind sie ja schon wieder …«
    »Ihr könnt jetzt nicht gehen. Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wer Jean-Claude umgebracht hat …«
    Die Zellentür wurde bald geöffnet. Der Gefängniswächter erschien, begleitet von zwei Wachmännern.
    »Monsieur Charpentier, die Besuchszeit ist um.«
    »Mach dir keine Sorgen!«, rief dieser, der mit Stößen vorangetrieben wurde, als wäre auch er ein Gefangener. »Ich werde dich bald hier herausholen!«
    Der Gefängniswärter hielt Matthieu mit dem Schwert in Schach, damit er im hinteren Bereich der Zelle blieb.
    »Wartet! Lasst mich nicht hier zurück!«
    »Ich muss dem Minister meinen Vorschlag

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