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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Unterägyptens, den Gau des Sopdu.
    Je weiter sie sich vom Mittelmeer entfernten, umso besser ging es der Schiffsbesatzung. Die Sümpfe mit ihren angriffslustigen Insekten wurden immer weniger, dafür fuhren sie durch fruchtbares Ackerland und grüne Palmenhaine. Ihr Boot gelangte auf einen Hauptarm des Nils und kam dank ständigen Nordwinds schnell voran.
    »Wo genau müssen wir hin?«, fragte der Kapitän wieder einmal.
    »Zur Insel des Sopdu.«
    »Das ist doch verbotenes Gelände… na ja, verboten für Weltliche. Ich nehme an, das kümmert uns nicht.«
    Das Lächeln, das Isis daraufhin andeutete, bestätigte seine Vermutung, und es war ihm eine Ehre, besonders geschickt anzulegen.
    Auf dieser Insel lebte eine kleine Gemeinschaft von Ritualisten, die das Heiligtum des Sopdu betreuten, des mumifizierten Falken mit dem Osiris-Bart und den zwei MaatFedern auf dem Kopf. Die Oberin, eine schlanke, große, dunkelhaarige Frau mit ernster Miene, begrüßte Isis.
    »Wer ist die Herrin des Lebens?«
    »Sechmet.«
    »Und wo verbirgt sie sich?«
    »Im verehrungswürdigen Stein.«
    »Wie kannst du den bekommen?«
    »Indem ich sein Geheimnis mit der spitzen Nadel der Akazie durchbohre, die Sopdu gewidmet ist.«
    Nun führte die Oberin Isis zu dem Heiligtum. Zu Füßen des mumifizierten Falken lag die Nadel aus Türkis.
    Die Priesterin hob sie in Augenhöhe.
    »Aus Re, einem Geschöpf aus Metall, wurde ein Stein geboren, der Osiris wachsen lassen sollte«, erklärte die Oberpriesterin von Abydos. »Dieser verborgene Stein verwandelt Lebloses in Gold, und ich brauche ihn heute, um die Auferstehung zu vollenden.«
    Die Augen des Falken begannen zu glühen.
    Mit der Spitze der Akaziennadel berührte Isis die zwei Federn. Der Körper des Raubvogels öffnete sich, und ein würfelförmiger Stein aus Gold kam zum Vorschein. Bubastis, die Hauptstadt der achtzehnten Provinz Unterägyptens, des Vorderen Königskindgaus, war eine offensichtlich wohlhabende, belebte Stadt. Man feierte dort gerade ein Fest zu Ehren der Katzen-Göttin Bastet, in dessen Verlauf die Festgäste meist jedes Schamgefühl verloren. Isis wurde von mehreren Soldaten begleitet.
    Seltsam, dass sich die Helfershelfer des Propheten nicht zeigen, dachte Sekari. Da er mit Sicherheit nicht aufgegeben hat, muss er sich wohl eine noch besser vorbereitete Falle als die bisherigen ausgedacht haben. Und vielleicht hier in Bubastis. Auf jeden Fall darf ich nicht unachtsam werden. Nordwind und Fang blieben ebenfalls wachsam. Scharen von Katzen flüchteten sich beim Anblick des großen Hundes auf Mauervorsprünge oder Dächer außerhalb seiner Reichweite. Vor dem Haupttempel stand eine Kolossalstatue, die den ka von Sesostris verkörperte. Die kleine Truppe erwies ihm die Ehre, und Isis bat ihn um die Kraft, bis zum Ende ihrer Suche durchzuhalten.
    Die hübsche Oberin der Priesterschaft mit ihren Mandelaugen empfing ihre Schwester aus Abydos in einem Garten, in dem Hunderte von verschiedenen Arzneipflanzen wuchsen. Die Mediziner, Schüler der gefürchteten Sechmet, pflückten hier die Gaben der sanftmütigen Bastet, die zur Herstellung von Heilmitteln notwendig waren.
    Unter dem Sessel ihrer Herrin saß eine außergewöhnlich große schwarze Katze und beäugte Isis, ehe sie sich behaglich zusammenrollte und zufrieden schnurrte. Offensichtlich hatte sie nichts gegen den unerwarteten Gast.
    »Erreicht diesen Garten das Licht des Himmelsfensters?«, fragte Isis.
    »Es hat sich gerade geschlossen«, klagte die hohe Priesterin,
    »die Strahlen des Jenseits erleuchten nicht mehr die Truhe der Mysterien. Von nun an wird sie verschlossen bleiben.«
    »Ihr Inhalt ist aber unabdingbar für die Mysterienfeier«, erklärte Isis. »Hast du schon die Beschwörungsformeln gesprochen?«
    »Ja, aber ohne Erfolg.«
    Sekari hatte Recht: Der Prophet würde nie aufgeben. Als er das Fenster von Bubastis verdunkelt hatte, zerstörte er einen wichtigen Übergangsort zwischen Sichtbarem und
    Unsichtbarem und verhinderte, dass Isis in den Besitz eines Schatzes gelangte, der für die Wiederherstellung von Osiris’
    Körper notwendig war.
    »Hat sich irgendjemand aus deiner Gemeinschaft auffällig verhalten?«
    »Ja, ein ständiger Priester ist weggelaufen und hat das Buch der himmlischen Fenster mitgenommen«, gestand die hohe Priesterin.
    Isis machte ein paar Schritte durch den Garten. Als sie auf ein Beet mit Kamillenpflanzen zuging, sprang die große Katze plötzlich auf, weil sie eine Viper entdeckt

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