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Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Das geheime Lied: Roman (German Edition)

Titel: Das geheime Lied: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrés Pascual
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würde, heckte Louvois’ verqueres Hirn in Bezug auf das uneinnehmbare Madagaskar bereits einen Plan aus. Er bekam Herzklopfen, wenn er nur daran dachte.
    »Majestät«, flüsterte er dem Souverän ins Ohr, »darf ich Euch unterbrechen?«
    »Sprecht!«
    »Wenn Eure Majestät nichts dagegen einzuwenden haben, wäre es mir lieber …«
    Diskret wies er auf Charpentier und Matthieu.
    »Lasst uns allein!«, befahl der Monarch.
    Auf ein weiteres Klatschen hin erschienen zwei Wachen. Der Komponist ahnte, dass noch nicht alles verloren war. Er fasste seinen Neffen am Arm, und die beiden verließen ohne Protest den Saal. Sobald sich die Tür hinter ihnen schloss, begann Louvois aufgeregt zu reden: »Majestät, ich weiß, dass Ihr Charpentiers Plan für kindisch haltet, ich denke aber, dass er uns damit nicht nur den Schlüssel zur Partitur liefert, sondern auch dazu, endlich diese Insel zu erobern.«
    Der König machte große Augen.
    »Das müsst Ihr mir erklären.«
    »Wir könnten ausnutzen, dass dieser blutrünstige neue König der Anosy sich gegen seinen Vater aufgelehnt hat, und ihn zu unserem Verbündeten machen«, schlug er vor.
    »Ihr meint also, Frankreich soll sich mit einem Wilden verbrüdern?«
    »Nur so lange, bis wir unsere Ziele erreicht haben.«
    Das gefiel Ludwig XIV .
    »Sprecht weiter.«
    »Wir wissen doch, dass der Usurpator Ambovombe durch die Faszination, die der Gesang seiner Schutzbefohlenen ausübt, Macht über alle Klane erlangt hat und so sein Reich über den gesamten Süden der Insel ausweiten konnte. Ohne Pulver und Waffen wird er aber Probleme haben, seine Position zu halten. Und er verfügt über kaum ein paar Musketen, die aus Geschäften mit Matrosen der Kompanie stammen, und von den Piraten, die die Ostküste bevölkern. Lasst uns einen Handel mit ihm eingehen. Durch kleine Lieferungen unserer Schiffe verhelfen wir ihm zu einem wahren Arsenal, im Gegenzug erlaubt er uns, unsere Handelstätigkeit auszubauen. Auf diese Art und Weise kommen wir den Engländern und Holländern zuvor und« – er blickte den König kühn an und schloss den Kreis, indem er wieder zum ursprünglichen Thema der Unterhaltung zurückkehrte – »durch unsere Freundschaft zu ihm wird es uns gelingen, an die Melodie der Priesterin zu kommen.«
    »Das ist ein gut durchdachter Plan, der aber leider nicht in die Tat umgesetzt werden kann«, entgegnete der Herrscher heftig.
    »Majestät, ich habe doch alles bedacht …«
    »Wie soll es der Expedition denn gelingen, in das Dorf des Herrschers einzudringen? Um einen solchen Pakt zu schließen, muss man zunächst vor den König treten und mit ihm die Bedingungen aushandeln. Und nach den Vorfällen in Fort Dauphin glaube ich nicht, dass einer unserer Kapitäne dazu bereit ist, sich nur mit einer Hand voll Männern auf die Insel zu wagen. Euch sage ich das Gleiche wie auch Charpentier: Seit wir aus dieser Bastion vertrieben wurden, haben die Anosy jeden ausgelöscht, der auch nur einen Fuß auf die Insel gesetzt hat! Ambovombe ist kein europäischer Diplomat. Er wird sich unseren Vorschlag niemals anhören.«
    Louvois lächelte.
    »Nehmen wir einmal an, dass wir ihm unsere Aufwartung machen und ihn im Glauben lassen, das einzige Ziel unserer Expedition bestehe darin, ihm aus Respekt vor seiner wachsenden Macht ein Geschenk zu überbringen.«
    »Ich soll ihm Respekt erweisen?«, brachte der Souverän wütend hervor. »Einem Wilden? Was für ein Berater seid Ihr eigentlich? Mein geliebter Colbert«, rief er mit einem Blick gen Himmel seinen früheren Vertrauensmann an, »warum seid Ihr nur von mir gegangen?«
    »Lasst mich doch ausreden, Majestät«, bat ihn Louvois ungerührt. Er war sicher, dass sein Plan Gehör finden würde.
    Der König wurde seiner Selbstsicherheit gewahr.
    »An welches Geschenk habt Ihr da bloß gedacht? Was könnte ihn so sehr überraschen, dass er nicht augenblicklich dem Leben der Gesandten ein Ende macht?«
    »An dieser Stelle kommt Charpentiers Idee zum Zuge«, fuhr der Minister voller Genugtuung fort. »Wir schicken ihm als Geschenk einen Hofmusiker.«
    »Einen Musiker?«
    »Einen der besten, der mit Meisterhaftigkeit die schönsten Melodien unserer Komponisten vorzutragen weiß. Welch bessere Gabe könnte man denn einem kleinen Eingeborenenkönig anbieten, nachdem er dem Gesang einer Priesterin verfallen ist und sie zu seiner Göttin, seinem Fetisch gemacht hat? Zeigt ihm, dass Euer Reich ein Paradigma der Musik, der Schönheit an sich ist, dass Ihr

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