Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Das Geheimnis der Rosenkreuzerin

Titel: Das Geheimnis der Rosenkreuzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Klausen
Vom Netzwerk:
In halsbrecherischem Tempo bretterten sie über die schmale und eigentlich idyllische Schauinslandstraße durch den Schwarzwald, ohne jedoch auch nur eine Ahnung von der Schönheit der Landschaft zu bekommen, bogen von der Haldenweide auf einen etwas breiteren Waldweg ab, den Alfonso nur die Alte Land straße nannte, und stoben weiter bergauf. Die verwegene Art, mit der er die Serpentinen nahm, trieb ihr Schweißperlen auf die Stirn und verursachte ein deutliches Unwohlsein in den Tiefen ihres Magens.
    »Heidegger hat hier in der Nähe gelebt«, rief er ihr vergnügt zu, während er sich mit selbstmörderischer Geschwindigkeit einer Haarnadelkurve näherte.
    »Wer?«, wollte sie wissen. Im Stillen fragte sie sich, ob man diese Person mit dem seltsamen Namen, die Alfonso so außer Rand und Band brachte, tatsächlich kennen musste. Er nahm die Kurve, und sie ertappte sich bei einem Stoßgebet. Die intuitive, von Angst getriebene Flucht ins Religiöse nahm sie ihm übel. Doch die Kirche hatte schon immer gern die Ängste der Menschen genutzt, um sie gefügig zu machen.
    »Ein Mystiker, in dem viele einen Philosophen sehen.« Er lachte amüsiert über die eigene Antwort in sich hinein, während sie nur die Augen verdrehte.
    »Heidegger!«, stöhnte sie nur auf.
    »Noch nie etwas vom Geworfensein in die eigene Existenz gehört?«, fragte er und beschleunigte wieder. Schicksalsergeben schloss sie die Augen. Kurz darauf bremste er so stark ab, dass es sie gegen die Windschutzscheibe geschleudert hätte, wenn sie nicht angeschnallt gewesen wäre. Vorsichtig hob sie die Lider, erst das linke, dann das rechte. Der Wagen stand, und langsam, wie durch eine Pipette tröpfelte Staunen in ihr Bewusstsein.
    Sie standen auf dem verwunschenen Gipfel eines Berges und schauten in eine Mulde, in die sich ein Gehöft schmiegte, von dem man allerdings nur das Dach sah, weil es von einer hohen Mauer umgeben war.
    »Was ist denn das?«
    »Das Refugium der Rosenkreuzer«, entgegnete er so gelassen, als handele es sich um ein Berghotel.
    Sie bekam vor lauter Schauen kein Wort mehr heraus. Alfonso erklärte ihr derweil nicht ohne Stolz, dass ihr Großvater – und sein Vater – maßgeblich an der Gründung des Klosters sowie an der Planung und Ausführung des Baus beteiligt gewesen war.
    »Fremde haben keinen Zutritt, aber da du die Erbin bist, darf dir niemand den Zutritt verwehren. Komm, dort sind wir erst mal in Sicherheit.«
    Sie warf ihm einen langen Blick zu.
    »Und mit deinem Fettabsauger und seinen Anwaltsfuzzis werden wir später fertig.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, erwiderte sie zweifelnd. Vielleicht hätte sie etwas vorsichtiger mit ihrem Exmann umgehen sollen. Alfonso schien ihre Gedanken zu lesen.
    »Solche Leute sind nicht wichtig, genauso wenig wie Politiker und all diese Gebührendiebe. Das sind sie nur, weil wir glauben, sie wären es.«
    Marta kam ein Verdacht. »Sag mal, gehst du eigentlich wählen?«
    »Wen sollte ich denn wählen? Es gibt Wichtigeres!«
    Fragend schaute sie ihn an.
    »Zum Beispiel dein Herz und deine Umwelt jeden Tag etwas menschlicher zu machen. Und nicht den Lügnern eine falsche Legitimität zu verschaffen!«
    Diese Radikalität erschreckte Marta, und sie be schloss, dieses Thema künftig lieber zu meiden. Er schien wirklich in einer anderen Welt zu leben.
    Inzwischen waren sie am geschwungenen Holztor angekommen, über dem ein jugendstilhafter, zarter Bogen schwebte, der Ankömmlingen eine einladende Leichtigkeit vermittelte. Alfonso gab einen Code in die Tastatur der Sicherheitsanlage ein, und das Tor öffnete sich lautlos, wie von Geisterhand bewegt. Wäre nicht der turmähnliche Vorbau aus Glas gewesen, hätte Marta das Gebäude in der Tat für ein Bauernhaus gehalten.
    »Haben Frauen Zutritt, oder muss ich mich verkleiden und mir einen Bart ankleben?«, fragte sie lakonisch.
    Alfonso antwortete nicht auf die kleine Spitze. Eine grauhaarige, schlanke Frau kam ihnen entgegen. Die Art, in der sie die Haare offen über dem ungeschminkten Gesicht trug, und dazu das lange weiße Kleid aus Leinen verliehen ihr etwas Jugendliches, Unvergängliches.
    »Ex deo nascimur«, grüßte er die Frau.
    »In Jesu morimur«, antwortete sie mit sanftem Lächeln.
    »Per spiritum reviviscimus«, schloss er die Begrüßung. »Wir benötigen ein paar Tage Ruhe und Schutz vor neugierigen Fragen. Das ist Marta, die Enkelin unseres verehrten Großmeisters Luther.«
    »Die Erbin?«
    »Ja, die Erbin.«
    »Sei gegrüßt. Es

Weitere Kostenlose Bücher