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Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie

Titel: Das Geheimnis der Rosenlinie - Esch, W: Geheimnis der Rosenlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Esch
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glaube, wir werden einmal nachschauen müssen, ob der Teufel fort ist. Wir können uns hier nicht ewig verstecken, Romary«, begann Maurus.
    Der Novize nickte stumm. Unbeholfen, mit steifen Gliedern, kletterten die beiden die schmale Treppe hinauf und öffneten vorsichtig die Bodenklappe nur einen Spalt. Maurus spähte hinaus und da niemand zu sehen war, huschten beide schnell heraus und liefen wenig später durch die große Halle des Brauhauses. Durch die Fenster fiel fahles Licht in den Raum, denn die Sonne war noch nicht hinter dem Horizont aufgetaucht.
    Von dort eilten sie mit bangem Herzen den Weg hinüber zu den Hauptgebäuden der Abtei. In der Küche lag noch immer die Leiche des Kochs, nur dass sich jetzt Dutzende von Fliegen auf ihm tummelten und ihre Eier in der klaffenden Wunde am Kopf ablegten. Auf dem Weg zur Bibliothek fanden sie die entstellte Leiche Amarins. Seine Kutte war zerfetzt und an seinem Hals sah man, dass man ihn offenbar erwürgt hatte. Entsetzt klammerte sich Romary an Maurus, der selbst Trost gebraucht hätte angesichts der grauenvollen Toten überall.
    Im Armarium fanden sie Matys’ Leiche und die Frater Jeans. Die eisgrauen Augen des Alten starrten ins Leere, seine Hände waren sonderbar verkrampft. Matys Augen waren seltsam geweitet. Maurus schien es, als ob er das Grauen der letzten Augenblicke in dessen Augen sehen konnte. Das Antlitz des Teufels! Matys’ Hals war gebrochen und der Bibliothekar war offenbar mit einer Kette oder etwas ähnlichem erdrosselt worden – ein Rosenkranz, hatte Romary berichtet, so erinnerte sich Maurus. Der Jesuit kniete nieder, faltete die Hände zu einem kurzen Gebet und empfahl ihre Seelen Gott. Traurig drückte er den beiden Toten die Augen zu. Romary kauerte indes in einer Ecke und weinte still vor sich hin.
    Langsam schritt Maurus zu dem Lesepult, an dem er gearbeitet hatte.
    »Es ist weg. Dieser verdammte Mistkerl hat es mitgenommen. Es ist weg!«, stöhnte er verzweifelt.
    »Was ist weg, Bruder Maurus?«, wollte Romary weinerlich wissen.
    »Wichtige Unterlagen«, entgegnete Maurus ohne näher darauf einzugehen.
    »Meint Ihr die verbotenen Schriften?«, fragte Romary nach einem Moment der Stille zögerlich.
    Überrascht zog Maurus die Augenbrauen zusammen.
    »Verbotene Schriften? Woher weißt Du denn davon, Junge?«, fuhr Maurus den Jungen an.
    Der Novize schluchzte nur noch. Maurus schüttelte den Kopf, doch dann schritt er auf den Knaben zu und schloss ihn tröstend in die Arme.
    »Ist ja schon gut! Tut mir leid, dich so angefahren zu haben«, sagte er leise und strich dem Jungen übers Haar. »Aber nun sag schon, was weißt du?«
    »Nicht viel«, antwortete der Junge nach Luft schnappend. »Nur, dass einige Brüder den besonderen Auftrag hatten, diese Schriften zu bewachen. Amarin hatte davon erzählt und versprochen, mir eines Tages diese wichtige Aufgabe zu übertragen, wenn –«. Der Knabe stockte und hatte plötzlich wieder Tränen in den Augen. »Wenn ich brav meinen Lektionen nachkomme.«
    In Maurus stiegen Gefühle auf, die ihm bisher unbekannt waren, Rachegelüste gegenüber Frater Amarin. Wenn dessen Seele nicht bereits in der Hölle schmoren würde, dann würde er selbst, Maurus van Leuven höchstpersönlich diesen Unwürdigen dem Teufel überantworten.
    Völlig unvermittelt löste sich Maurus von Romary und rannte in seine Zelle. Romary sah ihm irritiert nach, versuchte schließlich ihm zu folgen. Maurus durchwühlte hastig seine Sachen in der Zelle, um sich schließlich beruhigt auf der Bettkante niederzulassen.
    »Gott sei Dank! Es ist noch alles da«, murmelte er mehr zu sich selbst als zu dem Novizen, der seinem Treiben verständnislos zugesehen hatte.
    »Was meint Ihr?«, fragte der Knabe dann. Maurus lächelte gequält.
    »Meine Papiere, andere wichtige Dokumente und mein Geld.«
    Der Jesuit erhob sich und nahm die Ledertasche mit seinen Habseligkeiten mit, die er über seine Schulter hängte.
    »Komm, Romary, wir müssen die anderen Brüder suchen!«
    Der Novize folgte Maurus wortlos. Einige Zeit später hatten sie auch die Leichen der anderen Brüder des kleinen Konvents gefunden. Alle waren erdrosselt worden oder man hatte ihnen den Schädel eingeschlagen. Nur von Ruperts Leiche keine Spur.
    »Wir müssen die Toten bestatten, Romary. Komm hilf mir, Junge.«
    Vor der Küche fanden Maurus und Romary eine Schubkarre, auf der normalerweise Obst und Gemüse transportiert wurde. Jetzt benutzten sie das Gerät zum Transport der

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