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Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis der Inselrose - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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am Kopf. Wemke überlegte, wie viel Geld ihm die Frau Geheime wohl geboten hatte, damit er ihnen zur Verfügung stand.
    Als der alte Jäger bemerkte, dass außer der Hofrätin auch weitere Frauen der Jagdgesellschaft angehörten, weiteten sich seine Augen erschrocken. Das hatte er sichtlich nicht erwartet.
    Verwirrt wandte er sich an Frau Bartling. »Also mit auf die Jagd gehen, das tun natürlich nur die Herren. Ich meine wohl, dass die Frauensleute lieber hier am Strand stehen und alles beobachten sollten.«

    Die Hofrätin schüttelte vehement den Kopf. »Wie Sie unschwer erkennen können, habe ich alle Damen mit entsprechender Kleidung ausstatten lassen. Wir Frauen sind nicht weniger mutig als die Männer und wollen unter allen Umständen dabei sein.« Beifallheischend schaute sie die Damen an und zustimmendes Gemurmel setzte ein.
    Der Gedanke schien den Seehundjäger nicht gerade zu begeistern. »Ist aber eine blutige Angelegenheit. Die Weiber hier von der Insel reißen sich nicht darum. Hab noch nie von einer Seehundjägerin gehört.« Er wartete kurz. Als keine Reaktion kam, ließ er resigniert die Schultern hängen. »Ja nun, wenn es denn so sein soll. Aber ich hab wenig Lust, neben den toten Tieren auch ohnmächtige Weibsleute von der Sandbank zu schleppen.«
    »Wir sind alle unerschrocken und haben zudem unser Riechsalz dabei«, erwiderte die Hofrätin, doch Wemke konnte den anderen Damen ansehen, dass ihnen nun doch Bedenken kamen.
    Dodo Lammerts hatte sich scheinbar mit der Situation abgefunden und begann mit seinen Erläuterungen. »Die verehrten Herrschaften müssen wissen, dass die Seehunde nicht so dumm sind, wie sie vielleicht ausgucken. Sie machen uns nur zu gerne was vor und verstellen sich auch. Da meint so manch ein schlauer Jäger, er hat einen Seehund vor sich, und schießt. Doch dann ist es nur ein treibender Baumstamm oder’n Haufen Seetang, und das Tierchen hat den Kopf längst unter Wasser. Was ich mein, ist, dass wir es schlau anfangen müssen. Darum sollen Sie auch noch was lernen, bevor es losgeht. Aber das kommt gleich. Erst mal was zum Ablauf der Jagd. Es ist nu halbe Ebbe.« Er deutete auf fünf Boote, die im Sand lagen. »Hiermit fahren wir zu der Sandbank rüber, wo die Tiere gern in der Sonne liegen. Im Wasser schwimmen sie einzeln rum, aber an Land sind sie oft zu mehreren beieinander. Das ist wie
bei den Weibern, die auch immer anfangen zu schwatzen und sich zusammentun, wenn sie nichts zu arbeiten haben.«
    »Also wirklich«, rief die Frau Geheime entrüstet aus, doch Dodo fuhr unbeirrt fort. »Das mit den Seehunden kann nur klappen, wenn wir alle ganz leise sind.« Mahnend betrachtete er insbesondere die Frauen. »Sonst ist nämlich nichts mit Robbenschießen. Dann sind die Gesellen schneller weg, als wir gucken können. Wenn wir bei der Sandbank ankommen, dann steigen wir aus den Booten und marschieren ohne viel Aufhebens gegen den Wind auf die Tiere zu.« Er hob den Zeigefinger. »Wie ich schon sagte, sind sie nicht dumm, darum müssen wir uns verstellen und sie täuschen. Wir müssen selbst zu Seehunden werden.« Einige Frauen begannen zu kichern und ernteten missbilligende Blicke von Dodo Lammerts. »Dazu legen wir uns auf den Sand und stützen uns mit übereinandergeschlagenen Armen auf die Ellenbogen. Dann rutschen wir mit erhobenem Kopf und durch Bewegen von Knien und Ellenbogen näher an die Tiere ran. Wir Seehundjäger nennen es Huckseln. Ich mach das mal eben vor.«
    Er ließ sich auf den Boden fallen und imitierte die Vorwärtsbewegung der Meeresbewohner auf dem Land. Zunächst schauten die Gäste unentschlossen zu, doch dann machte Frau Bartling den Anfang und robbte Dodo Lammerts hinterher durch den Sand. Mit Ausnahme des Hofrates und Wemke folgten die anderen Gäste ihrem Treiben. Einige Damen kamen vor lauter Lachen nicht vorwärts, während andere die Bewegungen sehr gekonnt übernahmen.
    »Mein holdes Finchen, ich kann nicht«, entschuldigte sich Herr Bartling mit gespielt zerknirschtem Gesicht. »Bin ich unten, dann komme ich in dieser Pelle nicht wieder hoch.« Er zupfte an dem Jagdanzug. »Außerdem glaube ich nicht, dass mich ein Seehund für seinesgleichen halten würde, egal, wie kräftig ich hucksele. Ich eigne mich nicht als Lockvogel!«

    Wemke dagegen sah das auffordernde Winken der geheimen Hofrätin wohl, konnte sich aber nicht zum Mitmachen überwinden. In ihr sträubte sich alles gegen diese Jagd.
    »Die Schützen müssen natürlich vorsichtig

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