Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
gestochen lief Ben los, riss Rory das Buch aus der Hand und versetzte dem Jungen einen Stoß vor die Brust. »Lass gefälligst die Griffel von meinen Sachen, Adair!«
Sofort kam Lizzie ihrem Bruder zur Hilfe geeilt. Wütend funkelte sie Ben an. »Sag mal, spinnst du? Rory hat sich den Schmöker doch bloß angeschaut! Was ist denn schon dabei?«
Wütend warf Ben das Buch zurück auf den Beifahrersitz. Dann stieg er in seinen Wagen und griff nach dem Zündschlüssel.
»Ben, warte!« Callum riss die Tür auf der Beifahrerseite auf und setzte sich neben Ben, ehe der ihn daran hindern konnte. Ben stockte der Atem, als er sah, wie das Buch vom Sitz rutschte. »Was ist denn los mit dir?«, wollte Callum wissen. »Warum bist du angespannt, Makepeace? Adair hat’s sicher nicht so gemeint. Komm schon, gehen wir zurück und feiern deinen Geburtstag.« Beiläufig hob er das Buch auf – aber dabei flatterte Mays Brief in den Fußraum.
Hastig beugte Ben sich vor, doch sein Freund kam ihm zuvor. »Was ist das denn?« Er grinste. »Sag bloß, ein Liebesbrief?« Er hob eine Braue. »Na, dann wollen wir doch mal sehen, wer dir da geschrieben hat …«
»Das geht dich überhaupt nichts an!« Ben wollte Callum den Brief entreißen, doch der reagierte gedankenschnell, stieg aus dem Wagen und faltete den Brief auseinander.
Als Ben ihn endlich erreichte, war es bereits zu spät. Callum war kreidebleich geworden. »Das kann doch nicht …«
»Das geht dich verdammt noch mal nichts an, Wood!«, fuhr Ben ihn wütend an und riss ihm Mays Nachricht aus der Hand.
Ungläubig starrte sein Freund ihn an. »Sag, dass das nicht wahr ist … Sag, dass du dich nicht hinter meinem Rücken an meine Cousine herangemacht hast, Makepeace!«
Bens Augen wurden schmal. »Ausgerechnet du wagst es, mir Vorwürfe zu machen? Wie lange kennen wir uns jetzt? Fünfzehn Jahre? Oder länger?« Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte, wir wären Freunde, Wood! Ich dachte, wir könnten über alles reden und hätten keine Geheimnisse voreinander. Aber du hast es wohl nicht für nötig gehalten, mir zu erzählen,dass deine Familie ein junges Mädchen in einer Kammer unter dem Dach versteckt hält, was?«
»Halt den Mund!«, fauchte Callum. »Du hast doch überhaupt keine Ahnung, Mann!«
»Ich habe genug Ahnung, um zu begreifen, dass du mich all die Jahre von vorn bis hinten belogen hast!« Wütend funkelte Ben ihn an. »Aber weißt du, was ich wirklich nicht kapiere? Wie konntest du May das antun? Sie ist der liebste und sanftmütigste Mensch, der mir je begegnet ist. Besteht deine ganze Familie nur aus Feiglingen, dass es keiner schafft, sich gegen deinen Vater durchzusetzen?«
Ben trat auf ihn zu und packte ihn am Kragen. »Ich warne dich«, stieß er heiser aus. »Lass deine dreckigen Finger von meiner Cousine! Wenn mein Vater erfährt, was passiert ist, wird er völlig ausrasten. Und dir ist hoffentlich klar, dass es May sein wird, die dann darunter zu leiden hat!«
»Da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden! Ich werde nicht zulassen, dass einer von euch May auch nur ein Haar krümmt, verstanden?«
Mit diesen Worten riss er sich von Callum los, lief zu seinem Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Sein Ziel war Emerald Downs.
7
»Abraxas! Nemesis!« Josh stieß einen schrillen Pfiff aus, der durch das ganze Tal hallte. »Kommt her Jungs, Schluss für heute!«
Doch die beiden Hunde, die ansonsten immer aufs Wort gehorchten, blieben verschwunden. Fluchend schüttelte Joshden Kopf und packte das Werkzeug, mit dem er eine defekte Stelle im Weidezaun repariert hatte, zurück in Rocks Satteltasche. Dann stieg er auf und ließ den Hengst durch leichten Druck seiner Schenkel antraben.
Nachdem er Shelly vor der Polizeiwache abgesetzt hatte, war er nur nach Hause gefahren, um Rock zu satteln und die Hunde zu holen. Wenn es darum ging, einen klaren Kopf zu bekommen, dann war körperliche Arbeit draußen auf der Weide immer noch die beste Medizin.
Doch heute hatte ihm selbst dieses Allheilmittel nicht helfen können. Er verstand einfach nicht, warum Shelly sich nicht von ihm helfen lassen wollte. Viel mehr als das irritierte ihn aber, dass ihr fehlendes Vertrauen ihn derart mitnahm. Aber war das wirklich verwunderlich? Schließlich waren sie einander sehr nahegekommen – wie konnte sie immer noch daran zweifeln, dass er auf ihrer Seite stand?
Vielleicht, weil sie keinen Grund dazu hat, vom Gegenteil auszugehen? Oder bist du etwa nicht mehr
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