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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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buchstabieren können.«
    »Maggie!« sagte Catherine vorwurfsvoll. Maggie hielt mit dem Aussortieren inne und warf Catherine einen skeptischen Blick zu. Catherine hob die rechte Hand. »Ich weiß, ich weiß, genau das hätte er getan. Aber nicht, wenn ich wirklich eine Diamantenerbin wäre. Ach – ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Diamantenerbin so … so fade Kleider trägt.
    Solange ich die obskure, verloren geglaubte Nichte war … aber als reiche Erbin …« Düster blickten die beiden Frauen auf die weißen Kleider hinunter. »Vielleicht würde eine Diamantenerbin – eine von der eher bescheidenen Sorte – ja etwas von diesen Sachen tragen? Ungewöhnliche Sachen?« fragte Catherine. »Wie wäre es damit?« Sie bückte sich und zog eine kleine Kiste unter dem Bett hervor, aus der sie nach kurzer Suche ein Stoffbündel herausholte. Es war eine Bahn leuchtend blauer Seide, die an den Rändern üppig mit exotischen Stickereien verziert war. Die junge Frau drapierte den Stoff um sich und baute sich vor dem Spiegel auf. Die Kammerzofe beäugte sie kritisch und wiegte den Kopf. »Gar nicht so schlecht. Die Farbe betont Ihre Augen. Was haben wir denn sonst noch?« Catherine wühlte wieder in der Kiste und zog ein paar farbenfrohe exotische Kopfbedeckungen hervor – orientalische Kappen, die eigentlich nicht von Frauen getragen wurden. Eine davon setzte sie sich schräg auf den Kopf. »Was meinst du, wird das in Mode kommen?« Maggie rückte die Kappe zurecht und meinte dann zweifelnd: »Vielleicht. Wie steht es mit der Jacke des Prinzen?«
    »Eine wunderbare Idee!« Catherine ging zu einer großen Kommode und entnahm ihr eine schwere Jacke aus dunkelroter Seide, die sie über ihr weißes Musselinkleid zog. Das enge Kleidungsstück war nicht ganz taillenlang, hatte lange, schmale Ärmel und einen ungewöhnlichen Stehkragen. Die schwere Seide glänzte matt. Rings um den Kragen, die Manschetten und den Saum war sie mit goldenen und schwarzen Stickereien bedeckt.
    Catherine betrachtete sich im Spiegel. Das weiße Kleid wirkte gar nicht mehr fade, sondern bildete zu der herrlich roten Seidenjacke den richtigen Kontrast. Sie setzte eine schwarze Kappe mit einer kleinen goldenen Troddel auf und musterte sich nachdenklich von allen Seiten. »Wenn wir dazu noch passende Kreuzbandschuhe finden und ein Ridikül mit denselben Mustern besticken … Was meinst du, Maggie? Ganz ehrlich?« Maggie schürzte die Lippen, dann nickte sie zustimmend: »So was würde eine Diamantenerbin vielleicht tatsächlich tragen – aber nur, wenn sie einen sehr ausgefallenen Geschmack hätte.«
    »Ausgefallen? Ausgefallen – natürlich! Das ist es! Ich bin keine Allerweltserbin: Ich habe einen ausgefallenen Geschmack!« pflichtete Catherine ihr begeistert bei. »Wir können ein paar von den Sachen nehmen, die wir auf unseren Reisen gekauft haben, und wenn ich darin merkwürdig aussehe – was ich mit Sicherheit tun werde –, wird man mir das nur als Zeichen der Überspanntheit auslegen. Was bei normalen Leuten als merkwürdig angesehen wird, gilt bei reichen Erbinnen als exzentrisch, da bin ich mir sicher.
    Bin ich froh! Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir mit dieser verrückten Geschichte durchkommen. Aber jetzt, wo ich exzentrisch und ausgefallen sein darf … Also – was können wir noch verwenden?« Sie wandte sich wieder der Truhe zu, während Maggie die Kleider sorgfältig zurück in den Schrank räumte. »Wie wäre es mit dem Pfauenschal?« Catherine zog ein schwarzes Schultertuch aus feinem Kaschmirgewebe hervor, das mit zwei riesigen Pfauen bestickt war. Die gestickten Federn funkelten irisierend, fast wie echte Pfauenfedern, und die Seidenfransen, mit denen die Ränder verziert waren, waren so lang, dass sie fast auf dem Boden schleiften, als Catherine sich das Tuch um die Schultern drapierte. Das Kleid darunter war kaum mehr zu sehen. »Oder damit?« Sie zog ein weiches, fast durchsichtiges Goldtuch hervor, durch das ihre Haut hindurchschimmerte. Aufgeregt legte Catherine Stück für Stück des Truheninhalts neben sich. Dann sah sie auf. »Oh Maggie, wie gut, dass wir das alles behalten haben. Ich hatte die Sachen nur mitgenommen, damit wir etwas haben, was wir verkaufen können, wenn wir Bargeld brauchen, aber jetzt, wo ich eine Diamantenerbin bin, sind das alles unverzichtbare Accessoires. Eine Diamantenerbin! Was hat Papa sich nur dabei gedacht?« Sie schüttelte den Kopf. »Nun, wenn wir das hier als

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