Das Geheimnis der Götter
Offizier an den Hals und versuchte ihn zu küssen.
»Doch nicht hier, und in diesem Sturm!«
»Doch, hier und jetzt.«
Erregt streifte der Offizier das Kleid von ihren goldbraunen Schultern.
Als er ihre Brüste küssen wollte, griff ihn Shab von hinten an und zog ihm eine Lederschnur um die Kehle.
Sein Tod war kurz und schmerzhaft.
Dazu hatte man ihn verurteilt, weil er erfahren hatte, wohin Iker unterwegs war. Außerdem wollte ihn Bina sowieso töten, weil sie seine anzüglichen Blicke nicht länger ertragen konnte. Begas bescheidene Behausung war wenig einladend und hätte einer gründlichen Instandsetzung bedurft. Zu Ikers großer Überraschung hatte der strenge Mann aber eine Art Festmahl angerichtet. Auf einer langen Holztafel mit Tischtuch standen zwei Krüge Wein und verschiedene Schalen mit Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst.
»Ich bin sehr erfreut, dass Ihr mein Gast sein wollt, Königlicher Sohn. Heute Abend wollen wir feiern.«
»Was gibt es denn zu feiern?«
»Euren Sieg, was sonst! Oder habt Ihr etwa nicht gerade Abydos erobert? Lasst uns auf diesen gewaltigen Sieg trinken.«
Iker trank einen Becher. Er fand den Wein zwar etwas bitter, wollte sich aber nicht beklagen.
»Eure Wortwahl erstaunt und stört mich«, gestand er Bega.
»Ich fühle mich nicht als Eroberer, und es geht hier auch nicht um einen Krieg. Ich habe nur den Wunsch, Osiris und dem Pharao zu dienen.«
»Also bitte, jetzt tut doch nicht so bescheiden! In Eurem Alter hoher Herr über die ständigen Priester von Abydos, was für ein Schicksal! Jetzt esst und trinkt aber, bitte.«
Iker gefiel der beißende Spott seines Gastgebers ganz und gar nicht.
Verärgert nahm er ein bisschen von dem Dörrfisch, aß etwas Salat und trank ein wenig von dem Wein, der noch immer genauso bitter schmeckte.
»Was wolltet Ihr mir eigentlich sagen, Bega?«
»Warum denn diese Eile! Wenn dieser Sandsturm noch schlimmer wird, könnt Ihr heute nicht nach Hause. Ich biete Euch aber gern meine Gastfreundschaft an.«
»Sind denn diese Enthüllungen, die Ihr mir angekündigt habt, wirklich so bedeutsam?«
»O ja, das könnt Ihr mir glauben!«
Auf einmal spiegelte Begas Blick unverhohlene Angriffslust. Eine hässliche, eiskalte Gemeinheit kam zum Vorschein, so als stünde er endlich vor einem üblen Ziel, das er lange für unerreichbar gehalten hatte.
»Könnt Ihr mir das bitte etwas genauer erklären?«
»Warum denn so ungeduldig, das erfährst du alles noch früh genug! Jetzt will ich erst einmal diesen Augenblick genießen. Dein Sieg täuscht, du ehrgeiziger junger Emporkömmling. Als du das Amt beansprucht hast, das mir von Rechts wegen zusteht, hast du einen nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen. Dafür wirst du jetzt zahlen.«
Iker stand auf. »Ich glaube, Ihr seid nicht ganz bei Trost!«
»Hier, sieh dir meine Hand an.«
Plötzlich verschwamm Iker alles vor den Augen, was sicher an seiner Müdigkeit und dem schlechten Wein lag. Doch nach einer Weile konnte er ganz deutlich Begas Handfläche erkennen, in die eine winzige, seltsame Gestalt geritzt war.
»Da sieht fast so aus wie… Nein, unmöglich! Ein Kopf…
Das ist der Kopf des Seth!«
»Sehr richtig, Königlicher Sohn.«
»Aber… Aber was hat das zu bedeuten?«
»Setz dich wieder, du taumelst ja.«
Gezwungenermaßen befolgte Iker diese Anweisung und fühlte sich dann ein wenig besser.
Bega sah ihn hasserfüllt an. »Es bedeutet, dass ich ein Verbündeter des Seth bin und zur Verschwörung des Bösen gehöre – so wie übrigens auch Medes und Gergu. Sind das etwa keine großartigen Enthüllungen? Da staunst du wohl.«
Iker war wie benommen und begriff nicht recht, was er da hörte. Sein Blut kochte. Diese Verwirrung führte er darauf zurück, dass man ihn so überrumpelt hatte. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass ein ständiger Priester so schlecht sein konnte? Der Pharao hatte also Recht gehabt – das Böse gedieh mitten in Abydos.
Ein großer bartloser Mann mit kahlem Schädel erschien und sah Iker mit seinen roten Augen unverwandt an.
Bega verneigte sich vor ihm.
»Ich verspreche Euch, Herr, diesmal kann nichts und niemand den Königlichen Sohn retten.«
»Wer seid Ihr?«, fragte der junge Mann.
»Denk einmal nach«, riet ihm eine sanfte Stimme, »dies Geheimnis dürfte nicht schwer zu lösen sein.«
»Der Prophet! Der Prophet hier, mitten im heiligen Reich von Abydos…«
»Du hast die schwierigsten Prüfungen gemeistert und zahlreiche Gefahren überstanden,
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