Das Geheimnis der Maori-Frau (German Edition)
letzte Brand laut Angaben des Sachverständigen ausgebrochen sein muss.«
Skeptisch runzelte Geraldine die Stirn. »Einen Knopf?«
»Ganz recht. Allerdings handelt es sich nicht um irgendeinen x-beliebigen Knopf, Ma’am! Wie es scheint, stammt er von einer historischen Uniform des Australian and New Zealand Army Corps . Das ist natürlich nur ein Anhaltspunkt, aber …«
Er redete noch weiter, doch Geraldine hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Die Erwähnung des Uniformknopfes hatte einen kurzen Erinnerungsblitz in ihr ausgelöst. Sie kannte eine Person, die einen solchen ANZAC-Uniformknopf besaß. Diese Person hatte ihr selbst einmal erzählt, dass ein Familienmitglied im Ersten Weltkrieg gedient und die Traditioneingeführt hatte, den Knopf als Andenken von Generation zu Generation weiterzureichen.
Als ihr wieder einfiel, um wen es sich dabei handelte, beendete sie das Gespräch mit dem Polizeichef abrupt und wählte aus dem Gedächtnis heraus eine andere Telefonnummer. Mit einem Mal fühlte sie so etwas wie Aufregung in sich aufkeimen. Nicht auszudenken, wenn sich ihr Verdacht bestätigte!
Nach dem dritten Tuten wurde abgehoben. Die Person am anderen Ende der Leitung wirkte ein wenig überrascht über den Anruf. »Mrs Wood, was kann ich für Sie tun?«
Geraldine lehnte sich zurück. »Nun, wie mir scheint, sollten Sie viel eher fragen, was ich für Sie tun kann, mein Lieber.«
Ein Räuspern erklang. »Wie meinen Sie das?«
»Könnte es vielleicht sein, dass Sie etwas vermissen? Ich habe heute in der Stadt einen Knopf gefunden.«
»Sagten Sie einen Knopf?«
»Ganz recht. Und er ähnelt dem Uniformknopf, den Sie mir einmal gezeigt haben, doch sehr. Ist es vielleicht möglich, dass Sie ihn vermissen?«
»Ja, allerdings! Sie haben ihn gefunden? Aber das ist ja wunderbar! Ich war untröstlich, als ich bemerkte, dass ich ihn verloren haben muss, und …«
Geraldine hatte genug gehört. »Lassen wir doch das Geplänkel«, unterbrach sie ihren Gesprächspartner brüsk. »Ich muss Ihnen nämlich mitteilen, dass Sie den Knopf ganz woanders verloren haben. Chief Hawthorne hat mich soeben darüber informiert, dass er zwischen den Überresten der Cameron-Scheune entdeckt worden ist – und zwar genau dort, wo aller Wahrscheinlichkeit nach das Feuer ausgebrochen ist.«
Plötzlich herrschte am anderen Ende der Leitung betroffenesSchweigen. Anschließend wieder ein Räuspern. »Ich … ich …«
»Jetzt hören Sie gefälligst auf zu stottern! Lassen Sie uns zur Sache kommen. Also: Ihr Geheimnis ist bei mir in sicheren Händen. Allerdings nur, sofern Sie bereit sind, mir den einen oder anderen Gefallen zu erweisen. Haben Sie das verstanden?«
Erneut ein Räuspern. Dann: »Jawohl, Ma’am.«
»Gut. Dann hören Sie mir jetzt genau zu …«
Als Emily und Shelly zu Hause eintrafen, war Kim noch nicht zurückgekehrt. Dafür fanden sie Will in der Küche vor, der ein blaues Auge mit einem Eispack kühlte.
»Um Himmels willen, was ist denn mit dir passiert?«, rief Shelly erschrocken, als sie die Verletzung ihres Sohnes bemerkte.
»Nichts weiter, Mom«, entgegnete Will und entzog sich ihr, als sie sich sein Auge anschauen wollte.
»Nichts weiter?« Shelly runzelte die Stirn. »Das sieht mir aber ganz anders aus, mein Lieber!« Sie stemmte die Hände in die Seiten. »Also?«
Will zuckte mit den Achseln. »Ich hab halt nicht aufgepasst und bin mit dem Fahrrad gegen einen Strompfosten geknallt.«
Gegen einen Strompfosten? Shelly fand, dass es viel eher so aussah, als sei sein Gesicht mit einer fremden Faust zusammengestoßen, doch sie sprach ihren Gedanken nicht aus. Will würde es ohnehin nicht zugeben, wenn er Ärger mit irgendwelchen anderen Kindern aus dem Tal hatte.
Sie gestattete sich einen kurzen Moment des Selbstmitleids. Mit Will hatte es solche Probleme bisher nie gegeben. Kim war bekannt dafür, dass sie bei jeder sich bietenden Gelegenheitirgendwo aneckte – nicht aber Will. Warum also ausgerechnet jetzt? Hatte sie wegen der Sache mit dem Ladendiebstahl nicht schon mehr als genug um die Ohren? Die Lust auf das Pfarrfest war ihr jedenfalls gründlich vergangen. Selbst wenn Kim rechtzeitig nach Hause kam – für Shelly war die Feier jetzt schon verdorben.
»Also schön«, sagte sie mit einem Seufzen. »Ganz wie du willst. Du hast nicht zufällig etwas von deiner Schwester gehört?«
»Nein, warum? Steckt sie schon wieder in Schwierigkeiten?«
Shelly seufzte. Manchmal war ihr das Gespür ihres
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