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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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sinken.
    Jo schaute zu Claire hinüber, die immer noch ein wenig blass aussah, ihre Schwester wich ihrem Blick aber aus und fing nun ihrerseits an, geräuschvoll in der Tasse herumzurühren. »Dir ist doch wohl hoffentlich klar, dass die Sache damit noch nicht ausgestanden ist?«, sagte Jo zu Claires Rücken. »Bei Whit gibt es keine leeren Drohungen, und du bist nicht für das Salz gemacht, das wissen wir beide. Du könntest immer noch zu ihm zurückkehren, wenn du willst. Noch ist es nicht zu spät.« Dee war erstaunt darüber, mit welcher Vehemenz sie hoffte, dass Claire es nicht tun würde. »Du könntest wieder Claire Turner sein, die feine Dame oben auf dem Hügel, und alles wäre wieder ganz normal«, sagte Jo. »Sie könnte hier verschwinden«, sie wies mit dem Kinn auf Dee, »und niemand würde etwas merken.«
    Claire fuhr herum, und obwohl ihre Haut blass war, funkelten ihre Augen. »Und genau da liegt das Problem. Darin, dass ich so einiges nicht gemerkt habe.«
    Wenn Dee gewollt hätte, hätte sie jetzt schon wieder das Falsche tun und Claires Lage ausnutzen können. Sie hatte Whits Frau nämlich noch nie so erschöpft gesehen. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, ihr Haar war zerzaust, und das verrutschte Hemd entblößte ein Stückchen Schulter. Dee hätte sie fragen können, ob ihr das Gutshaus nach all den Jahren unter dem weitläufigen Dach des Turnerhauses nicht viel zu klein und eng erschien, bemerken können, wie seltsam es Claire doch vorkommen musste, sich nach Seide und Kaschmir wieder an die alten Fetzen zu gewöhnen. Oder, dachte sie, sie könnte stattdessen nach der Schaufel greifen, wenn Claire es das nächste Mal tat, und selbst herausfinden, was das Salz mit einer Frau anstellen konnte. Sie ging zu Claire hinüber und blieb mit hängendem Kopf vor ihr stehen. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen so viel Ärger bereitet habe«, sagte sie. »Bitte werfen Sie mich nicht raus.«
    Zu ihrer Überraschung streckte Claire die Hand aus und berührte sie kurz am Arm. Diese Geste löste etwas von der Spannung zwischen ihnen. Claire zog die Hand wieder weg und rieb sich die Haut unter den Augen. »Im wievielten Monat bist du denn eigentlich?«, fragte sie und legte Dee eine Hand auf den Bauch. Aber noch bevor das Mädchen antworten konnte, schob sich Claire die losen Haarsträhnen hinters Ohr und sah zu dem Stuhl hinüber, auf dem Ethan noch immer hockte.
    »Oh mein Gott!«, rief sie. »Jetzt sieh uns nur an. Hier zittern und heulen wir herum, als wäre Whit der große böse Wolf. Vergib uns, Ethan.« Der Angesprochene sah Claire so innig an, dass Dee eins sofort wusste: Mann Gottes oder nicht, dieser Priester zappelte wie eine Forelle ganz eindeutig am Haken. Gut, dachte sie. Vermutlich verteilte die Welt Liebe eben dann, wenn die Menschen sie am nötigsten brauchten, und nahm dabei wenig Rücksicht auf Konventionen.
    Genau in diesem Moment versetzte ihr das Baby mit irgendeinem spitzen Körperteil einen Schlag in die Blase, so als wollte es sie in die Gegenwart zurückrufen. Langsam dämmerte es ihr, dass Jos Nummer mit dem Salz heute Morgen dazu dienen sollte, Dee zu sensibilisieren, ihr Augenmerk auf die Dinge zu richten, die vor ihrer Nase passierten. Hier würden Herzen gebrochen oder zumindest ordentlich durchgeschüttelt werden. Was nun für wen zutreffen würde, war noch unklar, am Ende würde aber wohl niemand mehr so genau wissen, welches Stück denn zu wem gehörte.

K APITEL 18
    M it der Ankunft von Dee und Claire hatte Jos Leben sich von einer friedlichen, gerade verlaufenden Landstraße in eine Buckelpiste voller Risse und Schlaglöcher verwandelt, so dass sie gar nicht mehr so genau wusste, wie sie darauf eigentlich fahren sollte. Einerseits war sie nicht traurig darüber, jetzt mehr Leute hierzuhaben – vielleicht konnte sie mit ihrer Hilfe das Gut wieder auf Vordermann bringen –, aber sie wusste nie, was sie tun sollte, wenn sie morgens durch den Flur ging und Claire weinend auf ihrem Bett hocken sah. Wenn Jo vorbeikam, blickte Claire auf, wischte sich die Tränen ab und knurrte grimmig vor sich hin, und dann fühlte Jo sich etwas besser. Ganz tief drin war also doch noch etwas von der alten Claire übrig.
    Jo gab ihrer Schwester eine Woche, um zu schmollen, und in diesem Zeitraum kamen drei unterschiedliche Drohbriefe von Whit, Ankündigungen seiner Scheidung (Claire zuckte nur mit den Achseln und schob diesen Brief in die oberste Schublade ihres Sekretärs), des unmittelbar

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