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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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der stellenweise schon über die Ufer trat, führte rotes Wasser.
    Rebeccas Lippen bewegten sich, sie betete lautlos vor sich hin und hielt sich mit den Händen die Ohren zu, so als könne sie das Geräusch der Regenflut nicht ertragen.
    Jetzt kam auch Aaron aus dem Haus und schaute neugierig ins Freie.
    Allmählich ließ der Regen nach, um dann umso stärker wieder einzusetzen. Aber dieses Mal war es normaler Regen, der fiel. Schnell wusch er den rot gefärbten, leicht sandigen Überzug, der sich wie Mehltau auf alles gelegt hatte, wieder fort.
    Aaron machte einen Schritt in den Regen hinaus, bückte sich und griff nach dem roten Schmutz, den er zwischen den Fingern zerrieb.
    »Es hat Blut geregnet, wie in den zehn Plagen, die der Herr über Ägyptenland geschickt hat«, staunte Esther, immer noch beeindruckt.
    »Unsinn«, sagte Aaron. »Es ist einfach Staub gewesen, der in der Regenwolke von weit hergetragen worden ist. Rötlicher Staub, das ist alles.«
    »Staub oder nicht Staub, das ist ein schlechtes Zeichen«, erwiderte Esther.
    »Ja«, seufzte Aaron, »das ist es. Die Leute werden sagen, dass es das ist«, brummelte er und ging wieder ins Haus.
    Draußen war der Spuk so schnell vorbei, wie er angefangen hatte. Nur der bräunliche Schaum in ein paar Wasserlachen und im Bach erinnerte noch an den roten Regen.
    Anna hatte sich abgetrocknet und war in eine frische Tunika geschlüpft, als sie Aaron suchte und in seinem Laboratorium fand, wo er mit einem Hammer auf einem großen Stein etwas bearbeitete, das durchsichtig war, vielleicht zwei Ellen lang und aussah wie Flachs. Anna schaute ihm eine Weile zu, bis er aufhörte.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte er.
    Anna musste raten: »Ihr macht Fäden zum Vernähen von Wunden, denke ich.«
    »Ganz genau. Das sind getrocknete Tiersehnen, sie stammen aus dem Rücken eines Hirschs. Durch das Hämmern werden sie in ihre Fasern aufgespalten. Diese Fasern müssen dann gekämmt werden, um sie von den Resten der Sehnenscheiden zu befreien. Mit diesem Material habe ich die inneren Wunden der Gräfin zugenäht.«
    »Was ist daran von Vorteil?«, wollte Anna wissen.
    »Ich glaube, sie sind verträglicher im Inneren eines Körpers als normales Nähgarn. Wenn du die Fäden wieder entfernen kannst, so wie bei meiner Kopfwunde, dann kannst du auch normales Garn benutzen, was ich auch bei der letzten Naht der Gräfin getan habe. Aber im Inneren eines Menschen würde ein normaler Nähfaden verfaulen und könnte erneut Fieber oder Schlimmeres verursachen. Diese Fäden aus Tiersehnen hingegen sind sehr reißfest und aus natürlichem Material. Sie lösen sich im Laufe der Zeit von selber auf. Ich habe das schon an einem Soldaten mit einer tiefen Schnittwunde ausprobiert, es hat funktioniert.«
    Er schaute zu Anna auf.
    »Anna, ich fürchte, ich werde doch noch einmal zur Gräfin gehen müssen. Ihr sollten jetzt die äußeren Fäden gezogen werden, und das will ich selbst tun. Ich weiß, du würdest es genauso gut erledigen, aber bei der Gelegenheit kann ich sie gleich noch einmal abschließend untersuchen. Melde mich bei deinem morgigen Besuch bei ihr an. Und bitte sie, wenn irgend möglich, auch um die Anwesenheit des Grafen. Ich muss ihn dringend sprechen.«
    »Ja. Aber warum kommt Ihr morgen nicht mit mir?«
    »Ich möchte, dass der Besuch absolut geheim bleibt und wirklich niemand davon erfährt. Es sind schon genug Lügengeschichten über uns im Umlauf. Und außerdem muss ich morgen zum Rabbi.«
    »Zum Rabbi?«, fragte Anna erstaunt. »Ist er krank?«
    »Nein. Es handelt sich um etwas Geschäftliches«, meinte Aaron kurz angebunden.
    »Ich verstehe«, antwortete sie, obwohl sie es nicht verstand. Aber das war die Angelegenheit des Medicus.
    Sie setzte sich neben ihn.
    »Würdet Ihr mir beibringen, wie man diese Fäden macht?«, fragte sie.
    Er stand auf und bot ihr seinen Platz an. »Probier es«, sagte er nur, reichte ihr einen Kamm mit engstehenden Zinken und schaute ihr über die Schulter.
    Den restlichen Tag über behandelten sie einen nicht abreißen wollenden Strom von Kranken. Aaron war so geduldig wie eh und je, obwohl ihn eine seltsame Anspannung befallen hatte, was aber nur Anna auffiel, weil sie ihn inzwischen gut genug kannte.
    Am späten Nachmittag ertappte Anna ihn ungewollt dabei, wie er in seinem Laboratorium mitten in der Arbeit an einer neuen Arznei einfach die Hände in den Schoß legte, vor sich hinstarrte und grübelte. Anna machte sich mit einem Räuspern

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