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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Ich erinnere mich, wie Cranmore sagte: ›Ich werde nicht heiraten können‹, und wie Ihr Vater nur mit den Schultern zuckte und meinte: ›Tja, Pech, alter Knabe‹ und weiter die verdammten – Entschuldigung, Miss Catherine – die verflixten Karten mischte.
    Cranmore verließ uns. Ich musste ihm ein Pferd geben. Singleton ließ ihn nicht auf sein eigenes Pferd steigen, nicht einmal leihweise.« Catherine schloss beschämt die Augen. Sie hatte ihren Vater gewinnen sehen. Er war kein gnädiger Mann. »Der arme Cranmore ritt also los, um seiner verwitweten Mutter und seiner jüngeren Schwester die schlechte Nachricht zu überbringen.« Catherine zuckte zusammen. »Natürlich begleiteten Alcorne und Grantley ihn, damit er keine Dummheit machte – wenn Sie verstehen, was ich meine. Wir anderen saßen einfach nur da. Wir konnten es einfach nicht fassen: Einer von uns hatte einen Freund um Hab und Gut gebracht, und das war noch nicht mal das Schlimmste – aber lassen wir das. Singleton mischte weiter seelenruhig die Karten, und ich muss gestehen, wie er so dasaß und grinste und die Karten mischte, wurde ich so wütend, dass ich sie ihm aus der Hand riss und ins Feuer warf.« Wieder herrschte minutenlang Schweigen. »Und dann sahen wir es. Wir sahen die Löcher in den Karten, als der Feuerschein durch sie hindurchschien. Es gab keinen Zweifel daran – Brackbourne zog ein Dutzend oder noch mehr von ihnen wieder aus dem Feuer, um wirklich sicherzugehen –, die Karten waren gezinkt. Singleton war ein elender Falschspieler. Und nicht nur das, er hatte seine gezinkten Karten dazu benutzt, seinen eigenen … aber nein, das tut nichts zur Sache. Singleton war ein Betrüger.« Hugo erhob sich und goss sich und seinem Gastgeber noch einen Brandy ein. Catherine brachte er ungefragt ein Glas Sherry. Dankbar nahm sie es entgegen. Die Tatsache, dass ihr Vater ein Falschspieler war, war Catherine natürlich nicht unbekannt. In den letzten Jahren hatte er immer häufiger beim Kartenspiel betrogen. Aber sie hatte gedacht, dass all das – die Lügen, die Betrügereien, die Bitterkeit und seine Alkoholsucht – eine Folge des Exils waren. Weil man ihn ungerechterweise aus England vertrieben hatte. Und jetzt stellte sich heraus, dass all das die Ursache dafür gewesen war, warum er überhaupt ins Exil gegangen war.
    Nichts von dem, was er ihr erzählt hatte, war die Wahrheit gewesen. Nichts! Er hatte ihr gesagt, dass sie keine Familienangehörigen mehr hätte, aber Rose, die sanfte Rose, war ihre Tante. Er hatte ihr erzählt, dass er Opfer einer Verschwörung geworden sei und man ihn missbraucht habe. Aber das große Unrecht, das ihm widerfahren war, bestand darin, dass man ihn beim Falschspiel ertappt hatte.
    Schlimmer noch, er hatte einen jungen Mann mit voller Absicht um all sein Hab und Gut gebracht, einen jungen Mann, der sein Freund gewesen war und kurz davor gestanden hatte zu heiraten.
    Catherine schämte sich in Grund und Boden. Das war ihr Vater gewesen, und sie war seine Tochter.
    Der größte Witz daran war, dass er sie ihre Freiheit, vielleicht sogar ihr Leben riskieren ließ, damit sie seine Ehre wiederherstellte. Seine Ehre! Sir William fuhr fort: »Nun, wie Sie sich vorstellen können, brannten wir darauf, dem jungen Cranmore mitzuteilen, dass er sein Vermögen doch nicht verloren hatte. Johnny Pickford ritt los, um ihm die gute Nachricht zu überbringen. Leider wussten wir nicht, dass Pickford zwanzig Meilen vom Haus der Cranmores entfernt einen Unfall hatte und aus dem Sattel geworfen wurde. Irgendein Dorfbewohner fand ihn und hielt ihn zunächst für tot. Er war tagelang bewusstlos. Wir hatten keine Ahnung.« Müde ließ Sir William das Glas sinken und stellte es auf seinem Oberschenkel ab. »Als Pickford wieder zu sich kam, schickte er uns eine Nachricht. Aber es war zu spät. Wir konnten Cranmore nicht mehr aufhalten.« Catherine beugte sich entsetzt vor. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass er …« Er starrte sie an. »Was?«
    »Er hat sich doch nicht …« Sie konnte es nicht aussprechen. »Das nicht, nein, nein, regen Sie sich nicht auf, Miss Catherine, Cranmore hat sich nicht umgebracht. Aber er hatte das Land schon verlassen. Zuerst brachte er seine Mutter und seine Schwester noch bei Verwandten unter, dann heuerte er als Seemann auf dem nächstbesten Schiff an, das nach Asien fuhr. Der Bursche hat sich so geschämt, dass er schwor, er würde nicht eher zurückkommen, bis er sein Vermögen

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