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Das Geheime Vermächtnis

Das Geheime Vermächtnis

Titel: Das Geheime Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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wie man das nennt.«
    »Deshalb ist Meredith also eine Calcott geblieben, obwohl sie geheiratet hat? Und deine Mutter auch? Aber wie kommt es dann, dass du und Beth Calcott heißt?«
    »Weil Meredith meine Eltern unter Druck gesetzt hat. Mein armer Dad – er hatte gar keine Chance. Sie hat erklärt, der Name Calcott sei zu bedeutend, um ihn abzulegen. Der Name Allen hat offenbar nicht ganz das gleiche Gewicht.«
    »Merkwürdig, dass sie das Haus euch Mädchen hinterlassen hat, obwohl der Titel auf euren Onkel übergeht. Und dass sie so versessen darauf war, die Linie fortzuführen«, sagt er nachdenklich und rührt in dem Rest Kaffee am Grund seines Bechers herum.
    »Meredith war merkwürdig. Sie hatte keinen Einfluss darauf, wer den Titel erbt, aber mit dem Haus konnte sie tun, was sie wollte. Vielleicht dachte sie, bei uns wäre die Chance am größten, dass die Linie weiterbestehen würde.«
    »Nach Clifford …?«
    »Ist sie ausgestorben. Kein Adelstitel mehr. Theoretisch könnte Clifford wieder beantragen, dass der Titel an Eddie übergeht, aber das würde Beth niemals zulassen.«
    »Nicht?«
    »Sie will nichts mehr damit zu tun haben. Na ja, eigentlich in erster Linie mit dem Haus. Womit die Entscheidung für mich gewissermaßen schon gefällt ist – wir müssten beide hier wohnen, wenn wir das Haus behalten wollten.« Dinny schweigt eine Weile. Ich kann fühlen, wie der Grund für Beths Abneigung gegen das Haus in der Luft zwischen uns Gestalt anzunehmen versucht.
    »Das wundert mich nicht«, murmelt Dinny schließlich.
    »Nein?«, frage ich und beuge mich vor. Aber Dinny geht nicht weiter darauf ein und lehnt sich vom Tisch zurück.
    »Warum seid ihr dann noch hier? Wenn ihr schon wisst, dass ihr nicht bleiben wollt?«
    »Ich dachte, es könnte gut sein. Gut für Beth. Für uns beide, genau genommen. Mal für eine Weile wieder hier zu sein und …« Ich wedele hilflos mit der Hand und suche nach den richtigen Worten. »Erinnerungen aufleben zu lassen. Du weißt schon.«
    »Warum sollte das gut für sie sein? Ich habe nicht den Eindruck, dass sie auch nur daran denken will, ganz zu schweigen davon, sie wieder aufleben zu lassen. Eure Kindheit hier, meine ich.«
    »Dinny …« Ich zögere. »Als du neulich bei uns warst, weil du sie sprechen wolltest, hast du gesagt, es gäbe da Dinge, die sie wissen müsse. Dass du ihr etwas sagen wolltest. Was hast du damit gemeint?«
    »Du hast tatsächlich gelauscht, nicht?«, entgegnet er in einem Tonfall, als wüsste er nicht recht, wie er das finden soll. Ich versuche, zerknirscht dreinzuschauen.
    »Was für Dinge, Dinny? Etwas über Henry?«, frage ich drängend und mit pochendem Herzen.
    Dinny sieht mich mit gerunzelten Brauen an.
    »Ich glaube, ich bin es ihr schuldig … nein, nicht schuldig. Das ist das falsche Wort. Ich denke, sie sollte mehr darüber wissen, was passiert ist, als wir noch Kinder waren. Ich weiß nicht, was sie glaubt, aber … vielleicht war nicht alles so, wie es aussah«, erklärt er leise.
    »Was denn?« Ich beuge mich vor und bringe ihn dazu, mir kurz in die Augen zu sehen. Er zögert und schweigt. »Beth sagt mir immer wieder, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann und es nicht so werden kann wie früher.« Ich werfe ihm einen tiefen Blick zu. »Ich will dir nur sagen, dass … dass du dich auf mich verlassen kannst, Dinny.«
    »Mich darauf verlassen, dass du was genau tust, Erica?«, fragt er, und Traurigkeit schwingt in seiner Stimme mit.
    »Was auch immer. Ich bin auf deiner Seite. Was auch immer passiert oder passiert ist«, antworte ich. Mir ist bewusst, dass ich mich nicht deutlich genug ausdrücke. Aber ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Dinny drückt Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel und kneift kurz die Augen zu. Als er sie wieder öffnet, erschrecke ich, denn es stehen Tränen darin, die noch nicht ganz zu fließen bereit sind.
    »Du weißt ja nicht, was du da sagst«, flüstert er.
    »Was meinst du damit?«
    Wieder schweigt er gedankenverloren.
    »Hast du in der Stadt alles erledigt?«, fragt er dann und steht auf.
    Als ich auf mein Handy schaue, sehe ich drei entgangene Anrufe von meiner Mitbewohnerin Annabel. Der Name scheint aus einer anderen Zeit zu stammen, aus einer völlig anderen Welt. Ich überlege kurz, ob es wohl irgendein Problem mit der Miete gibt oder mit dem Heizkörper in meinem Zimmer, der immer wieder leckt und auf den Teppich tropft. Aber diese Fragen erscheinen mir im Moment so

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