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Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Titel: Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen
Autoren: Boris Akunin
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zusammen.‹
O Gott … Sollte …«
    Er schüttelte sich.
    »Kirilla? Kirilla?«, riefen der Industrielle und der Wachtmeister gleichzeitig.
    Fandorin schlug sich mit der Faust an die Stirn. »Darauf hätte ich früher kommen müssen! Meine Herren, ich weiß, wer die Lämmer sind! Während Kirilla von Haus zu Haus ging und mit den Erwachsenen sprach, hat ihre Hündin die Kinder bearbeitet. Ich habe es selbst gesehen und dem keine Bedeutung beigemessen. Ich … T-Tourist!« Er benutzte ein nicht druckfähiges Attribut, das er, dereinstige Staatsrat, in seinem Leben höchstens sechs Mal in den Mund genommen hatte. »Kirilla hat die Worte des Vater Abt
›Weiße Lämmlein, fein und klein, nimmt Gott zu sich – als Engelein‹
so gedeutet: Alle Erwachsenen sind ja doch nicht zu ›retten‹, dann wenigstens die unschuldigen Kinder! Darum also hat sie ihrer Führerin den
Hundenamen
gegeben! Und dann … Darauf hätten wir auch gleich kommen müssen!
›Kloster, das in uralter Frömmigkeit leuchtet‹ –
das ist ja das Staroswjatski-Kloster. Alles passt zusammen! Wie viel Zeit haben wir verloren! Hoffentlich kommen wir nur noch zurecht! Bestimmt waren Tag und Stunde vorher abgesprochen!«
    Einander rempelnd, stürmten die vier Männer zur Tür.
     
    Engelsgesang
     
    »Ich kann es nicht glauben …« Jewpatjew blieb stehen, japste, wischte den Schweiß von der Stirn. »Sie ist ja eine Teufelin! Wie virtuos sie sich verändert hat, wenn sie in ein neues Milieu kam! Mit den Bettlern im Paradies war sie gütig, mit den Künstlern von Masilowo hat sie gescherzt, die Buchmänner beeindruckte sie mit Gelehrsamkeit … Und wie sie uns den Kopf verdreht hat! Ich will ehrlich gestehen: Sie hat mir außerordentlich gefallen …«
    »M-Mir auch«, gab Fandorin zu. »Was soll man zu den armen ›Schafen‹ sagen. Eine Frau mit Talent. Teufelin? Von unserm Standpunkt gewiss. Aber sie sieht die Welt anders.«
    Odinzow drehte sich verärgert zu ihnen um.
    »Warum bleiben Sie stehen? Jetzt ist nicht die Zeit zum Plaudern. Vorwärts, vorwärts!«
    Der Schlitten brachte sie bis zum Wald, dann ging es auf Skiern weiter, immer der Fährte nach: die eine Spur größer, mit Löchern von dem Stab, die anderen kleiner, dazu ein ungleichmäßigerbreiter Streifen, den die Kutte der Pilgerin gezogen hatte, als wäre eine riesige Schlange durch den Schnee gekrochen.
    Für Masa waren keine Skier mehr da, er hätte auch gar nicht darauf laufen können. Aber mit dem Kutscher Mitja wollte er nicht zurückbleiben, darum stakste er, bis an die Knie einsinkend, hinterher.
    »Ich lauf allein weiter!«, drohte Odinzow, der vornweg ging. »Ach, ihr!«
    Flink die Beine setzend, verschwand er in der Dunkelheit. Er war gut dran, denn er lief öfter durch den Winterwald, und die Städter konnten nicht Schritt mit ihm halten.
    »Ist es noch weit?«, fragte Fandorin; er beleuchtete mit der Taschenlampe den Weg.
    »Zum Kloster? Odinzow hat gesagt, auf Skiern eine Stunde. Kirilla hat doppelt so lange gebraucht. Noch dazu mit verbundenen Augen … Trotzdem müssen sie noch bei Tageslicht angekommen sein. Odinzow hat recht. Beeilen wir uns!«
    Masa hatte sich gerade bis zu seinem Herrn geschleppt, sich zum Ausruhen in den Schnee gesetzt und einen Bonbon in den Mund gesteckt, da brachen die Skiläufer schon wieder auf.
    Wiewohl sie langsamer als Odinzow liefen, hatten sie ihn in weniger als einer halben Stunde eingeholt.
    Zuerst hörten sie aus der Dunkelheit einen Fluch, dann erblickten sie den Polizisten. Er humpelte auf nur einem Ski; den anderen, zerbrochenen, benutzte er als Krücke.
    »Diese Hexe! Hat den Weg verzaubert! Auf glatter Strecke bin ich gestolpert! Der Ski ist zerknackt, obendrein hab ich mir den Fuß verstaucht«, klagte er weinerlich. »Wir kommen zu spät, schon wieder!«
    Sie überholten ihn, beschleunigten den Lauf.
    Schlimm war, dass es schneite. Die Fährte war immer schlechter zu erkennen. Wenn sie gar nicht mehr zu sehen wäre, würden sieauf Odinzow warten müssen. Nur er kannte den Weg durch den Wald zum Kloster.
    Aber bald standen die Bäume spärlicher, der Lampenstrahl stieß ins Leere, griff nichts aus der Dunkelheit.
    Eine Lichtung!
    Die Spuren führten geradeaus und lösten sich nach einem Dutzend Meter auf – im offenen Gelände deckte der Schnee die Erde schneller zu als im Wald.
    Die Skifahrer hielten inne.
    »Da ist es, da! Ganz in der Nähe!«, rief Odinzow von hinten.
    Er kam heran, sein Atem ging laut.
    »Da steht die
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