Das Geheimnis der Perle
Apartmenthauses am Russian Hill. Der junge Mann, der sie begrüßte, hatte schulterlanges braunes Haar, finstere braune Augen und einen Bart, der kaum sein ganzes Kinn bedeckte. Offensichtlich hatte Simons Genie keinen Einfluss auf sein Äußeres genommen.
Cullen stellte sich vor und blockierte mit einem Fuß die Tür, sodass der Junge sie nicht wieder zuschlagen konnte. „Wir sind gekommen, um über Matthew zu sprechen.“
„Ist er schon vom Campen zurück?“
Jetzt trat Liana vor, damit Cullen nicht antworten musste. „Können wir reinkommen?“
Simon überlegte immer noch, als Cullen an ihm vorbei in die Wohnung marschierte. Lächelnd bedankte sich Liana, als hätte Simon sie selbst hereingebeten.
„Wir können ins Wohnzimmer gehen“, meinte Simon. „Lebst du hier mit deinen Eltern zusammen?“, fragte Liana.
„Mit meinem Dad. Wenn er mal zu Hause ist.“
Das Wohnzimmer war in Avocadogrün eingerichtet. Die Haarknäuel am Holzboden deuteten darauf hin, dass es hier auch einen Hund gab. Als Liana dann zum Sofa ging, sah sie, dass es von einem schnarchenden Bordercollie in Beschlag genommen worden war.
Sie nahm einen Stapel Bücher von einem Stuhl, ehe sie sich setzte. Das oberste war ein Computerhandbuch. „Interessierst du dich für Computer?“, fragte sie.
Simon zuckte die Schultern. „Ein bisschen.“
„Wir haben gehört, Matthew und du kennt euch aus demInternet?“, meinte Cullen. Er setzte sich neben Simon auf ein Zweiersofa und legte den Arm über die Rücklehne.
„Wir chatten manchmal.“
„Matthew wird vermisst, Simon.“ Liana lehnte sich vor.
„Wir müssen wissen, wo er ist, Simon. Offenbar weißt du etwas.“
„Wenn Matthew gewollt hätte, dass Sie was wissen, hätte er es doch gesagt, oder?“
„Vierzehnjährige Jungs treffen nicht immer die besten Entscheidungen. Bist du älter als er?“
„Ein bisschen.“
„Sag der Dame, wie alt du bist“, forderte Cullen ihn ruhig auf.
Simon warf einen Blick zu ihm und drückte sich tiefer in die Couch. „Achtzehn.“
„Dann könntest du ein Problem bekommen.“ Liana schüttelte den Kopf, als mache sie sich Sorgen um ihn. „Matthew ist noch minderjährig. Du könntest der Beihilfe einer Straftat angeklagt werden.“
Simon stieß ein nervöses Lachen aus. „Matthew ist doch nicht straffällig geworden, und er wird schon zurückkommen. Dann können Sie ihn ja fragen, wo er gewesen ist.“
„Wir werden es jetzt herausfinden“, erklärte Cullen, immer noch ruhig. „Wo ist er?“
Simon schwieg.
„Ist es das wirklich wert, dafür ins Gefängnis zu gehen?“, warf Liana ein. „Es war ein Fehler von Matthew, dich da mit reinzuziehen. Du schuldest ihm nichts. Und wir glauben, dass er in Gefahr sein könnte. Willst du dein Gewissen damit belasten?“
„Matthew kann auf sich selbst aufpassen.“ Er schlug sich auf die Brust. „Hier drin ist er schon viel älter als vierzehn.“
„Wir werden unseren Sohn finden“, herrschte Cullen ihn an. „Und du hilfst uns dabei.“
„Bitte.“ Liana sah ihn mit flehendem Blick an. „Er ist alles, was wir haben.“
„Wenn er Ihnen so wichtig ist, warum haben Sie es ihm dann so schwer gemacht, Sie beide zu lieben? Sie haben ihn aufgeteilt wie einen Truthahn an Thanksgiving.“ Simon sah zu Liana, dann zu Cullen. „Vielleicht hatte er einfach genug davon.“
Gedankenverloren runzelte Liana die Stirn. Hatten all ihre Probleme nach der Scheidung dazu beigetragen, dass Matthew schließlich davongelaufen war?
Cullen schüttelte den Kopf. „Wenn du nicht sofort ausspuckst, was du weißt, zeige ich dir, was man mit einem Truthahn macht, dort, wo ich herkomme.“
Endlich schien Simon es sich anders überlegt zu haben. „Matthew wird total sauer auf mich sein“, sagte er schließlich.
„Er wird drüber wegkommen.“
Simon seufzte. „Matthew hat gechattet und dabei ein Mädchen kennengelernt.“ Er schluckte. „Sie hat irgendwie Probleme, und Matthew hat versucht, ihr zu helfen. Er hat sich Sorgen um sie gemacht. Er wusste, dass Sie ihn nicht zu ihr lassen würden, aber er hatte Angst, dass sie sich was antun könnte, wenn er nicht zu ihr fährt.“
Liana war skeptisch. Simon war ein Junge, dem es Spaß machte, Erwachsene auszutricksen. Trotzdem könnte die Geschichte stimmen. Wenn Matthew glaubte, dass jemand ihn brauchte, würde er beinahe alles tun. Und sie wusste, dass er sich in verschiedenen Chatrooms tummelte.
„Wo wohnt dieses Mädchen?“, fragte Cullen.
„Es geht
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