Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
Körper schützen zu können.
Shelly erfasste die Situation in Sekundenbruchteilen. Einer der Polizisten kniete neben dem Streifenwagen und presste die Hand auf eine Wunde an der Schläfe. Adrian musste ihn überwältigt haben, als er gerade seine Handschellen geöffnet hatte, um ihn zum Transport zum Revier in den Wagen zu setzen.
Erschrocken schrie Shelly auf, als er auf Josh und sie zugelaufen kam – doch Adrian interessierte sich scheinbar gar nicht für sie und rannte einfach an ihnen vorbei zum Geräteschuppen.
Fragend schaute sie Josh an. »Was hat er vor?« Dann erinnerte sie sich daran, wie Adrian bei einer völlig anderen Gelegenheit einmal zu ihr gesagt hatte, dass er lieber sterbenwürde, als sein Leben in einer Gefängniszelle zu verbringen, und sie erbleichte. »Er will doch nicht etwa …?«
Josh schien sofort zu begreifen, was sie meinte. »Bleib hier«, rief er und machte Anstalten, Adrian zu folgen.
Er kam keinen halben Meter weit, da brach auch schon die Hölle los.
Es gab ein Fauchen wie von einem wilden Tier; dann explodierten die Fenster, die Tür wurde aus den Angeln gehoben und meterweit davongeschleudert. Stichflammen brachen hervor, und die Druckwelle ließ Josh und Shelly zurücktaumeln.
Die Hitze war unbeschreiblich, und einen Moment lang übertönte das Brüllen des Feuers jedes andere Geräusch – selbst Shellys Schreckensschrei.
Fassungslos starrte sie in die Flammen. Sie konnte nicht glauben, dass Adrian das wirklich getan hatte. Trotz des Feuers fror sie plötzlich, und ein Gefühl von Taubheit breitete sich in ihrem ganzen Körper aus.
»O Gott!«
Josh trat zu ihr, zog sie an sich und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. »Er hat keinen Schmerz gefühlt«, sagte er, und auch wenn Shelly ihm nicht glaubte, waren seine Worte ein Trost für sie.
Eine einsame Träne rollte über ihre Wange. Adrian war am Schluss nicht mehr der Mann gewesen, den sie einmal geliebt hatte. Im Grunde kannte sie den Menschen, der dort in den Flammen gestorben war, überhaupt nicht. Doch er war immerhin der Vater ihrer Kinder, und diese Verbindung würde immer bestehen bleiben.
»Halt still!«, forderte Shelly energisch, als Josh durch den Stoff ihres dünnen Stricktops ihre Brüste streichelte, diepraktisch genau vor seinem Gesicht platziert waren. Er lächelte herausfordernd. »Wenn du nicht aufhörst, so herumzuzappeln, kann ich die Salbe nicht richtig auftragen, und die Wunde braucht länger zum Heilen! Willst du das etwa?«
Josh lehnte sich auf dem Sessel im Wohnzimmer des Makepeace-Farmhauses zurück und lachte leise. »Um ehrlich zu sein: Das Risiko ist es mir wert!« Und als sie ihm einen spielerischen Schubs gegen die Brust versetzte, zuckte er mit den Schultern. »Was erwartest du von mir? Ich bin schließlich auch nur ein Mann!«
Nach dem schlimmen Brand, mit dem Adrian seinem Leben ein Ende bereitet hatte, waren Shelly und Josh als Erstes zum Haus von Megans Eltern gefahren. Dort war Kim ihr schluchzend um den Hals gefallen. »O, Mom!«, hatte sie ausgerufen. »Ich hatte ja solche Angst um dich, Mom! Um dich, aber auch um Lenny. Geht es … Geht es ihm gut?«
Shelly wusste inzwischen von Josh, dass Kim sich zusammen mit Lenny in einer Zwischenetage des Hauses aufgehalten hatte, von deren Existenz Shelly nichts geahnt hatte. Was die beiden dort getan haben mochten, darüber wollte sie lieber nicht zu genau nachdenken. Sie konnte Kim ohnehin nicht böse sein, immerhin verdankte sie es ihr und Lenny, dass sie noch am Leben war.
»Ja«, hatte Shelly erwidert. »Lenny geht es gut. Aber dein Vater …«
Sie brauchte nichts mehr zu sagen, Kim verstand auch so. Gemeinsam hatten Mutter und Tochter einige Minuten geschwiegen …
»Glaubst du, es war richtig, dass ich Kim erlaubt habe, bei Megan zu übernachten?«, fragte sie Josh nun. »Die ganze Sache muss sie doch ziemlich mitgenommen haben.«
»Keine Sorge. Ich kenne Julia Raleigh, sie wird ganz sichergut auf deine Tochter aufpassen. Und Kim wollte ja unbedingt bei dem jungen McMahon bleiben, während du noch den Anruf nach Oamaru zu erledigen hattest.« Er seufzte. »Du hast noch gar nichts davon erzählt. Was hat dieser Hal denn gesagt, als ihr vorhin miteinander telefoniert habt?«
»Hal war ebenso der Meinung wie wir, dass Will die tragische Nachricht nicht am Telefon erfahren sollte. Er sagte, dass sie sich heute Abend noch auf den Rückweg machen würden, aber Oamaru ist mehr als hundert Meilen von hier entfernt, und Hals
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