Das Geheimnis der Salzschwestern
wandte sich von ihr ab. »Ich weiß sowieso nicht, was die Kerle eigentlich an dir finden. Du bist nicht gerade eine Frau zum Heiraten, Dee.«
Sie nahm sich noch eine Cashewnuss und zermalmte sie mit den Zähnen. Dass sie mit Whits Kind schwanger war, würde die Sache mit der Ehe noch viel komplizierter machen, als Cutt sich das auch nur vorstellen konnte.
K APITEL 14
C laire erfuhr durch Whit von Jos Geldproblemen, und während ihr die verfallende Marsch völlig egal war, traf es sie unerwartet, welch große Sorgen sie sich um Jo machte.
»Aber wo soll sie denn hin?«, fragte sie, als Whit ihr erklärte, dass Jo noch drei Monate auf dem Gut blieben – höchstens vier. Jo war ja nicht mehr die Jüngste. Gut, sie war noch nicht alt – erst Ende dreißig –, aber auch nicht mehr wirklich jung. Wer würde sie denn einstellen? Sie kannte sich doch nur mit einem aus, nämlich mit Salz.
»Das ist nicht mein Problem«, verkündete Whit. »Sie hätte auf meine früheren Vorschläge eingehen sollen. Ich habe ihr angeboten, dass sie dort bleiben kann, solange sie mir nur das Land verkauft, aber da hat sie mir ja praktisch ins Gesicht gespuckt.«
Claire verengte die Augen zu Schlitzen. »Wann war das?« Sie wusste natürlich, dass Ida versucht hatte, das Salzgut zu kaufen, und auch, dass Whit ebenfalls seit Jahren ein Auge auf das Gelände geworfen hatte. Ihr war aber nicht klar gewesen, dass er seit Mamas Beerdigung zu Jo Kontakt gehabt hatte.
Whit winkte ab. »Ist doch egal.«
Claire zog eine Schnute. »Ich will mit diesem Land nichts zu tun haben. Ich hab dich geheiratet, um von dort wegzukommen!« Sobald die Worte ausgesprochen waren, bereute sie sie auch schon.
Whits Blick wurde starr, und er antwortete mit zusammengebissenen Zähnen: »Und ich habe dich geheiratet, um an dieses Land zu kommen.«
Claire erbleichte. »Was redest du denn da?«
»Ach, komm schon«, höhnte Whit. »Sei doch nicht so naiv. Du hast doch nicht etwa wirklich gedacht, dass ich aus Liebe in diese Familie eingeheiratet habe, oder? Nein. Ich gebe zu, dass ich dich hübsch fand, und wir hatten durchaus Spaß zusammen, doch geheiratet habe ich dich wegen deiner Hälfte der Marsch. Aber das hat deine Mutter ja mit ihrem neuen Testament zunichtegemacht.«
Claire fasste sich an den Hals. »Was willst du damit sagen?«, krächzte sie.
»Jo ist nicht die Einzige, die Geldprobleme hat, Claire. Seit ich vom College wieder nach Hause gekommen bin, habe ich versucht, den Familienbesitz zusammenzuhalten, aber das Immobiliengeschäft läuft in den letzten Jahren nicht besonders.«
Claire dachte an die leere Stelle an der Wand, wo einst Armistead Turners Porträt gehangen hatte, an das fehlende Geschirr und Idas verschwundene Diamantkette. Sie schluckte und hörte zu, als Whit fortfuhr.
»Mutter hat immer gesagt, dass das Salz all ihre Schulden tilgen würde, wenn es nur erst ihr gehörte.« Seine Augen leuchteten.
»Aber das ist doch lächerlich«, wandte Claire ein. »Sieh dir Jo nur an. Das Salz hat absolut nichts für sie getan. Warum glaubst du bloß, dass es bei dir anders wäre?«
Whit plusterte sich auf und warf sich in die Brust. »Weil ich ein Turner bin, deshalb. Das Salz hat Jo und deiner Mutter und all den Frauen vor ihnen immer Rückhalt gegeben. Das weiß doch jeder. Und deshalb hatten auch seit jeher alle Angst vor den Gillys. Keiner wollte sie heiraten, weil die Natur auf ihrer Seite war. Aber ich hatte keine Angst. Immerhin habe ich dich zur Frau genommen, oder etwa nicht? Sobald das Salz erst mir gehört, wird sich hier alles ändern.« Er trat einen Schritt näher an Claire heran und packte sie zu fest bei den Schultern. »Dabei stellst du dich mir besser nicht in den Weg. Und das meine ich ernst.«
Claire warf den Kopf herum und versuchte sich aus Whits schmerzhaftem Griff zu lösen. »Womit willst du das Land denn kaufen, wenn du so pleite bist? Ein paar Teller bringen dich da nicht weiter, da kann das Gelände so günstig sein, wie es will.« Sie dachte an das Porträt von Ida über der Treppe, das sie so sehr hasste. Wenn sie Glück hatte, würde Whit das auch noch verscherbeln, aber irgendwie hatte sie da so ihre Zweifel. Und dabei war Ida doch überhaupt an dem ganzen Schlamassel schuld.
Whits Gesicht war jetzt ganz nah vor Claires. »Und wenn ich unser Haus verschachern muss, um an die Salt Creek Farm zu kommen – das ist es mir wert.«
Claire konnte endlich eine Schulter aus seinem Griff befreien, warf ihren Zopf
Weitere Kostenlose Bücher