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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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was er sagen sollte, und erwiderte schärfer als beabsichtigt: »Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass ich schon eine ganze Menge Beziehungen zu Frauen hatte. Intime Beziehungen!« Sie wandte den Kopf ab und spielte die schockierte Unschuld vom Lande. »Ich glaube nicht, dass Sie mit mir über derartige Dinge sprechen sollten.« Da hatte sie natürlich Recht.
    Lieber Himmel! Wie peinlich! Er merkte, wie ihm die Röte in die Wangen stieg. »Äh …«, stotterte er verlegen. »Oh nein, nein, ist schon in Ordnung, Mr. Devenish – Papa hat auch freizügiger mit mir gesprochen, als es die Konvention erlaubt«, erklärte sie gelassen. »Und Sie werden es sich gewiss nicht mehr abgewöhnen. Ab einem bestimmten Alter fällt es einem Gentleman eben schwer, sich noch zu ändern.«
    »Ab einem bestimmten Alter …?« fragte er empört. Noch bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, hatte sie ihm die Hand entzogen und winkte einer anderen jungen Frau zu. »Oh, da ist Miss Lutens, und ich muss unbedingt mit ihr sprechen. Bitte entschuldigen Sie mich, Mr. Devenish, ich muss wirklich gehen. Wie reizend, Sie hier wiedergetroffen zu haben.« Sie hielt einen Moment inne. »Und es tut mir wirklich Leid, dass Sie … äh, verletzt wurden. Auf Wiedersehen!« Sie knickste und eilte davon, um sich einem Grüppchen weiß gekleideter Debütantinnen zuzugesellen. Hugo sah ihr nach, wie sie anmutig durch den Ballsaal schwebte. Wider Willen war er erstaunt, fasziniert und auch ein wenig verärgert über ihren plötzlichen Aufbruch. Immer noch wusste er fast nichts über sie. Nun ja, ein paar Kleinigkeiten wusste er schon … Sie hatte drei oder vier Sommersprossen am Dekolleteansatz, die sie zu verbergen suchte. Sie saß wie eine Amazone im Sattel. In überraschenden Situationen bewahrte sie die Nerven. Wenn sie sich entschuldigte, lag eine solche Warmherzigkeit in ihrem Blick, dass er den Eindruck gewann, hinter dem frechen Ding, das ihn so durcheinander brachte, verberge sich noch eine ganz andere Miss Singleton. Und sie hatte abgearbeitete Hände. Wer war sie? Wo war sie hergekommen? Wo hatte sie ihre Kindheit verbracht? Noch immer wusste er nicht mehr über sie als damals, wo er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Sogar eher weniger. Denn je mehr er über Miss Singleton erfuhr, desto weniger verstand er sie. Mr. Devenish hatte keine Lust, länger in Unwissenheit zu verharren. Er schlenderte ins Spielzimmer und sah sich rasch um.
    Aha! Sir George Bancroft. Der alte Sir George war ein Freund seines Vaters gewesen und galt als kluger Kopf. Wenn irgendjemand etwas über Miss Singletons Vater wusste, dann er. »Oh, Miss Singleton, ich bin so froh, dass Sie heute hier sind! Sir Bartlemy ist so furchtbar … aufmerksam.« Catherine legte die Stirn in Falten. »Und Sie haben versucht, ihm die Meinung zu sagen, wie wir es besprochen hatten?« Miss Lutens wirkte sichtlich angespannt. »Oh nein, sagen Sie nichts! Er will einfach nicht auf Sie hören, diese ekelhafte Krake. Haben Sie Ihre Hutnadel dabei?« Miss Lutens nickte bekümmert. »Ja, aber ich bringe es einfach nicht über mich, sie zu benutzen.« Catherine nickte. »Ich muss gestehen, ich hatte nicht gedacht, dass es hier gar so steif zugehen würde. Trotzdem – nur weil wir eine Hutnadel bereithalten, heißt das noch lange nicht, dass uns damit ein weniger drastischer Ausweg verwehrt wäre.« Erleichtert seufzte Miss Lutens auf. »Sie glauben gar nicht, wie viel mutiger ich mich fühle, wenn Sie bei mir sind.« Verstohlen sah Catherine sich um. »Ich würde der Krake gerne eine Lektion erteilen und Ihnen gleichzeitig meine Technik vorführen, aber das kann ich hier nicht tun.
    Tante Rose hat mir immer wieder eingebläut, dass ich mich hier tadellos benehmen muss.
    Das Almack’s scheint so eine Art Allerheiligstes zu sein.«
    »Das stimmt«, pflichtete Miss Lutens ihr mit ernster Stimme bei, »wir müssen uns hier bei Almack’s im besten Licht zeigen, sonst ruinieren wir uns all unsere Chancen.«
    »Dann werden wir heute Abend einfach zusammenbleiben. Ist Ihre Tanzkarte schon voll?« Sie warf einen Blick auf Miss Lutens Karte. »Na wunderbar. Ich habe Lord Norwood zwei Tänze versprochen, und wenn wir den Namen der Krake auf ihrer Karte streichen …«, sie strich Sir Bartlemy von Miss Lutens’ Karte und notierte darüber den Namen von Lord Norwood, »… und Sir Bartlemy dafür bei mir eintragen, ist alles wieder in Ordnung. Sehen Sie? Sir Bartlemy hat jetzt keinen Vorwand mehr, Sie heute

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