Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
Zusammen mit Emily traten sie keine zwei Minuten später ins helle Sonnenlicht.
»Danke, Mom«, stieß Kim kleinlaut hervor. »Dafür, dass du mich da rausgeholt hast.«
Shelly, deren Adrenalinpegel sich nur langsam wieder senkte, blieb stehen und funkelte ihre Tochter ärgerlich an. »Eigentlich wäre es dir ganz gut bekommen, mal eine Nacht hinter Gittern zu verbringen, junge Dame. Auf diese Weise würdest du vielleicht endlich die Konsequenzen deines Handelns begreifen!«
»Was? Aber ich habe mich doch bereits dafür entschuldigt!«
»Mit Entschuldigungen allein ist es aber eben nicht immer getan«, entgegnete Shelly gereizt. »Du hast gehört, was Chief Hawthorne gesagt hat: Wenn die Angelegenheit vor Gericht landet, kannst du nicht damit rechnen, noch einmal glimpflich davonzukommen.« Sie schüttelte den Kopf. »Und das alles nur, weil mein liebes Fräulein Tochter mal wieder vergessen hat, ihren Kopf einzuschalten, bevor sie handelt, und sich beschwatzen lässt, ein Paar billige Ohrringe zu klauen!«
Wie vom Donner gerührt starrte Kim sie an; ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du bist ja so was von gemein!«, schluchzte sie; dann wirbelte sie herum und lief davon.
»Kim, bleib stehen!« Shelly wollte ihrer Tochter nachsetzen, doch Emily, die mit offensichtlicher Missbilligung der Auseinandersetzung gelauscht hatte, hielt sie zurück.
»War das denn wirklich notwendig?«, fragte sie. »Kim hatte Ihnen die Sache mit den Ohrringen doch schon längst gebeichtet. Es ist nicht gerade fair, ihr jetzt deshalb wieder Vorwürfe zu machen, finden Sie nicht auch?«
Shelly schluckte die bissige Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter und atmete tief durch. »Ich mache mir doch nur Sorgen, verdammt!« Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. »Kim scheint sich gar nicht darüber im Klaren zu sein, in was für Schwierigkeiten sie sich mit ihrer Aktion gebracht hat.«
»Nun, wenn Sie sich Sorgen machen, dann sollten Sie ihr das vielleicht auch so sagen – statt sie einfach nur anzuschreien.«
Damit verrauchten auch die letzten Überreste von Shellys Wut. Sie fühlte sich wie ein Luftballon, aus dem die Luft entwichen war. Und es tat ihr leid, dass sie Kim so ruppig behandelt hatte. »Sie haben ja recht«, räumte sie seufzend ein. »Es wird wohl am besten sein, wenn ich sie suchen gehe und mich bei ihr entschuldige.«
Emily lächelte. »Ich würde an Ihrer Stelle abwarten, bis sie sich ein bisschen beruhigt hat. Im Augenblick sind die Gemüter einfach noch zu erhitzt. Sie würden gleich wieder in Streit geraten. Lassen Sie Kim ein wenig Zeit. Sie wird schon nach Hause kommen, wenn sie Hunger bekommt. Und dann sollten Sie vielleicht auch einmal gemeinsam darüber nachdenken, wem Sie dieses unerwartete Nachspiel der Diebstahlsache zu verdanken haben …«
»Sie meinen …«
»Ich habe O’Shea entlocken können, dass Renée Mulligan die Angelegenheit zur Anzeige gebracht hat. Und die ist nicht nur die Mutter des Kaufhauseigentümers, sondern auch eine gute Freundin von Geraldine Wood!«
»Diese Makepeace ist auf jeden Fall ganz schön temperamentvoll!« Abgehackt klang Chief Hawthornes Lachen aus dem Telefonhörer. »Aber ich glaube, dass sie trotz ihres selbstbewussten Auftretens ziemlich besorgt war.«
Geraldine Wood nickte. Sie saß hinter dem Schreibtisch ihres Arbeitszimmers, den Telefonhörer in der linken Hand. »Gut«, sagte sie. »Das wird dieser Person vielleicht endlich eine Lehre sein. Ihr Aufenthalt im Tal dauert für meinen Geschmack ohnehin schon viel zu lange.«
Geraldine war zufrieden, vor allem mit sich selbst. Dabei war es nicht einmal allzu schwer gewesen, ihre Freundin Renée Mulligan davon zu überzeugen, sich über die Entscheidung ihres Sohnes hinwegzusetzen und den Polizeichef in der Diebstahlsache Kim Makepeace doch noch einzuschalten. Danach hatte sie Hawthorne durch die Blume zu verstehen gegeben, dass sie die Makepeace’ lieber heute als Morgen aus Aorakau Valley verschwunden sehen wollte.
Und wie so oft hatte er sich als äußerst hilfreiches Werkzeug erwiesen.
»Ach, übrigens«, fügte er jetzt noch beiläufig hinzu. »Es wird Sie vielleicht interessieren, dass es eine erste Spur gibt, die uns vielleicht endlich die Identität unseres Feuerteufels offenbaren könnte.«
Geraldine horchte auf. »Tatsächlich? Und wie sieht diese Spur aus?«
»Nun, wir haben einen Knopf gefunden«, erklärte der Polizeichef eifrig. »Und zwar genau der an der Stelle, wo der
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