Das Geheimnis der italienischen Braut
da, doch sein Blick wirkte auf einmal kalt. „Wie willst du mich ihr denn vorstellen? Als deinen Freund?“, erkundigte er sich ironisch.
Ihr stieg Röte in die Wangen. Er wollte sie provozieren, das war ihr klar. „Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie.
„Ich gebe zu, das war dumm von mir.“ Er deutete ein Lächeln an. „So etwas … Lächerliches würdest du nicht tun.“
Sein verführerischer Charme und seine unbekümmerte Art machten ihn irgendwie liebenswert, aber wenn er wie jetzt seine andere Seite hervorkehrte, fand sie ihn noch unwiderstehlicher.
„Was ist mit uns, Jackie? Was sind wir?“, fragte er sanft.
„Nichts ist mit uns, es gibt kein uns“, erwiderte sie.
„Wir müssen aber irgendeine Beziehung haben, immerhin haben wir eine Tochter zusammen“, wandte er ein.
„Das weiß ich.“ Sie hörte selbst, wie gereizt ihre Stimme klang, und atmete tief durch, um sich zu entspannen. „Wir sind … ihre leiblichen Eltern, das ist alles.“
„Das hört sich sehr sachlich und nüchtern an.“ Sein spöttisches Lächeln brachte sie zur Verzweiflung. „Es handelt sich hier nicht um etwas Geschäftliches. Das weißt du doch, oder?“
„Du brauchst dich nicht über mich lustig zu machen“, fuhr sie ihn an. „Es ist für uns beide nicht leicht, aber du lässt das alles an mir aus, indem du mir das Gefühl gibst …“ Sie schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern. „Das machst du absichtlich, Romano.“
Er beendete die Diskussion mit einer wegwerfenden Handbewegung. Dann saßen sie stumm da, während das Flugzeug zur Landung ansetzte.
„Meinst du, sie wird mich mögen?“, brach er schließlich das Schweigen.
In seiner Stimme schwangen so viel Selbstzweifel und Traurigkeit, dass es ihr fast das Herz brach.
„Natürlich.“ Sein verschleierter Blick erinnerte sie an den Jungen von damals, der unter allen Umständen überlegen wirken wollte – und an den sie ihr Herz verloren hatte. Es überlief sie kalt bei dem Gedanken. „Alle mögen dich“, fügte sie hinzu.
Seine Miene veränderte sich. „Das stimmt“, erwiderte er betont ernst, aber mit einem Augenzwinkern, wie um seine Verletzlichkeit zu verbergen. „Immerhin bin ich ganz ich selbst, was man von dir nicht behaupten kann.“
Meint er das wirklich ernst, oder zieht er mich schon wieder auf? überlegte sie irritiert und beschloss, mit beißendem Spott zu reagieren.
„Das glaubst du vielleicht deshalb, weil ich so viel Klasse und …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und beugte sich so dicht zu ihr hinüber, dass sie Herzklopfen bekam.
„Alle anderen kannst du vielleicht täuschen, mich jedoch nicht“, stellte er fest und sah ihr in die Augen.
Romano hasste es zu warten. Er wollte Kate so schnell wie möglich kennenlernen. Je länger es dauerte, bis es endlich so weit war, desto stärker wurden seine Zweifel. Er hatte Angst, von seiner Tochter zurückgewiesen zu werden. Und er befürchtete, der schlechteste Vater zu sein, den man sich vorstellen konnte. Am besten würde er sogleich nach Italien zurückfliegen. Damit war Kate wahrscheinlich am besten gedient.
Trotzdem blieb er in London. Er setzte sich auf die Kante des Hotelbetts und erinnerte sich daran, wie zornig er gewesen war, als Jackie ihm eröffnet hatte, er hätte eine Tochter. Doch seit er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, waren andere Emotionen an die Stelle des Zorns getreten.
Er stand wieder auf. Das war alles so kompliziert und verwirrend.
Zunächst hatte er Jackies Entscheidung für völlig falsch gehalten. Doch jetzt konnte er sie besser verstehen. Er hatte ihr in dem Moment verziehen, als sie mit seltsam monotoner Stimme von Kates Geburt erzählte. Das hatte ihn zutiefst berührt.
Seine Einsichtigkeit störte ihn jedoch, denn eigentlich müsste er sich darüber ärgern, dass er sich ein Hotelzimmer hatte nehmen müssen, während sie in ihr Haus zurückgekehrt war. Er brauchte sie, um sich abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen.
Plötzlich läutete sein Handy. Er war froh, ihre Stimme zu hören, und verabredete sich gern mit ihr zum Abendessen.
Anschließend vertrieb er sich die Zeit mit Duschen und Lesen, ehe er Jackie pünktlich um acht Uhr in dem luxuriösen Restaurant in der Nähe ihrer Wohnung in Notting Hill traf. Nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatten, kam sie sogleich zur Sache. Man hätte fast den Eindruck haben können, die Londoner Luft hätte ihr neuen Schwung und neue Energie verliehen. Während sie
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