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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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uns?«

    Krischan nickte ernst. »Für jedes Haus, ob mit oder ohne Kinder, wird um Wärme und Licht für das neue Jahr gebeten.«
    Als das Rasseln und Scheppern näher kam, gesellte sich Benno zu den beiden Männern. Verwirrt blickte er auf die größer werdenden Lichtpunkte, zog den Schwanz ein und begann zu knurren.
    »Schscht. Das sind nur Männer aus Fleisch und Blut, auch wenn es nicht so aussieht«, beruhigte Jeels ihn.
    Nach einiger Zeit konnten sie Pechfackeln erkennen, die die Dunkelheit durchbrachen. Getragen wurden sie von furchteinflößend aussehenden Wesen. Allen voran schritt ein hoher schlanker Mann, der eine große Laterne an einem Stab vor sich her trug. Um die Schultern hatte er sich eine Kuhhaut geschlungen. Sein Gesicht war hinter einer holzgeschnitzten Maske verborgen, die den ganzen Kopf bedeckte. Die dämonischen Züge der Maske stellten eine Kreatur dar, die halb Tier, halb Mensch war. Auf dem Schädel ragten zwei Hörner aus einer Wolke von Haaren. Dem Anführer folgte ein Knecht, der ebenfalls eine Maske trug und mit Schaffellen bedeckt war. Ein schwerer Sack baumelte über seiner rechten Schulter. Zwei weitere Gesellen mit Laternen hielten sich im Hintergrund. Die Schar schleppte lange Ketten hinter sich her, an denen Kuhglocken befestigt waren, die bei jedem Schritt ein eigentümliches Geläut von sich gaben.
    Benno begann wie wild zu bellen und die Zähne zu fletschen. Krischan tätschelte ihm besänftigend das Fell, und nachdem der Hund den Anführer beschnüffelt hatte, wedelte er mit dem Schwanz und beruhigte sich.
    »Guten Abend, werte Herren«, rief Jeels den Männern zu. »Darf ich euch in meine bescheidene Hütte bitten?«
    Mit zustimmendem Brummen folgten der Sünnerklaas und sein Gefolge der Aufforderung und traten ein. Während Jeels den Branntwein hervorholte, nahmen die Männer Platz. Krischan
schenkte ein. Jeels schnitt dicke Scheiben Käse und Würste auf. Beim Essen und Trinken schoben die Männer ihre Masken ein Stück weit hoch, so dass der Mund frei wurde. Nachdem die Gesellen sich gestärkt hatten, fingerte der mit dem Sack für Jeels und Krischan Kringel heraus und überreichte sie mit einer Verbeugung. Jeels seinerseits zückte die Börse und spendete reichlich. Daraufhin fing die ganze Meute an, mit den Glocken zu scheppern und ließ ein merkwürdiges Geheul hören, das nach einem Rudel Wölfe klang. Der Sünnerklaas rammte gebieterisch seinen Laternenstock mehrmals fest auf den Boden und Stille trat ein.
    »Glück und Segen allerwegen,
Ohne Klage alle Tage,
Wärme, Sonne, lauter Wonne,
Das wünschen wir,
von Herzen dir.
Bis wiederkommt der Tag,
da Sünnerklaas hier einkehren mag.«
    Die anderen Lichtträger johlten zustimmend. Jeels versuchte, anhand der Stimmen zu erkennen, wer die Männer waren, doch zu sehr verfremdeten die Masken den Klang. Schließlich zog er vier Geldstücke aus seiner Börse und hielt sie hoch.
    »Ich bin neugierig darauf, was sich hinter den Masken verbirgt. Lasst mich sehen, wer mir Glück gewünscht hat.«
    »Der Sünnerklaas natürlich«, schallte es ihm von dem Mann, der den Sack trug, entgegen. Seinem Tonfall nach gefiel es ihm nicht, dass die Masken gelüftet werden sollten. Seine Faust fuhr protestierend in die Höhe, als die anderen begannen, an ihren Verkleidungen zu fingern. »Lasst das sein! Es ist gegen den Brauch.«
    »Ach was! Warum sollen wir uns nicht zu erkennen geben.
Hier gibt’s doch keine Kinder, die wir täuschen müssen.« Der Sünnerklaas machte den Anfang, und auch seine beiden Gesellen schoben die Masken zur Seite. Lachende Mienen mit blitzenden Augen kamen zum Vorschein. Hinrichs Luts, der Zimmermann, und ein junger Fischer namens Tido bildeten das Gefolge des Sünnerklaas . In dem Pastor der kleinen Inselgemeinde erkannte Jeels zu seinem großen Erstaunen den Nikolaus selbst. Dieser zuckte ob Jeels’ ungläubigem Gesicht nur gut gelaunt die Schultern.
    »Wie vielleicht unschwer zu erkennen ist, stammt dieser Brauch noch aus alter vorchristlicher Zeit. Der Sünnerklaas hieß früher Wotan und war die damals führende Gottheit. Indem ich meinen Segen zu diesen heidnischen Riten gebe, bekommen sie eine christliche Färbung. Ich bete auf meine Weise bei jedem Haus um Licht und Wärme für das neue Jahr. Und wer will das verdammen?«
    Krischan schlug dem Geistlichen auf die Schulter, und Jeels nickte ihm lachend zu. Der Mann gefiel ihm.
    Unter vielen Verbeugungen steckten die Lichtträger das Geld ein, riefen noch

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