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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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so kurzen Schweif haben – abgesehen davon, dass es würdelos aussieht, ist es auch nicht gut für die Pferde.«
    »Sie bevorzugen also lange Schweife«, murmelte Hugo, während er immer noch zu ergründen versuchte, warum es ihm so wichtig war, dass sie vor ihm keine Geheimnisse hatte. »Oh, ist das nicht die Fürstin Esterházy? Die Gattin des österreichischen Botschafters – da drüben, die kleine Frau in dem grünen Promenadenkleid? Sehen Sie, gleich neben der Dame mit dem halben Pfau auf dem Kopf. Auch so etwas, was mir nicht gefällt – all diese Pfauenfedern.« Hugo sah in die Richtung, in die sie deutete. »Nein, das ist nicht die Fürstin, die Dame sieht ihr nur ähnlich. Wie alt waren Sie denn, als Sie anfingen, reiten zu lernen?«
    »Oh, das weiß ich gar nicht mehr. Und Sie? Wo kommen Sie eigentlich her, Mr. Devenish?« fragte sie ihn munter. »Wir reden immer nur über mich, dabei weiß ich so wenig über Sie.« Wieder hatte sie absichtlich das Thema gewechselt. Wenn er nicht völlig unhöflich wirken wollte, musste er ihr die Frage beantworten. »Ich habe meine Kindheit in Shropshire verbracht«, erklärte er knapp. Interessiert legte sie den Kopf schief. »Ihre Kindheit? Und danach sind Sie weggezogen? Oder wurden Sie schon so früh zur Schule geschickt? Ich muss gestehen, ich finde, dass Jungen in England wirklich viel zu früh ins Internat gesteckt werden. Waren Sie auch im Internat, Mr. Devenish?«
    »Nein – ich wurde zur See geschickt.«
    »Zur See? Wie ungewöhnlich – es ist doch ungewöhnlich, oder nicht? Ich jedenfalls habe noch nie gehört, dass der Sohn eines Gentlemans in jungen Jahren zur See geschickt wird.«
    »Das stimmt. Aber wie ich schon einmal erwähnt habe, bin ich nicht unbedingt der Sohn eines normalen Gentlemans.«
    »Was meinen Sie damit? Wollen Sie etwa sagen, dass Ihr Vater kein echter Gentleman war?« Obwohl sie leichthin sprach, sah sie ihn mit einer Ernsthaftigkeit an, die er vorher nie an ihr gesehen hatte. Warum interessierte es sie so, ob sein Vater ein Mann von Stand gewesen war? »Nicht mein Vater – meine Mutter war eine Bürgerliche.«
    »Oh. Aber weshalb … nein. Es tut mir Leid, Mr. Devenish! Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich habe kein Recht dazu, Sie über derart persönliche Dinge auszufragen. Erzählen Sie mir doch von Shropshire – ich bin sicher, dass das ein hervorragendes Konversationsthema abgibt.« Er lächelte. »Nun, wenn Sie meinen. Shropshire … warten Sie … Shropshire ist eine der Grafschaften im Westen, an der Grenze zu Wales. Die Hauptstadt heißt Shrewsbury.
    Hauptsächlich wird dort Milchwirtschaft und Landwirtschaft betrieben, allerdings auch Forstwirtschaft und Erzabbau.« Sie zog die Mundwinkel nach unten. »Ach, wie langweilig. Genauso gut könnte ich in einem Lexikon blättern.« Er seufzte. »Sie sind eine sehr anspruchsvolle Gesprächspartnerin, Miss Singleton. Also gut, es ist auch eine sehr hübsche Gegend, sehr grün, mit sanften Hügeln und Wäldern.«
    »Nun, das klingt schon interessanter.« Das belustigte Funkeln in ihren Augen verriet ihm, dass sie schwindelte. »Aber eigentlich hoffte ich, etwas über Ihr Zuhause zu erfahren, über Ihre Kindheit – Dinge in der Art. Nicht Fakten über Wirtschaftszweige. Ich höre immer gerne zu, wenn andere von ihrer Kindheit erzählen. Ich hatte selbst nie ein wirkliches Heim, wissen Sie, aber ich habe mir immer gerne ausgemalt, wie es wohl aussehen würde – die Möbel, die hübschen Teppiche, das Feuer im Kamin und ein Familien…« Sie stockte und brach ab. »Sie hatten kein Heim?«
    Catherine lachte unsicher. »Nun, natürlich hatte ich ein Zuhause – das hat doch jeder, oder?«
    erwiderte sie etwas zu heftig. »Ich meinte ein Heim in England – Sie wissen schon, wie man sich das als Exilantin eben so wünscht. Natürlich hatte ich ein Zuhause.« Ihr Gesicht wirkte ausdruckslos. Sie sah zu ein paar Kindern hinüber, die in der Ferne mit Steckenpferden spielten. Hugo musterte sie aufmerksam. Als Miss Singleton von ihren Träumereien gesprochen hatte, hatte ein Ton mitgeklungen, der ihn mitten ins Herz getroffen hatte …
    Plötzlich erinnerte er sich daran, dass er sie gebeten hatte, mit ihm auszufahren, weil er mehr über ihre Herkunft in Erfahrung bringen wollte. Das hatte er nicht erwartet. Er brauchte Fakten, keine Gefühle und verwirrende Geschichten. »Und wo war Ihr Zuhause?« fragte er.
    Sie lachte und drohte ihm spielerisch mit dem Zeigefinger. »Nein! Sie

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