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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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durchsuchten den Raum. Wo nur der Wiltert wieder steckte? Da hatte man einen Sohn mit Händen zum Zupacken, doch wenn man ihn brauchte, war der Kerl nirgends zu sehen. Die Wirtin seufzte. Selbst beim Sommerfest, wo doch nun wirklich jede Hand gebraucht wurde und das Bier in Strömen floss, verstand er es meisterhaft, sich vor der Arbeit zu drücken. So wie jetzt! Schlich sicher wieder hinter Weiberröcken her. Das war sein liebstes Vergnügen. Und mit keiner meinte er es ernst. Sie konnte die Mädchen allesamt nur bedauern, die auf seine schöne Fassade hereinfielen. Falsch wie Katzengold war der Kerl.
    Erschrocken legte sie eine Hand aufs Herz, als ihr auffiel, wie schlecht sie über den Sohn dachte. Er war wütend gewesen am Mittag, als ihm der Vater den Kopf gewaschen hatte. »Wohin mag das bloß führen?«, dachte die Wirtin, die es plötzlich mit der Angst zu tun bekam. Wenn ihn die rechte
Wut packte … Dabei war Wiltert ein so liebes Kind gewesen. Verändert hatte er sich erst später, als der Einfluss des Pastors auf ihn zugenommen hatte. Die Wirtin presste die Lippen fest zusammen. Dieser Mann hatte nichts als Unglück über ihr Leben gebracht.
    Sie öffnete die Tür zur Küche. »Wiltert«, rief sie halblaut, doch niemand gab Antwort. Resigniert wandte sie sich wieder den Bierkrügen zu. Sorgfältig strich sie den Schaum ab, setzte die Getränke auf ein Tablett und trat damit zu einem der Tische, an dem Karten gespielt wurde.
    Hannes, der Wirt, kahlköpfig und mit einem Bauch so rund wie ein Fass, saß derweil mit einigen Gästen an einem anderen Tisch zusammen.
    »Na«, fragte er mit neugierigem Blick. »Seid ihr alle von der Frau Geheimen gut mit Gästen eingedeckt worden?«
    »Ich kann nicht klagen«, sagte der Schmied und hob seine prankengroßen Hände. »Sie hat mir für drei Wochen zwei ältere Schwestern zugesteckt. Die eine ist etwas schwerhörig, und so bekommen wir fast alle Gespräche zwischen den beiden Damen mit. Aber solange die Bezahlung stimmt …«
    »Und, stimmt sie?«, fragte Hannes lauernd.
    »Der Mietvorschlag der Frau Geheimen lässt mich zufrieden sein«, meinte der Schmied zurückhaltend. »Aber es ist auch alles frisch gestrichen, und mein holdes Weib hat überall so feine Häkelarbeiten ausgelegt.« Stolz sah er in die Runde. »Da war die Hofrätin mehr als angetan.«
    Der Schuhmacher, dessen Größe und gebeugte Haltung ihm den Spitznamen »Hungerhaken« eingebracht hatte, machte ein betrübtes Gesicht. »Du Glücklicher! Uns hat sie Vorhaltungen gemacht. Wir müssten uns endlich um freistehende Bettstellen bemühen. Ich habe weniger Miete zugesprochen bekommen als im letzten Sommer.« Er verstummte und schien noch ein wenig mehr in sich zusammenzusinken.

    Der Wirt schlug ihm auf die Schultern. »Aber du bist immer noch besser dran als einige andere.« Er wandte sich an alle. »Habt ihr es noch nicht gehört? Gestern hat die Frau Geheime der alten Tedamöh die Vermietung für dieses Jahr verboten.«
    »Was?« Der Schuhmacher reckte den langen Hals.
    Der Wirt nickte bekräftigend. »Jawohl! Ihr kennt Tedamöh doch. Hat nicht geknickst, als die Hofrätin ihr beim letzten Mal einen Gast brachte, weder vor ihm noch vor der Hofrätin. Und nun hat die Frau Geheime beschlossen, dass Tedamöh erst einmal gute Manieren lernen muss, bevor sie wieder jemanden beherbergen darf.«
    »Oh Gott.« Der Bäcker, ein großer Mann mit blassem Gesicht, legte erschrocken eine Hand an die Wange. »Wovon will die Alte denn nun leben? Von drei Hühnern und einer Kuh? Noch dazu, wo sie diesen Nichtsnutz von Enkel durchbringen muss. In ihrer Lage kann man nicht aufmüpfig sein. Wenn ich im Frühjahr meine gute Stube räume und in die Küche ziehe und die Hofrätin uns einen Gast bringt, dann katzbuckele ich, bis mir der Rücken wehtut. Und wenn die Frau Geheime sich umgedreht hat, dann strecke ich ihr die Zunge raus!«
    »So ist es recht.« Hannes klopfte ihm auf die Schulter. »Nach außen hin tun wir lammfromm, aber insgeheim …« Er ließ den Satz unvollendet ausklingen.
    »Ein Gutes hat es ja.« Der Schmied verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. »Keiner von uns kommt in die Versuchung, seine Gäste zu prellen. Wir sind alle gleich klein vor den Augen der Frau Geheimen.«
    »Aber solange wir katzbuckeln und uns nur heimlich auflehnen, kann die Frau Geheime uns weiterhin dem Diktat ihrer Gunst unterwerfen«, sagte der Schuhmacher.
    »Willst du dich etwa bei der Obrigkeit beschweren und

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