Das Geheimnis der Götter
Fehlschlag für die Soldaten und heftiger Widerstand der Bewohner, einschließlich unserer tapferen Leute, die ausgeharrt haben. Bei dem Sandalenverkäufer hat man sich sogar entschuldigt! Die Gesetze werden in Ägypten eben ernst genommen, und man darf mit den Untertanen des Pharaos nicht willkürlich umgehen. An dieser Schwäche wird die jetzige Macht scheitern.«
»Wurde denn niemand von unseren Leuten verhaftet?«
»Nein, keiner. Die Gerüchte über Sobeks Tod scheinen begründet, weil man die Soldaten und nicht die völlig hilflosen Sicherheitskräfte zum Einsatz gerufen hat. Man stelle sich nur das Durcheinander bei der Obrigkeit vor! Truppenaufmarsch, Versuche mit Spitzeln, gründliche Untersuchungen – nichts bringt Ergebnisse! Wir bleiben einfach unantastbar. Und dafür müssen wir unserem Meister, dem Propheten, danken. Sein Schutz macht uns unverwundbar.«
»Ja, gewiss«, unterstrich der Libanese, »aber gegenseitige Abschottung und größte Vorsicht sind weiterhin angebracht.«
»Bedeutet die Ausschaltung von Sobek für uns nicht einen entscheidenden Vorteil?«
»Schon, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es auch noch General Nesmontu gibt.«
»Dieser Greis kann seinen Truppen doch nur noch gut zureden! Sie wären nicht einmal in der Lage, Widerstand innerhalb der Stadt in Schranken zu halten.«
»Wo wollt ihr euch denn verstecken, du und deine Leute?«
»Da, wo uns mit Sicherheit niemand sucht: In dem Viertel, das gerade von oben bis unten durchsucht wurde! Zusammen mit unserem neuen Warnplan kann man uns dort unmöglich ausfindig machen.«
Der Libanese hatte sich vor kurzem etwas ausgedacht, was den Aufständischen, die an vorderster Front kämpfen sollten, größtmögliche Sicherheit gab.
»Aber lasst uns nicht zu lange zappeln. Diese Art von Unterkunft ist ziemlich ungemütlich.«
»Ich warte nur auf den Befehl des Propheten.«
Diese Antwort beruhigte den Krauskopf. Denn hin und wieder zweifelte er an der spirituellen Hingabe des Libanesen, weil der doch gutem, reichlichem Essen nicht widerstehen konnte, und fragte sich, ob ihm seine Stellung als Führer aller Widerständischen nicht vielleicht zu Kopf gestiegen war. Nun war er erst einmal wieder zufrieden.
»Wenn es so weit ist, werden meine Männer und die meiner Freunde im Namen des Propheten und seiner neuen Lehre zuschlagen. Wir töten alle Ungläubigen, nur wer zu unserem Glauben übertritt, wird verschont. Gottes Gesetz wird eingeführt, und geistliche Gerichte verfolgen alle Gottlosen und alle schamlosen Weiber.«
»Memphis einzunehmen, wird nicht ganz einfach sein«, dämpfte der Libanese seine Zuversicht. »Die Verbindung unter unseren verschiedenen Trupps bereitet mir noch ernste Schwierigkeiten.«
»Räum sie aus dem Weg! Was auch geschieht, der Prophet wählt den richtigen Zeitpunkt. Und die Ägypter sind so vergnügungssüchtig, dass sie unserer Reinigungswelle vollkommen wehrlos gegenüberstehen werden. Hunderte von Sicherheitsbeamten und Soldaten werden sich auf die Knie werfen und uns anflehen, sie zu verschonen. Und wenn wir dann ihre abgeschnittenen Köpfe auf der Spitze unserer Lanzen zur Schau stellen, ergreifen die Offiziere die Flucht und überlassen den Pharao seinem Schicksal. Wir liefern dem Propheten einen lebendigen Sesostris!«
Der Libanese freute sich zwar ebenfalls auf diese schönen Aussichten, wollte aber den Feind nicht unterschätzen und traute auch seinen eigenen Leuten nicht recht. Sobald der Sieg eingefahren und er zum Oberhaupt der geistlichen Sicherheitskräfte ernannt war, wollte er den Krauskopf und seinesgleichen unter dem Vorwand hinrichten lassen, sie seien sittenlos. Solche schwärmerischen Menschen waren zur Eroberung sehr gut zu gebrauchen, verwandelten sich danach aber nur allzu leicht in unbeherrschte, gefährliche Wesen.
Drei Pillen morgens, eine mittags, drei am Abend, verschiedene Aufgüsse über den Tag verteilt: Medes’ Gattin befolgte die Anweisungen Guas aufs Wort genau. Kaum hatte sie die Mittel geschluckt, die Apotheker Renseneb für sie gemischt hatte, fühlte sie sich unbeschwert und entspannt. Endlich konnte sie wieder friedlich schlafen, hatte keine hysterischen Anfälle mehr und regte sich kaum noch über etwas auf. Ihr neues Zimmermädchen und ihr neuer Koch lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Und der Koch bereitete die erlesensten Gerichte und köstliche Nachspeisen zu, mit denen sie sich voll stopfte.
Auf einmal sprühte sie nur so vor Tatendrang und
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