Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
Mundwinkel. »Catherine, warum tanzt du denn nicht?« Besorgt kam Rose Singleton auf sie zu. »Du möchtest doch nicht wie ein Mauerblümchen hier sitzen bleiben, oder?« Eigentlich war es genau das, was Catherine im Moment vorschwebte. Was kümmerte es sie, wenn sie einen Tanz verpasste? Sie sah Rose an, wollte etwas erwidern, überlegte es sich aber anders. Roses Sorge um ihr Wohlergehen war einfach rührend. Ob wohl Rose in ihrer Jugend ein Mauerblümchen gewesen war? War das der Grund, warum sie nicht geheiratet hatte? War sie nie umworben worden? Das war schade, denn Rose hätte bestimmt eine gute Ehefrau und eine liebevolle Mutter abgegeben. Mit einem schwachen Lächeln erklärte sie: »Meine neuen Schuhe drücken ein bisschen. Mach dir keine Sorgen, Tante Rose. Ich werde aufstehen, sobald sich meine Zehen ein wenig erholt haben.«
    »Oh, du armes Ding!« Rose warf einen Blick auf Catherines merkwürdige Pantoffeln und nickte verständnisvoll. »Ruh dich ruhig ein Weilchen aus, aber du solltest nicht zu lang hier sitzen bleiben, während die anderen Mädchen alle tanzen.« Sie nickte Catherine aufmunternd zu und schwebte davon. Catherine konzentrierte sich wieder auf das Gespräch der drei Damen. »Ausgerechnet ein so altes Erbstück! Seit Generationen im Besitz der Familie. Natürlich verdächtigen sie die Hausangestellten.« Seit Generationen im Besitz der Familie? Catherine runzelte die Stirn. »Aber Maud, mir hat jemand erzählt, dass es ein Straßenraub war. Angeblich hat der Dieb sie überfallen, als sie vom Ball der Parsons nach Hause fuhr.«
    »Nein, nein, Pearl, du verwechselst da irgendetwas. Der Dieb ist mitten in der Nacht in das Haus der Alcornes eingebrochen, das weiß ich aus erster Hand. Meine Kammerzofe ist eine Cousine von Lady Alcornes Haushälterin. Der Dieb hat die Diamanten von ihrem Ankleidetisch gestohlen – Lady Alcorne hat ihn nicht einmal bemerkt, sondern schlief ruhig weiter.«
    »Liebe Güte! Er hätte sie ermorden können, in ihrem eigenen Bett!« rief Lady Hester Horton aus, die von den anderen Hettie genannt wurde. »Unvorstellbar, nicht? Und sehr, sehr schockierend. Die Verbrecher werden immer dreister. Heute ist man vor dem Gesindel nicht einmal mehr in seinem eigenen Haus sicher!«
    »Ich bin ganz deiner Meinung.
    Und weißt du, was das Schlimmste ist?« Aus den Augenwinkeln beobachtete Catherine, wie sich die Damen vertraulich vorbeugten. »Es soll ein Chinese gewesen sein.«
    »Nein, das glaube ich dir einfach nicht! Himmel!«
    »Ein Chinese, Maud? Aber woher wissen sie das? Hat ihn jemand gesehen?« fragte die Dritte im Bunde. Maud setzte sich in Positur und meinte gravitätisch: »Neben dem Fenster, durch das der Dieb offenbar geschlüpft war, haben sie einen Zettel gefunden – mit chinesischen Schriftzeichen darauf.«
    »Chinesisch? Aber war es nicht auch ein Chinese, der die schwarzen Perlen der Penningtons gestohlen hat?«
    »Ja, genau, Hettie, das stimmt! Der Devenish-Junge hat ihn doch gesehen.« Catherine lächelte in sich hinein. Als Jungen hätte sie Mr. Devenish nun wahrlich nicht bezeichnet. »Weiß man denn, was auf dem Papier stand?«
    »Nun, sie haben jemanden kommen lassen …«
    »So allein, Miss Singleton? Warum tanzen Sie denn nicht?« Catherine zuckte zusammen und sah auf. »Oh, guten Abend, Mr. Devenish«, murmelte sie und versuchte, die Fassung zu wahren. Abgesehen davon, dass sie gerne den Rest des Gesprächs gehört hätte, war Mr. Devenish der Letzte, den sie an diesem Abend sehen wollte. Sie hatte nicht mit ihm gerechnet. Eigentlich hätte sie gedacht, dass das Almack’s nicht nach seinem Geschmack war.
    Doch nun stand er vor ihr, und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm den leeren Stuhl neben sich zu offerieren. Das verlangte schon die Höflichkeit. Dabei hatte sie keine Lust auf ein neues Kreuzverhör, und nach ihrer Begegnung im Park hätte er sicher eine ganze Menge neue Fragen an sie. Natürlich nur, wenn er sie erkannt hatte. Fast entnervt blickte sie ihn an. Wie machte er das bloß? Von allen anwesenden Männer war er am schlichtesten gekleidet. Er trug weder Ring noch Uhrenkette, weder Siegelring noch Monokel – und auch keine Krawattennadel, wie sie mit einem Funken schlechten Gewissens bemerkte. Sein Frack aus dunklem Wollstoff war schlicht geschnitten, auch wenn er hervorragend saß. Er trug Kniehosen und ein Halstuch von unaufdringlicher Eleganz, war für das Almack’s also durchaus korrekt gekleidet, aber jeder andere Mann im

Weitere Kostenlose Bücher