Das Geheimnis der Highlands
ruhigen, äußerst unbeteiligten Stimme. Diese heisere Stimme, die ihn beinah in den Wahnsinn trieb, denn die Worte, die sie fallenließ, konnten nur Lügen sein. Dennoch sah sie nicht aus, als würde sie gezwungen. Da war kein Schwert an ihrer Kehle. Kein Schimmer von Tränen in ihren Augen. Und ihre Stimme … sie war gefaßt und ruhig. »Er hat mich nur mit größerem Vergnügen bedroht, als du es mir je gegeben hast. Er hat wahre Magie, über die er herrscht. Vergeude nicht deine Zeit, hinter uns herzujagen. Du wirst uns nicht finden. Er hat versprochen, mich an Orte zu bringen, von denen ich nie zu träumen gewagt habe.« Adrienne trieb ihr Pferd näher an das des Schmieds.
Adam schenkte dem Hawk ein blendendes Lächeln. »Es sieht aus, als ob du am Ende doch verloren hättest, hübscher Vogel.«
»Nein!« brüllte Hawk, hechtete auf den Schmied zu und zog in einer fließenden Bewegung sein Schwert. Der Hengst buckelte bei Hawks Gebrüll und tänzelte wild zur Seite.
Rushka fiel Hawk in den Arm und drückte ihn so heftig zu Boden, daß das Schwert zu seinen Füßen in die Erde trieb.
Adam hob seine Hand.
»Nein!« Adrienne gebot eiligst der Hand des Schmiedes Einhalt. »Du wirst ihn nicht verletzen. Kein Blutvergießen. Du hast es verspr …, es macht so viel Dreck«, verbesserte sie sich. »Ich mag kein Blut. Es macht mich krank.«
Adam neigte den Kopf und ließ seine Hand sinken. »Dein Wunsch ist mir Befehl, Schönheit.«
»Ist das wirklich das, was du dir wünschst, Mädchen?« Hawks Augen waren schwarz und seelenlos.
»Ja«, sagte sie leise. Vorsichtig.
»Er zwingt dich nicht?« Sag es mir, sag nur das eine Wort, und ich werde ihn mit bloßen Händen töten.
Sie schüttelte den Kopf und sah ihm geradewegs in die Augen.
»Sag es«, preßte Hawk hervor. »Er zwingt dich nicht?«
»Er übt … keinen Druck … auf mich … aus.«
»Liebst … du … ihn …?« Er haßte sich selbst, als seine Stimme bei diesen Worten brüchig wurde. Seine Kehle war so zugeschnürt, daß er kaum atmen konnte.
»Ich liebe ihn so, wie ich Eberhard geliebt habe«, seufzte sie. Sie lächelte Adam inhaltslos an, der bei ihren letzten Worten plötzlich die Augen verengt hatte.
»Genug, Schönheit.« Adam ergriff ihre Hand. »Das Universum erwartet uns, und dein Vergnügen sei mein Befehl.«
Hawks Herz zog sich zusammen und verwand sich. Der verfluchte Eberhard. Ihre erste Liebe, ob er mit ihr geschlafen hatte oder nicht. Er wandte sich ab, bevor er eigenhändig ein blutiges Massaker auf dem Hügel veranstalten würde.
Als er schließlich erneut seinen Blick auf sie richtete, war es zu spät – sie war fort.
Die Masse der Hunderte auf dem Hügel bei Dalkeith-Upon-the-Sea stand fassungslos da, als beide Pferde samt Reitern einfach in die Nacht entschwanden. Einen Moment lang waren sie noch da. Im nächsten Augenblick – nichts.
Doch eine leise Stimme wurde vom Windhauch getragen. Du hattest recht mit deinen Falken, Sidheach , kamen die letzten seltsamen Worte der Frau, die er geliebt hatte und die so eindrucksvoll den ehemals stolzen Herrn von Dalkeith-Upon-the-Sea vernichtet hatte.
Lydia ergriff kraftlos seinen Ärmel.
Rushka fluchte grob in einer Sprache, die niemand jemals zuvor gehört hatte.
Hawk starrte geblendet in die Nacht.
Kapitel 30
»Wo sind wir?« fragte Adrienne Adam unbewegt.
Er führte ihr Pferd am Zügel über einen dunklen Pfad durch einen seltsamen Wald. Ineinander verästelte Zweige woben einen knorrigen Baldachin über ihrem Kopf. Gelegentlich stach ein fahler Lichtschein durch das dichte Dunkel, so daß die knarrenden Äste schimmerten wie ausgebleichte Knochen.
Keine Grillen. Keine normalen Geräusche, nur das Kreischen fliegender Kreaturen. Das Farnkraut raschelte und gab kurze Blicke frei auf zwergwüchsige Gnome mit wilden Gesichtern. Sie erschauderte zutiefst und legte die Arme um sich.
»Du bist in meinem Reich.«
»Wer bist du wirklich , Adam Black?« Ihre Stimme überschlug sich bei diesem einfachen Satz, voller Seelenqualen.
Als Antwort bekam sie ein verächtliches Lächeln. Nichts weiter.
»Sag es mir«, verlangte sie dumpf. Aber der düstere Mann an ihrer Seite ritt schweigend weiter.
»Sag mir zumindest, warum .«
»Warum was?« Er sah sie höhnisch lächelnd an.
»Warum hast du mir das angetan? Was habe ich verbrochen? Warum hast du mich durch die Zeit geschickt und hastmich wieder fortgenommen?« Und warum hast du mein Herz gebrochen und mich innerlich
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