Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
gefiel ihm, mit ihr zusammen zu sein. Da war dieses merkwürdige Gefühl von Vertrautheit, so als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen und nicht gerade erst ein paar Monate. Schon jetzt stand Shelly ihm näher, als es Helen jemals getan hatte. Und das, obwohl sie bisher nicht einmal miteinander im Bett gewesen waren!
Wenn er ehrlich mit sich sein wollte, ging es ihm schon lange nicht mehr um die Farm ihres Großvaters, wenn er mit ihr zusammen war. Das änderte jedoch nichts an seiner festen Absicht, den Plan zu realisieren, den Ronan und er zusammen entwickelt hatten. Er bemühte sich ja bereits darum, ein anderes, ebenfalls geeignetes Grundstück zu finden. Doch selbst wenn ihm das gelang – es änderte nichts an der Tatsache, dass Emerald Downs auf die Wasserstelle auf Shellys Land angewiesen war. Er zweifelte nicht einmal daran, dass Shelly bereit wäre, einer gemeinsamen Nutzung zuzustimmen, wenn seine Mutter sie nur darum bat. Doch erfürchtete, dass eher die Hölle zufrieren würde, bevor Geraldine Wood vor einer Makepeace zu Kreuze kroch.
Davon abgesehen war das mit Shelly und ihm vermutlich ohnehin keine besonders gute Idee. Du solltest einen Schlussstrich unter die Sache setzen, ehe es zu spät ist, sagte er zu sich selbst. Und es stimmte: Ehe und Familie, das war einfach nichts für ihn. Für so ein Leben war er nicht geschaffen, er gehörte zu den Männern, die ein freies und ungebundenes Dasein bevorzugten.
Ach ja, ist das so? Und warum fühlst du dich dann in letzter Zeit immer nur dann frei, wenn du mit Shelly zusammen bist?
Er wurde abgelenkt, als vom Krankenhausflur aufgeregte Stimmen zu ihm ins Zimmer drangen. Eine davon gehörte Shelly, das erkannte er sofort. Und die andere …
»O nein!«
Ohne zu zögern, schwang er die Beine über den Bettrand und schlüpfte rasch in seine Jeans, die über der Rückenlehne eines Stuhls hingen. Dann eilte er zur Tür hinaus – gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass seine Mutter und Shelly sich zerfleischten.
»Joshua Wood, was hat diese Frau hier verloren?« Anklagend deutete Geraldine Wood mit dem Finger auf Shelly. Ihr Blick zeigte unverhohlene Verachtung. »Hast du denn überhaupt keinen Respekt mehr vor deiner Familie?«
»Im Augenblick sehe ich hier nur eine Person, die ganz gut daran täte, ein wenig mehr Respekt zu zeigen – und das bist du, Mutter«, entgegnete Josh mit einer Gelassenheit, die er gar nicht empfand. Es gelang ihm zwar, nach außen hin die Fassade zu wahren, doch tief in seinem Innern brodelte es gewaltig. »Wir befinden uns hier in einem Krankenhaus, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte. Hier gibt es Menschen, die Ruhe und Erholung brauchen. Wenn du also bittedeine Lautstärke etwas mäßigen könntest …« Erst jetzt bemerkte er, dass abgesehen von seiner Mutter auch sein Vater und seine Schwester Maggie da waren. »Was macht ihr überhaupt hier?«
»Eine Bekannte von Maggie, die in der Notaufnahme arbeitet, hat uns verständigt«, erwiderte seine Mutter – deutlich leiser, aber mit einer Stimme, die wie Eis klirrte. »Du hast es ja offenbar nicht für nötig befunden, deine Familie zu informieren!«
Wenn er ehrlich war, hatte er tatsächlich nicht daran gedacht, auf Emerald Downs anzurufen. Dazu war er viel zu viel mit sich selbst, vor allem aber auch mit Shelly beschäftigt gewesen. Nun, da er die Besorgnis in der Miene seiner Schwester bemerkte, tat es ihm leid. Die Beziehung zwischen ihm und seiner Mutter mochte schwierig sein, doch mit Maggie verstand er sich gut. Sie war so etwas wie die gute Seele von Emerald Downs.
Jetzt drängte sie sich an ihrer Mutter vorbei und umarmte ihn herzlich. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht«, stieß sie erleichtert hervor. »Was ist denn bloß passiert?«
»Es hat wieder ein Feuer gegeben, dieses Mal bei den Camerons. Tim Camerons Tochter war in den Flammen gefangen, aber die Ärzte sagen, dass sie noch einmal mit dem Schrecken davongekommen ist.«
»Josh hat sie gerettet«, meldete Shelly sich zu Wort. »Er ist todesmutig in die brennende Scheune gelaufen und hat sich und die Kleine im letzten Moment in Sicherheit bringen können, ehe alles in sich zusammengekracht ist.« Fest blickte sie Geraldine an. »Ganz gleich, was Sie von mir halten mögen, Mrs Wood – Ihr Sohn ist ein Held!«
»Ein Held?«, entgegnete Joshs Mutter kühl. »Ich würde eher sagen, er ist ein Narr!« Aus zusammengekniffenen Augensah sie Josh an. »Hast du denn nicht eine
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