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Das Geheimnis der Puppe

Das Geheimnis der Puppe

Titel: Das Geheimnis der Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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denkst du eigentlich von mir? Es ist nicht erblich, mein Lieber. Das hat Vati mir oft genug gepredigt. Ich bin nicht verrückt. Diese Zeichnung hätte ich ohne weiteres vorlegen können. Sie war nichts Besonderes, aber sie war auch nicht schlecht.«

    »Du hast doch noch ein paar andere Entwürfe gemacht«, sagte ich, nachdem Laura sich wieder beruhigt hatte. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Die taugen nicht viel. Den ganzen Nachmittag über habe ich noch versucht, irgendwas rauszuholen. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, die Sache rein vom Verstand her anzugehen. Glasflaschen sind gut für den Umweltschutz. In dieser Thematik steckt eine ganze Menge drin. Ich wollte etwas mit Natur machen. Natürlichkeit, verstehst du, aluminiumbeschichtete Papptüten sind nicht natürlich. Kein Mensch käme auf die Idee, einem Säugling solch eine Papptüte an den Mund zu setzen. Da nimmt man die Brust oder eben die Flasche.«
    Plötzlich sprang Laura auf.
    »Das halte ich mal kurz fest.«
    Und weg war sie. Als ich eine Viertelstunde später ins Haus ging, um zu sehen, wo sie blieb, saß sie vor dem Sekretär in ihrem Kämmerchen und zeichnete mit eingeklemmter Zunge. Sie schaute nicht einmal auf. Murmelte nur:»Geh ruhig schon ins Bett, wenn du müde bist. Ich glaube, ich hab’s jetzt. Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet.«

    »Dann lasse ich die Terrassentür noch auf«, sagte ich.
    »Denkst du daran, bevor du ins Bett kommst.«
    Laura nickte nur. Von der Tür aus erkannte ich auf dem Bogen, den sie vor sich hatte, die dezenten Umrisse einer weiblichen Brust, fast völlig verdeckt vom Kopf eines Säuglings. Etwas abseits davon eine grasende Kuh, und groß im Vordergrund eine Milchflasche, vorerst nur in Strichen angedeutet. Wie lange Laura in der Nacht noch gearbeitet hat, weiß ich nicht. Als ich am nächsten Morgen kurz vor acht erwachte, schlief sie noch fest. Ich stieg so leise wie möglich aus dem Bett, wusch mich im zweiten Badezimmer und ging anschließend hinunter. In der Halle sah ich, daß die Terrassentür immer noch offenstand. Sie jetzt noch zu schließen, lohnte nicht mehr. Ich ging in den Keller. Auch die Tür zu Lauras Zimmer stand offen. Und das Bett sah genau so aus wie am Morgen zuvor. Die Kuhle im Kissen, der Abdruck eines Körpers auf der Steppdecke. Der große Bogen, an dem Laura die halbe Nacht gezeichnet hatte, lag auf dem Boden neben dem Sekretär. Verschmiert war die Zeichnung nicht. Ich legte sie zurück auf die Klappe, direkt neben eine leere Milchflasche, von der ich annahm, daß Laura sie als Motiv benutzt hatte, strich das Bettzeug glatt und brühte Kaffee auf. Dann ging ich hinauf, weckte Laura. Während sie duschte, kümmerte ich mich um das Frühstück. Und dann kam Laura herunter, warf auf dem Weg in die Küche einen kurzen Blick in ihr Zimmer, stutzte und brüllte gleich los:»Was fällt dir ein, du Idiot.«
    Beide Arme in die Seiten gestemmt, ihr Gesicht zitterte vor Wut und Empörung. Sie stand im Gang zwischen den Türen zu ihrem Zimmer und zur Küche, streckte den Arm aus, zeigte in ihr Zimmer und fauchte mich an:»Das ist billig und gemein.«
    Es dauerte eine ganze Weile, ehe Laura sich soweit beruhigt hatte, daß sie bereit war, mir zuzuhören. Ich hatte die Milchflasche nicht hingestellt.
    »Wer dann.«
    Ihre Stimme zitterte immer noch vor Wut. Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie mich an, preßte kurz die Lippen aufeinander und stellte fest:»Du glaubst tatsächlich, daß ich es war. Du mußt mich ja für völlig verrückt halten. Denkst du, ich schleiche nachts hier herum, und am nächsten Morgen weiß ich nichts mehr davon.«
    Ich wußte nicht, was ich ihr darauf antworten sollte. Laura nickte einmal kurz.
    »Tom, ich habe in der vergangenen Nacht hier gearbeitet. Ich habe mich in den letzten Tagen vielleicht ein bißchen merkwürdig benommen. Aber das gibt dir nicht das Recht, mich für verrückt zu erklären.«

    »Aber das habe ich doch nicht getan«, widersprach ich endlich.
    »Nein«, sagte Laura voller Sarkasmus, »du hast es nur gedacht. Ich weiß nicht, wer auf dem Bett gelegen hat. Ich war es nicht.«

    »Du hast die Terrassentür aufgelassen«, sagte ich lahm. Laura erschrak ein wenig und biß sich auf die Lippen.
    »Dann könnte auch jemand von draußen hereingekommen sein.«
    Sie schwieg einen Augenblick. Und ich erklärte:»Und das nicht zum ersten Mal.«
    Dann erzählte ich rasch, was ich am Tag zuvor im Keller gesehen hatte.
    »Es muß ein Kind sein«,

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