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Das Geheimnis der Haarnadel

Das Geheimnis der Haarnadel

Titel: Das Geheimnis der Haarnadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fitzgerald Heard
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nehmen, nur damit Sankey sie ebenfalls verbüßen mußte. Im Grunde wollte ich auch nicht, daß er ins Gefängnis kam. Ich wollte einfach nur, daß diese Geschichte aufhörte. Außerdem, so sagte ich mir in meiner Ratlosigkeit, wenn ich und die drei anderen ins Gefängnis wanderten, hätte denn damit das, was am oberen Kongo vor sich ging, ein Ende? Man konnte doch sicher sein, daß O. K. Johnstone sich jetzt vor der Polizei in Europa gehörig in acht nahm.
    Und es ergab sich, daß ich den ersten Schritt aus dieser aussichtslosen Lage und hin zu neuen Schwierigkeiten unternahm, als ich versuchte, meinen Verstand von diesen Sorgen abzulenken, die nun einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nahmen und oft zur Folge hatten, daß ich Sankey mit einer Art Abscheu haßte. Ich bin immer gern zu den großen Versteigerungen von Kuriosa in London gegangen, bei Christie’s und Sotheby’s, denn im Sammeln von Kunstgegenständen hatte ich einen echten Trost gefunden. Ich fuhr nicht nur, um zu kaufen, denn diese Häuser sind auf ihre Weise auch bedeutende Bildungsstätten. Man könnte sich die Kulturgeschichte weiter Landstriche des Westens und eines Gutteils des Osten vergegenwärtigen, wenn man regelmäßig dorthin ginge, und mir vertrieben solche Studien die Gedanken an die Gegenwart, die ich nun die meiste Zeit nur noch als qualvoll empfinden konnte. Denn zu meinem moralischen Kummer kam noch die Sorge hinzu, daß ich nicht wußte, wie lange Sankey mir auch nur meine bis dahin bestehende Immunität noch gewähren und mich nicht drängen würde, mit ihm ins Geschäft zu kommen. Ich war überzeugt, daß er mittlerweile zu einem jener unangenehmen, hochgefährlichen und gar nicht so seltenen Menschen geworden war, bei denen die moralische eine geistige Verwirrung nach sich gezogen hat, zu einem von den Ganoven, die glauben, daß ihnen jeder Coup gelingen muß und daß ihre Macht, anderen Schaden zuzufügen, sie immun gegen jeden Gegenangriff macht.
    Es war eine jener großen Sammelauktionen – einige bemerkenswerte Sammlungen von kleinen, doch angesehenen Sammlern waren auf den Markt gekommen. Darunter befand sich eine Reihe kleinerer Werke der bedeutenderen unter den zweitrangigen Barockmeistern, einige schöne Schmiedearbeiten, zwei ausgezeichnete Wandteppiche, ein schöner Satz Majolika und ein halbes Dutzend früher Arbeiten aus Murano-Kristall; dazu der übliche Brokat, Möbel aus geprägtem Leder sowie einige schöne Waffen – die üblichen Stücke, die man im siebzehnten und frühen achtzehnten Jahrhundert in italienischen Patrizierhäusern fand.
    Alles erzielte gute Preise, bis ein Stück an die Reihe kam, für das sich zu meiner Überraschung niemand zu interessieren schien. Für meine Begriffe hätte es ebenso wie die anderen – vielleicht sogar mehr, ein Museumsstück sein sollen. Doch schon bei einer lächerlich niedrigen Summe blieben die Gebote aus. Ich wandte mich an den Händler, der für mich zu bieten pflegte, und flüsterte: >Wieso?<
    >Restauriert<, flüsterte er zurück.
    Doch in seiner Gestaltung und Ausführung und mit den Einlegearbeiten war es ein wunderschönes Stück, und auch wenn es« – Mr. Milium suchte einen Moment lang nach einem Wort und sagte dann ohne rechte Überzeugung: »- nur ein Handwerkszeug war, war es doch ebenso dekorativ wie jedes Möbelstück. Als der Auktionator >Zum zweitem rief, stieß ich meinen professionellen Begleiter in die Seite, und er nickte, womit er nur zehn Shilling mehr bot als der Vorgänger. Wiederum hob der Auktionator zu seiner dreiteiligen Formel an, doch für dieses Objekt war es das letzte Mal, und wir erhielten den Zuschlag.
    Als wir es am Ende der Auktion entgegennahmen, meinte mein Händler zu mir: >Den Preis ist es natürlich wert. Aber es hätte das Zehnfache erzielen können, wenn es vollständig original wäre. Das Problem damit ist, daß in der vorigen Generation irgendein alter Trottel den originalen Mechanismus gegen einen anderen ausgetauscht hat. Warum können Menschen die Dinge nicht so lassen, wie sie sind? Er hat doch sicher nicht vorgehabt, es zu benutzen.<
    Aber da bin ich mir nicht so sicher.
    Natürlich kann eine solche Beschäftigung mit Spielsachen eine wirkliche Sorge nicht vergessen machen. Sie unterdrückt sie nur für den Augenblick – und nicht einmal das funktionierte in meinem Fall.«
    »Nein«, sagte Mr. M. und stieg an die Oberfläche dieses Gespräches, wie eine große Forelle nach einer Fliege schnappt. »Nein; der Vorfall

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