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Das Geheimnis der Haarnadel

Das Geheimnis der Haarnadel

Titel: Das Geheimnis der Haarnadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fitzgerald Heard
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Er teilte darin mit, daß er weiteres Kapital aufgetrieben habe, daß er einen beträchtlichen Prozentsatz an Liquidationszahlungen für seine alten Aktien erwarte, die mit der vorherigen Gesellschaft untergegangen seien, und daß er auf Kommissionsbasis gegen das, was man wohl einen unverschämt hohen Anteil nennen könnte, bereit sei, weiteres Kapital zu besorgen. Das war also das Geheimnis seines veränderten Betragens mir gegenüber! Er brauchte noch mehr Geld, und da er sich nicht vorstellen konnte, daß ich nicht mehr der Gauner war, der ich früher einmal gewesen war, glaubte er immer noch, ich würde noch einmal ein rundes Sümmchen herausrücken. Doch wie es den meisten Amateuren im Abfangen von Briefen und, was dergleichen Geschäfte mehr sind, ergeht, entdeckte ich nun, da ich meine Informationen erhalten hatte und meinen schlimmsten Verdacht bestätigt sah, daß ich nicht wußte, wie ich mich weiter verhalten sollte.«
    Mr. M. nickte. »Das ist stets der Punkt, wenn ich das einflechten darf, an dem ein guter Detektiv den Hebel anzusetzen versucht. Am Anfang ist er nur selten so klug wie derjenige, der sich die ersten Schritte eines Verbrechens ausgedacht hat. Erst an der Stelle, an der der Verbrecher zu improvisieren beginnt, findet der Verfolger die Lücken in seiner Verteidigungslinie und die Löcher im Tunnel. Das >verstrickte Geweb’, das wir weben, wenn auf Trug unser Trachten gestellt ist nicht, wie jenes moralisierende Gedicht meint, der erste Schritt, sondern vielleicht der zwölfte, wenn die Variablen allmählich außer Kontrolle geraten.«
    »Nun, ich beeilte mich, meine Spuren zu verwischen. Außerdem hätte ich mich wirklich als Monstrum gefühlt, wenn Jane meinetwegen Scherereien bekommen hätte. Und auf diesen Impuls hin, auf die Entscheidung, demjenigen zu helfen, den wir kennen, um den Preis eines viel größeren Schadens für Tausende, die wir nicht kennen, begab ich mich hinaus in Regen und Schnee, wobei ich immerhin spürte, daß ich etwas tat, das ich nicht tun wollte.«
    »Was ebenfalls«, schaltete Mr. M. sich ein, »nicht gerade eine gute Maxime ist.«
    Eine Einschätzung, der ich nur zustimmen konnte.
    »Sobald sie im Briefkasten lagen«, fuhr Milium fort, »und ich nicht mehr an sie herankam, alles wieder ordentlich zugeklebt und in der Obhut der königlichen Post, schlugen, wie nicht anders zu erwarten, meine Gefühle um. Doch die Sache war mir aus den Händen genommen, so schwer sie auch auf meinem Gewissen lastete. Und Sankey hatte offenbar, nachdem er beschlossen hatte, nicht noch einmal zu versuchen, mich in seine Bande aufzunehmen, ebensowenig das Bedürfnis mich zu sehen wie ich ihn.
    Bald sah ich auch die ersten Anzeichen, daß seine Schurkerei sich auszahlte. Ich bemerkte, daß er wesentlich mehr Geld ausgab, als die stattlichen Summen, die ich ihm zahlte, decken konnten, und als ich mich diskret umhörte, erfuhr ich, daß er nicht auf Kredit kaufte, sondern bar zahlte. Auch einer der jungen Männer tauchte wieder auf. Diesmal, so darf ich mit Freude sagen, wurde ich nicht hinübergebeten. Doch während die beiden beim ersten Mal in einem durchaus ansehnlichen Sportwagen vorgefahren waren, kam der eine diesmal in einem schweren Rolls-Royce, mit einem in Seehundfell und Grau livrierten Chauffeur und gar einem ähnlich gekleideten Pagen dazu – alles Zeichen einer plötzlichen Hebung dessen, was wir damals Lebensstandard zu nennen pflegten. Schon der schiere Protz war mir widerwärtig.«
    Dann fügte er nach einigem Zögern hinzu: »Ich nehme an, Sie denken, daß ich keinen sachlichen Bericht liefern und Ihnen das alles bestenfalls subjektiv schildern kann – daß ich versuche, es bewußt oder unbewußt so darzustellen, daß die Dinge mir einfach zustießen und ich nichts davon aus eigenem Antrieb tat.«
    »Nein, nicht zwangsläufig«, versicherte Mr. M. ihm. »Ich will Ihnen sogar, um Ihnen Mut zu machen, verraten, daß ich längst zu dem Schluß gekommen bin, daß uns viel häufiger, als es die Gesetze des Zufalls erklären können, etwas, nach dem wir auf der Suche sind, auf halbem Wege entgegenkommt.«
    Das schien Mr. Miliums Skrupel zu zerstreuen, und er hob wieder an. »Genau was ich auch feststellte. Ich stellte fest, daß ich diese abscheuliche Geschichte nicht aus meinen Gedanken verbannen konnte und daß auch kein Ausweg möglich war. Ich war nicht bereit, vor Gericht zu gehen und meinen Anteil daran einzugestehen und eine lange Gefängnisstrafe auf mich zu

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