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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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ein sprachkundiger Sekretär begleiten, denn es ist wichtig, dass Ihr auch sprachliche Barrieren überwinden könnt. Nicht immer ist Latein das geeignete Hilfsmittel. Euer Kutscher mag Euch begleiten, wenn Ihr es wünscht. Er kann aber auch gerne bis zu Eurer Rückkehr in Rom verweilen. Es ist Eure Entscheidung, Commissarius.«
    »Ich werde es mir überlegen, Eminenz«, antwortete Matthias so ruhig er konnte, fühlte er sich doch gleich beobachtet und unter Aufsicht gestellt.
    »Gut, dann bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wie sieht es mit Euren finanziellen Mitteln aus? Braucht Ihr Geld?«
    »Verzeiht, Eminenz, aber mein Herr, Churfürst Ferdinand, der Erzbischof von Cölln, hat mich hinreichend mit finanziellen Mitteln ausgestattet.«
    Barberini winkte ab.
    »Es ist das Geld des Erzbischofs von Cölln. Ich möchte nicht, dass Ihr in die Verlegenheit geratet, ihm gegenüber Rechenschaft darüber abzugeben, was Ihr für uns getan habt. Ich werde denn also auch einen entsprechenden Wechsel für Euch vorbereiten. Damit könnt Ihr überall in Italien gegen Vorlage Geld erhalten. Genießt den Tag solange hier auf Castel Gandolfo.«
    Es fiel Konrad Gropper sehr schwer, als ihm Matthias eröffnete, dass er in Rom auf ihn warten solle, bis er seine Mission erfüllt hatte. Auch die angebotene Entlohnung konnte den braven Kutscher kaum beruhigen. Doch als Diener seines Herrn hatte er sich Matthias’ Anweisungen letztendlich trotz aller Bedenken zu beugen.
    Als Matthias die versprochenen Papiere erhalten hatte, begab er sich noch einmal zu Antonio Barberini.
    »Welchen Wunsch darf ich Euch noch erfüllen, Commissario?«, fragte Barberini wieder mit diesem gewinnenden Lächeln auf den Lippen.
    Matthias fiel es schwer, im Gesicht dieses jungen Mannes Arglist zu erkennen. Er schien von der Richtigkeit dessen, was er tat, überzeugt zu sein. Konnte man ihm das vorwerfen? Antonio Kardinal Barberini war jung und ungestüm. Dennoch schien er trotz seiner jungen Jahre ganz genau zu wissen, was er wollte und welchen Weg er einschlagen musste, um seine Ziele zu verwirklichen.
    »Ich benötige von Euch noch die Erlaubnis, Caravaggios Leichnam exhumieren zu dürfen, Eminenz«, antwortete Matthias.
    »Welchem Zweck soll dies dienlich sein? Außer ein paar staubigen Knochen dürftet Ihr kaum noch etwas finden.«
    »Das mag sein, Eminenz, aber sollte dieser Künstler eines gewaltsamen Todes gestorben sein, so könnten auch die Knochen uns dies heute noch verraten.«
    Barberini blickte Matthias nachdenklich an.
    »Bene, Commissario, ich werde einen unserer besten Mediziner nach Porto Ercole ordern, der Euch dabei behilflich sein soll.«
    Matthias bedankte sich und fuhr mit Gropper zurück nach Rom, um dort seine Abreise nach Porto Ercole vorzubereiten.
1. Porto Ercole
    Matthias erschien es, als habe Barberini schon alles im Voraus geplant. Am Spätnachmittag des darauffolgenden Tages bestieg er eine Hochsee gehende Pinasse, die in Porto Trajano, wie die Italiener den Portus Romae nannten, bereit lag. Das Schiff hatte drei Masten und war voll getakelt. Das schnittige, relativ kleine Schiff diente Kurier- und kleineren Transportfahrten. Begleitet wurde Matthias von Pater Theophil, einem hochgewachsenen, hageren, aus Augsburg stammenden Theologen, der neben Italienisch und Spanisch auch Griechisch sprach sowie sich im Arabischen verständlich machen konnte. Bis zu seiner Profess war er Mitglied des Bendediktinerklosters St. Ulrich und Afra zu Augsburg. Danach studierte er in München, Florenz und Rom Theologie, Philosophie und Medizin. So war er nicht nur Matthias’ sprachbegabter Übersetzer, sondern auch der Arzt, der die Exhumierung und Untersuchung der Leiche Michelangelo Merisis vornehmen sollte.
    Es wehte ein warmer Südwestwind, so dass der Kapitän beschloss, noch am frühen Abend abzulegen und die Nacht hindurchzusegeln. Dann würde man Porto Ercole in den frühen Morgenstunden erreichen. Während der Überfahrt ging Matthias noch einmal die Unterlagen durch, die er über Caravaggio, wie man Michelangelo Merisi nannte, erhalten hatte. Darunter befand sich auch eine Biographie des Holländers Carel van Mander, der den Maler wie folgt beschrieb:
    Er ist eine wahre Mischung aus Spreu und Weizen. Nie widmet er sich mit ganzer Hingabe seinem Werk. Nachdem er ein paar Wochen gearbeitet hat, streunt er in Begleitung seines Dieners für einen oder gar zwei Monate durch die Gegend und sein Schwert sitzt locker in seinem Gürtel. Er treibt

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