Das Geheimnis der schönen Catherine
Pläne. Es war so typisch, dass er alles noch komplizierter machte, indem er in letzter Sekunde noch diese Diamantengeschichte ins Spiel brachte … Aber wenn ich wirklich Catherine Singleton bin, wenn Rose wirklich meine Tante ist, warum hat er dann …?«
»Vielleicht dachte er, dass du leichter einen Mann finden würdest, wenn die Leute dich für eine reiche Erbin halten?«
»Nein, ich glaube nicht, dass er daran auch nur einen Gedanken verschwendet hat«, sagte sie abwesend. »Er hatte irgendeinen anderen Plan.« Hugo wartete darauf, dass sie endlich zugab, dass sie der chinesische Einbrecher war. Er wusste es, aber er wollte, dass sie es ihm selbst mitteilte.
Ihm. Nur ihm. Catherine holte tief Luft. »Weißt du, bevor er starb, erzählte Papa mir, dass er von New South Wales aus an Rose geschrieben habe, aber er starb, bevor er mir sagen konnte, was in dem Brief stand. Vermutlich hatte er noch einen anderen Plan und hat die beiden durcheinander gebracht …« Ein Pfuscher und noch dazu ein egoistischer Hund, dachte Hugo wütend. Was würde er dafür geben, wenn er eine Stunde mit diesem hinterhältigen Mistkerl verbringen könnte! »Au!« Catherine wimmerte und entzog ihm ihre Hand. Aufgebracht, wie er war, hatte er zu fest zugedrückt. »Tut mir Leid.« Er hob ihre Hand und küsste sie sanft. »Was war das denn für ein anderer Plan, den dein Vater ausgeheckt hat?« Nachdenklich sah sie ihn an und entzog ihm ihre Hand. »Nein. Ich habe dich schon viel zu lang mit den Problemen meiner Familie belästigt.«
»Ich fühle mich nicht belästigt, im Gegenteil: Ich würde sehr gerne mehr erfahren.« Catherine sah sich um. »Es ist ein schöner Tag, nicht? Sollten wir nicht zu den anderen zurückkehren? Der Sonnenschein und die frische Luft haben mir gut getan.« Er ließ sich nicht beirren. »Der chinesische Dieb. Ich nehme an, diese Rolle hat dein Vater dir zugedacht.«
»Nein«, gestand sie nach einer Weile. »Die Verkleidung war meine Idee. Wenn man den Leuten ein schönes Rätsel aufgibt, erkennen sie das wahre Geheimnis oft gar nicht.«
»Und dieses ›wahre Geheimnis‹ – das ist der Grund, warum du es getan hast. Warum? Um des Geldes wegen? Oder aus anderen Gründen?« Catherine lächelte. »Ich sagte doch schon, dass ich dich damit nicht belasten will.« Sie erhob sich. »Ich fühle mich sehr gut. Wollen wir jetzt zurückkehren?« Diese widerspenstige, störrische Frau! Hugo rührte sich nicht vom Fleck. Allerdings erstaunte es ihn keineswegs, dass sie ihm nicht ihre ganze Geschichte anvertraute. Zwar war er verärgert über die ganze Situation und ihren Drang nach Unabhängigkeit, doch er konnte ihr nicht böse sein. Schließlich bewunderte er Unabhängigkeit und Loyalität. Wenn man ihr glauben durfte – und das tat er, trotz all ihrer Täuschungsmanöver –, hatte ihr Vater sie ihr ganzes Leben lang belogen. Was für ein Mensch tat so etwas? Welcher Vater würde seine einzige Tochter zu so verrückten Taten anstiften? Warum musste Catherine vortäuschen, Roses Nichte zu sein, wenn sie wirklich Roses Nichte war? Und warum nur, warum nur sollte sie behaupten, sie habe eine Diamantenmine geerbt, wenn er doch wissen musste, wie schnell eine solche Lüge auffliegen konnte? Warum hatte Catherine diese Diebstähle begangen?
Sie hatte ihm immer noch nicht erklärt, warum. Hugo war sich plötzlich sicher, dass es dabei nicht um Geld ging. »Pennington, Brackbourne, Alcorne, Grantley, Pickford, Cranmore und Marsden – sie alle waren früher eng mit deinem Vater befreundet.« Sie wurde plötzlich sehr unruhig. »Die Umstände, unter denen dein Vater England verließ, waren sehr geheimnisvoll«, fuhr er fort. »Sein Aufbruch war sehr hastig. Und vier dieser Männer – Pennington, Brackbourne, Alcorne und Grantley – wurden von dem Chinesen bestohlen. Pickford und Marsden sind bislang verschont geblieben.« Er sah, dass sie errötete. »Cranmore scheint das Land zur selben Zeit wie dein Vater verlassen zu haben – es wurde alles vertuscht.«
»Cranmore?« Sie sah ihn überrascht an. »Von einem Cranmore habe ich noch nie gehört.« Damit gab sie indirekt zu, dass sie von einer Verbindung der anderen zu ihrem Vater wusste.
Hugo stand auf und nahm ihren Arm. »Ich habe mich umgehört. Vor zweiundzwanzig Jahren ist irgendetwas Wichtiges passiert, aber keiner der Männer, die damals dabei waren, will mit mir darüber sprechen. Allerdings bin ich der Ansicht, dass Sir William dir erzählen würde, was
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