Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
sich an den Constable. »Sie wird in einer winzigen Kammer unter dem Dach gefangen gehalten, Greg! Wenn Wood nichts zu verbergen hat, soll er uns das Zimmer zeigen!«
Simmons seufzte, zuckte dann aber mit den Schultern. »Gibt es in Ihrem Haus einen solchen Raum, Sir?«
Ingram Wood nickte gleichmütig. »Natürlich.«
»Und wären Sie wohl bereit, uns dorthin zu führen?«
»Haben Sie die richterliche Erlaubnis, mein Haus zu durchsuchen?«
»Natürlich nicht«, gab Simmons zu. »Ich kann Sie lediglich bitten, aus freien Stücken einzuwilligen, um diese unschöne Angelegenheit ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.«
Angespannt rang Ben die Hände. Er rechnete fest damit, dass Callums Vater ablehnen würde. Und dann musste Greg doch sehen, dass der Alte etwas zu verbergen hatte!
Doch als Wood stattdessen mit den Schultern zuckte, ahnte Ben, dass etwas faul war. »Warum nicht«, sagte der Alte. »Kommen Sie, ich führe Sie nach oben. Danach muss ich Sie allerdings bitten, mich nicht länger zu behelligen. Ich bin ein viel beschäftigter Mann und kann es mir nicht erlauben, mir meine Zeit stehlen zu lassen.«
»Selbstverständlich », beeilte sich Simmons zu versichern. Es war offensichtlich, dass er sich alles andere als wohl in seiner Haut fühlte.
Sie verließen das Arbeitszimmer und gelangten über eine breite Treppe ins erste Obergeschoss. Eine zweite, wesentlich schmalere Holzstiege führte direkt unters Dach. Hier oben gab es nur eine Tür, am Ende eines kurzen Korridors.
Bens Herz hämmerte wie wild. Dies musste einfach die Kammer sein, in der May gefangen gehalten wurde. Es musste ! Doch das selbstzufriedene Lächeln, das Callums Vater zur Schau trug, verhieß nichts Gutes.
Was, zum Teufel, geht hier vor?
Die Tür zur Kammer war unverschlossen. Ingram Wood ließ die Besucher wortlos ein.
Nun stand Ben zum ersten Mal in Mays Zimmer. Ihr zarter Duft hing in der Luft, und er glaubte, sie noch immer spüren zu können – doch sie selbst war fort.
»Wo ist sie?« Wütend starrte er Callums Vater an. »Was haben Sie mit ihr gemacht?«
Hektisch blickte er sich in der Kammer um. An den Wänden hingen Bilder von amerikanischen Filmsternchen, ausgeschnitten aus Illustrierten. Bücher lagen auf dem Nachttisch neben dem einfachen Bett, eines davon aufgeschlagen, so als wäre gerade eben noch darin gelesen worden. Über einer Stuhllehne hing ein dünnes, dunkelblaues Strickjäckchen. Alles wirkte so, als wäre May noch vor wenigen Minuten hier gewesen.
Ben lief zum Schrank und riss die beiden Flügeltüren auf. Der Luftzug ließ die Kleiderbügel, die an der Garderobenstange hing, klappern – davon abgesehen war das Möbelstück leer.
Was bedeutete das? Hatten sie geahnt, dass Ben mit der Polizei zurückkommen würde, und May daher bereits weggeschafft?
Aber wo war sie? Irgendwo hier im Haus musste sie doch sein!
»Ich will die anderen Zimmer sehen«, forderte er. »Wenn es sein muss, stelle ich das ganze Haus auf den Kopf – aber ich gehe ohne May nicht von hier weg!«
»Jetzt reicht es aber, Makepeace!«, herrschte Simmons ihn an.
»Aber sie ist hier irgendwo, Greg!« Verzweifelt schüttelte Ben den Kopf. »Ich bin ganz sicher, dass sie hier irgendwo ist. May!« Er lief in den Korridor. »May, wo bist du? Antworte, wenn du mich hören kannst!«
Doch es war nichts zu vernehmen. Resignierend hielt Beninne. Entweder konnte May ihn dort, wo sie festgehalten wurde, nicht hören, oder man hatte einen anderen Weg gefunden, sie zum Schweigen zu bringen.
»May!«
Schwere Schritte erklangen auf der Treppe; kurz darauf erschien Callum am Ende des Flurs. »Was zum Teufel ist denn hier los? Was soll der Radau, Makepeace?«
»Callum!« Flehentlich wandte Ben sich an seinen Freund. »Wo ist May? Bitte, sag endlich die Wahrheit!«
Kurz schien Callum zu zögern und mit sich selbst zu ringen, und Ben schöpfte schon neue Hoffnung. Doch dann trat sein Vater in Begleitung von Greg Simmons hinaus in den Korridor, und seine Miene veränderte sich schlagartig.
»Gut, dass du kommst, mein Sohn. Würdest du dem Constable bitte bestätigen, dass die Nichte deiner Mutter inzwischen weitergereist ist? Ich fürchte, der junge Makepeace hier leidet unter Wahnvorstellungen …«
»Cal, bitte, ich flehe dich an!« Ben klopfte das Herz bis zum Hals. »Wir sind doch beste Freunde, fast wie Brüder! Sag endlich die Wahrheit und mach, dass dieser Albtraum ein Ende findet!«
Er sah in Callums Augen, dass er mit sich
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