Das Geheimnis der Contessa - Historischer Roman
Magdalena.«
Bella strahlte. Der Koch kratzte sich am Kopf und wandte sich wieder seinem Braten zu.
»Du sollst in die Sala kommen, Koch.«
Umberto stand am Herd und nahm sich einen Taubenflügel aus dem Topf. Er schnupperte daran und biss herzhaft hinein, dann sagte er mit vollem Mund:
»Na los, er ist begeistert.«
Massimo richtete seine Schürze und ging. Es war ihm ganz und gar nicht daran gelegen, mit seinem Fürsten zu reden. Das letzte Mal hatte er sich gut herausgewunden – aber was würde heute passieren? Als er den großen Saal betrat, stand di Nanini am Kamin und wärmte sich die Hände am Feuer. Erst als Massimo fast bei ihm war, drehte er sich um.
»Hältst du mich für einen Dummkopf, Koch? Tauben mit Rosenwasser – du würdest nie diesen Einfall haben, und wenn du einen See mit Rosenwasser dein Eigen nennen könntest. Also …«, der Principe hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und blickte seinen Küchenmeister streng an, »… wer hatte die Eingebung mit dem Rosenwasser?«
»Magdalena, Sua Altezza.«
Massimo war froh, dass es nun heraus war. Es war schwer genug, Temperament und Talent des Mädchens verborgen zu halten, und nun, wo der Fürst es wusste, war er nicht mehr allein mit seiner Last.
»Sie ist das Kind, von dem man spricht, habe ich Recht?« Di Nanini schritt vor seinem Koch auf und ab. »Sie war in Lucca, am Hof von Ascanio di Cavalli, in der Küche bei Gianni Fiore, und nun ist sie – auf wunderbare Weise – hier bei uns. Habe ich Recht? Habe ich Recht, so sag schon!«
Die letzten Worte hatten in Massimos Ohren wie Donnerhall geklungen. Er fiel auf die Knie und faltete die Hände.
»Sie … sie wurde mir anvertraut, Herr. Sie ist ein Segen für unsere Küche. Sie ist schlau und verständig und wird uns nur Freude machen. Bitte schickt sie nicht fort, mein Fürst.«
»Fortschicken?«
In der Stimme des Principe erklang auf einmal so etwas wie Ironie.
»Ich werde doch nicht den besten Koch, den meine Küche je kannte, fortschicken. Sie ist mein Leibkoch. Sag ihr das.«
»Sie ist ein kleines Mädchen, mein Fürst.«
Massimo blickte zu Boden, erschrocken über seine Kühnheit. Er hatte seinem Herrn ein Widerwort gegeben. Sein Herz schlug schnell vor Angst. Di Nanini schien es nicht zu bemerken.
»Und bald wird sie eine Frau sein. Und nun geh und schick sie zu mir.«
Der Koch schluchzte auf. Er war sich sicher, die Zuneigung seines Herrn an das Kind verloren zu haben. Mit gebeugten Schultern verneigte er sich, dann wandte er sich um. Kurz bevor er die Tür zur Sala erreicht hatte, richtete di Nanini abermals das Wort an ihn.
»Massimo. Es war richtig, dass du sie beschützt hast. Du bist ein guter Koch, und du bist ein guter Mensch, und das werde ich dir nie vergessen. Nun geh.«
Massimo kämpfte mit sich. Zwar fühlte er sich von seinem Fürsten verstanden und geachtet, doch die Eifersucht auf Bella nagte schwer an ihm. Wie sollte er mit dem Mädchen künftig umgehen? Es tat gut zu wissen, dass di Nanini vollkommen darüber im Bilde war, von wo die Kleine stammte. Nachdenklich nahm er sich ein Stück Brot und schnitt ein großes Stück Speck ab. Seufzend biss er hinein; wenn er nicht weiterwusste, war Essen immer ein schöner Trost und brachte ihn auf andere Gedanken.
Das Brot war noch ganz frisch; Massimo sog den Duft ein und dachte an die vergangene Nacht. Er verstand nicht, was Fabrizio gegen ausladende Brüste hatte. In Erinnerung an Rosa und ihre Fertigkeiten musste er grinsen. Seitdem er ihr die Ehe versprochen hatte, war sie noch freizügiger, und wenn er sich ausmalte, sie immer so halten zu können wie in der letzten Nacht … Es war schön, wenn ihr Gesicht ganz weich wurde im Moment der größten Lust, wenn sie ihn an sich zog und noch enger an sich presste. Natürlich konnte sie auch zänkisch sein, und wie, aber sie hatte ein gutes Herz.
Der Abend, als Hector ihnen Bella gebracht hatte, war auf einmal wieder gegenwärtig. Rosa hatte sich wie eine Mutter um das verstockte Kind gekümmert und war in den folgenden Tagen immer in ihrer Nähe geblieben, damit sie sich leichter an die vielen neuen Menschen gewöhnte. Vielleicht war es an der Zeit, dass Rosa Kinder bekam. Massimo kratzte sich am Kopf. Das Weib hatte ihm wirklich vollkommen den Kopf verdreht. Er dachte ans Heiraten! Aber war das so ein schlechter Gedanke? Zum kommenden Osterfest würde alles für Fabrizios Vermählung bereitet werden – da käme es auf ein paar Kapaune und Lämmer für
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