Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
Grund für ihn, sich weiterhin mit Shelly Makepeace zu befassen: Er musste sie dazu bringen,ihre Meinung zu ändern und ihm die Farm ihres Großvaters zu verkaufen. Andernfalls würde sich sein ehrgeiziges Projekt niemals verwirklich lassen. Und dann würde er seiner Mutter niemals beweisen können, dass Ronan und er von Anfang an richtig gelegen hatten. Er durfte diese Chance also nicht einfach verstreichen lassen! Und genau aus diesem Grund würde er sich nicht von irgendwelchen völlig unpassenden Empfindungen Steine in den Weg legen lassen.
»Mach dir meinetwegen keine Gedanken«, entgegnete er kühl. »Ich weiß, wem ich Loyalität schulde und wem nicht.«
Einen Moment lang herrschte eisiges Schweigen am Tisch. Die Luft war so aufgeladen, dass sie vor Spannung zu knistern schien.
»Weißt du eigentlich schon, was du auf der Silberhochzeit der Durhams nächsten Monat tragen wirst, Maggie?«, fragte Helen irgendwann und wechselte damit geschickt das Thema. »Josh findet, dass mein taubenblaues Seidenkleid für den Anlass zu elegant sein könnte, nicht wahr, Darling?«
Sie schmiegte sich so eng an Josh, dass der deutlich ihre kleinen festen Brüste an seinem Oberkörper spüren konnte.
Zum ersten Mal empfand er bei dieser vertraulichen Berührung leises Unbehagen.
Am Abend saß Geraldine Wood allein in ihrem Arbeitszimmer auf Emerald Downs. Nathan, ihr Mann, war bereits vor Stunden zu Bett gegangen, und auch sonst war es still im Haus. Nur das gleichmäßige Ticken der Wanduhr und das Klappern, mit dem der Wind durch die Fensterläden fuhr, war zu hören.
Der Schein der kleinen Schreibtischlampe stellte die einzige Lichtquelle im Zimmer dar, doch Geraldine hätte sich auch in absoluter Finsternis zurechtgefunden. Sie lebte seitihrer Geburt in diesem Haus. Emerald Downs war ihr Zuhause. Und deshalb konnte sie auch nicht zulassen, dass irgendjemand sein Fortbestehen gefährdete.
Vor allem nicht, wenn es sich bei dieser Person um eine Makepeace handelte!
Die Weigerung der Erbin, die Farm an sie zu verkaufen, und ihre unverschämte Drohung, sich selbst dort einzunisten … Das alles deutete darauf hin, dass die junge Frau eine echte Gefahr darstellte. Aber schon allein die Tatsache, dass sie es als Makepeace überhaupt gewagt hatte, nach Aorakau Valley zu kommen, genügte Geraldine als Grund, sie mit allen Mitteln zu bekämpfen. Aus den Erzählungen ihres Großvaters wusste sie, dass diese Leute wie Unkraut waren. Man durfte ihnen gar nicht erst erlauben, Wurzeln zu schlagen, sondern musste sie gleich mit Stumpf und Stiel ausreißen.
Und genau das würde sie nun in Angriff nehmen.
Geraldine griff nach dem Hörer des altmodischen Telefons, das vor ihr auf dem Schreibtisch stand. Die Nummer, die sie wählte, kannte sie auswendig. Geraldine war seit jeher stolz auf ihr hervorragendes Namen- und Zahlengedächtnis gewesen. Sie vergaß nie etwas, es war alles in ihrem Kopf. Jede Gefälligkeit, die ihr jemand schuldete, jeder Dienst, den man ihr erwiesen hatte.
»Guten Abend, Malcolm«, begrüßte sie Malcolm Russell, den Direktor der Aorakau Agricultural Bank freundlich. »Entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber ich habe ein dringendes Anliegen, mit dem ich mich an Sie wenden muss …«
Sie hatte Russel vor ein paar Jahren dabei geholfen, einen Skandal zu vertuschen, der für ihn den gesellschaftlichen Ruin bedeutet hätte. Sicher war er sich darüber im Klarengewesen, dass sie eines Tages eine Gegenleistung einfordern würde.
Heute war es nun so weit. Und Geraldine hegte keinen Zweifel daran, dass er seine Schweigepflicht und das Bankgeheimnis für eine Weile vergessen und ihr die Auskünfte geben würde, nach denen sie verlangte.
»Natürlich, Mrs Wood«, entgegnete er nach ihren Ausführungen auch erwartungsgemäß. »Ich werde mich bei Ihnen melden, sobald mir etwas in Bezug auf Miss Makepeace zu Ohren kommt. Sie können sich auf mich verlassen.«
Nachdem sie das Gespräch mit Russell beendet hatte, rief sie noch zwei weitere Bekannte an, die hochrangige Positionen in der Kommunalverwaltung innehatten. Beide waren ihr ebenfalls noch einen Gefallen schuldig.
Als sie das Licht der Schreibtischlampe knapp eine halbe Stunde später löschte, konnte Geraldine sicher sein, dass alles unternommen werden würde, um Shelly Makepeace möglichst viele Steine in den Weg zu legen.
Diese unverschämte Person würde es schon bald bereuen, auch nur einen Fuß auf neuseeländischen Boden gesetzt zu
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