Das Geheimnis der Götter
alle.«
»Und wenn sich nicht beweisen lässt, dass ich unschuldig bin? Angenommen, ein Teil der Sicherheitskräfte wird gegen mich aufgehetzt und verhält sich ungerecht – dann sind meine Erfolgsaussichten ziemlich gering!«
»Wenn wir nicht von Maats Weg abweichen, kommt die Wahrheit ans Licht.«
Sehotep fröstelte. Ein hässlicher, kalter Wind blies über das Land und wollte es ins Verderben stürzen.
Unerschütterlich bereitete sich der Pharao auf einen Kampf vor, dessen Ausmaß und Härte auch den Mutigsten verschreckt hätten.
15
Der Oberbefehlshaber der Sicherheitskräfte von Abydos hielt Bina auf.
»Wohin denn so eilig?«
»Ich gehe wie immer in den Tempel, um die Lebensmittel zu holen und den ständigen Priestern zu bringen.«
»Das muss ja ziemlich langweilig sein?«
»Mir gefällt meine Arbeit, und ich möchte keine andere.«
»In deinem Alter redet man doch nicht so! Wenn du dich ein bisschen anstrengst, wirst du bestimmt befördert.«
»Ich will mich aber nur nützlich machen.«
»Also bitte, jetzt hab dich doch nicht so! Ich hätte gute Lust, dich einer Leibesuntersuchung zu unterziehen.«
»Warum denn?«
»Das kannst du dir wirklich nicht vorstellen? Ein so hübsches Mädchen wie du gibt sich ja wohl kaum damit zufrieden, irgendwelchen alten Priestern, die nur ihre Riten und Schriften im Kopf haben, das Frühstück zu bringen. Ich bin mir sicher, dass du einen Geliebten hast. Und ich kann aus
Sicherheitsgründen verlangen, dass du mir seinen Namen nennst.«
»Tut mir schrecklich Leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber das stimmt nicht.«
»Schwer zu glauben, meine Schöne! Dass du den
Glücklichen schützen willst, kann ich ja verstehen. Aber ich muss nun einmal alles wissen, was sich hier in Abydos abspielt.«
»Wie kann ich dir denn beweisen, dass du dich irrst?«
Der Offizier verschränkte die Arme vor der Brust.
»Zugegeben… Dann müsstest du zusehen, dass du möglichst bald heiratest.«
»Damit eilt es mir aber gar nicht.«
»Mach dir doch nichts vor, Bina! Und wirf dich vor allem nicht irgendeinem unzuverlässigen Kerl in die Arme, sondern hol dir lieber Rat bei einem Mann mit Erfahrung.«
»Meinst du vielleicht bei dir?«
»Viele verführerische junge Frauen umschwärmen mich. Ich bleibe nur deinetwegen so standhaft.«
Bina tat so, als wäre sie gerührt. »Ich fühle mich sehr geehrt. Leider bekomme ich nur wenig Lohn und glaube nicht, dass ich eines Mannes in deiner Stellung würdig wäre.«
»Weißt du nicht, dass viele Würdenträger einfache Mädchen aus dem Volk zur Frau nehmen?«
Die hübsche Dunkelhaarige senkte verlegen den Blick.
»Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
Er strich ihr zärtlich über die Schulter. »Überstürze nur nichts, mein Herz. Wir haben alle Zeit der Welt, um glücklich zu sein.«
»Meinst du wirklich?«
»Du musst mir nur vertrauen, dann wirst du nicht enttäuscht!«
»Gibst du mir ein wenig Bedenkzeit?«
Der Offizier lächelte albern. »Natürlich, mein Schätzchen. Aber ich hoffe, du lässt mich nicht zu lange warten.«
Bina machte sich auf den Weg, wobei sie die Hüften verführerisch schwang.
Allmählich wurde die Lage verfahren. Lange würde sie diesen Liebhaber leichter Mädchen nicht mehr hinhalten können. Jeder erzählte er die gleiche Geschichte. Weil er ihrer aber schnell überdrüssig wurde, ging er von einer zur anderen, versprach ihnen abends die Ehe und hatte am nächsten Morgen alles vergessen.
Bina hoffte darauf, dass der Prophet bald zur Tat schreiten würde. Wenn er den entscheidenden Angriff gegen Abydos begann, wollte sie den Offizier eigenhändig töten.
Die vier jungen Akazien waren vergiftet und verströmten nur noch ein schwaches Kräftefeld, das den Propheten nicht aufhalten konnte. Die heruntergefallenen Nadeln, die ihn in die Beine stachen, freuten ihn.
Jetzt gab es nur noch einen Schutz für den Baum des Lebens: die vier Löwen, die nie die Augen schlossen. Diese unermüdlichen Wächter würden jeden vernichten, der die Akazie des Osiris verletzen wollte. Der umhüllte Pfeiler in ihrer Mitte, das Zeichen für die Zwei Länder, verlieh ihnen bedrohliche Macht.
Der Prophet hütete sich, auch daran zu rühren. Solange er Osiris nicht getötet hatte, verströmte dieser Pfeiler gefährliche Kräfte.
Da er selbst Bina in die schreckliche Löwin verwandelt hatte, fürchtete er sich aber nicht vor den Raubtieren. Er war sich nur noch nicht
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