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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Züge weniger ausgeprägt, aber die Personen waren zweifelsfrei die gleichen. Papa und Rose. Waren sie wirklich Geschwister? Das konnte doch nicht sein! In Catherines Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Sie hatte angenommen, dass ihr Auftreten als lang verloren geglaubte Nichte von Rose nur wieder eine der Rollen war, die ihr Vater ihr ganzes Leben lang für sie ersonnen hatte, aber wenn diese Bilder echt waren, und es gab keinen Grund, daran zu zweifeln … Aber wenn es stimmte? Wenn Rose … wenn Rose wirklich ihre Tante war? Catherine hatte Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. Die beiden Bilder stellen alles infrage, woran sie geglaubt hatte, alles, was ihr Vater je über sich und ihre Familie erzählt hatte. Wenn sie keine Betrügerin war … Wenn Rose wirklich ihre Tante war … Catherine hatte gedacht, sie stünde ganz allein auf der Welt – hätte niemanden außer Maggie. Wenn sie keine Betrügerin war … Oh Gott, das änderte ja alles! »Catherine, meine Liebe, komm doch her«, rief Rose. »Das ist Matilda, deine Großmutter väterlicherseits, die Dame, von der Cousin George vorhin gesprochen hat. Es ist ein besonders gutes Bild von ihr. Siehst du, wie sich eure Augen gleichen? Was meinen Sie, Mr. Devenish? Die Familienähnlichkeit ist wirklich verblüffend, oder?« Hugo blickte von Rose zu Catherine. Zu seiner Überraschung schien sie tief in Gedanken versunken zu sein und hatte sie offenbar überhaupt nicht gehört. Sie stand vor zwei Bildern am Ende des Raumes und blickte wie gebannt von einem zum anderen. »Catherine, meine Liebe?« wiederholte Rose. Catherine rührte sich nicht vom Fleck. Ihre Aufmerksamkeit war vollständig von den beiden Porträts in Anspruch genommen. Was ist nur auf den Bildern zu sehen? fragte sich Hugo und ging auf sie zu. Guter Gott!
    Sie wurde kreidebleich. Ihr Körper versteifte sich. Noch während er einen Satz auf sie zumachte, wankte sie. Er bekam gerade noch ihren Ellbogen zu fassen, bevor sie in sich zusammensank. Hugo hob sie hoch und nahm sie auf die Arme. »Lassen Sie mich herunter«, murmelte sie leise. »Es geht mir gut. Nur …«
    »Sie wären fast in Ohnmacht gefallen!«
    »Unsinn!« brummte sie, nur noch ein Schatten ihres sonst so unbeschwerten Selbst. Er sah auf sie hinab und presste sie fester an seine Brust. »Ruhe«, sagte er sanft. Sie muss wirklich fast ohnmächtig sein, dachte er besorgt, denn sie ergab sich widerspruchslos und schmiegte den Kopf in seine Halsbeuge. Ihr ganzes Körpergewicht drückte gegen ihn. Ihre Locken kitzelten ihn am Kinn. Und der Duft, den sie verströmte, brachte ihn ganz durcheinander … Rosen und Vanille … und Catherine. Seine tapfere, verrückte kleine Catherine. Sie lag in seinen Armen … wenigstens für einen Moment … Am liebsten hätte er die Wange auf ihren Scheitel gelegt, aber Rose und die anderen kamen schon herbeigeeilt und boten Riechsalzfläschchen an. »Nein, nein, es geht mir wirklich gut«, murmelte Catherine und nieste, als ein weiteres Fläschchen unter ihre Nase gehalten wurde. »Oh, hatschi! Bitte nimm das eklige Zeug weg, Tante …« Sie hielt inne und starrte Rose verständnislos an, als sähe sie sie zum ersten Mal. »Oh Gott, ja, meine Tante!«
    Rose hielt ihr den kleinen Kristallflakon sofort wieder unter die Nase. Catherine wandte sich mit einem Schaudern ab und verbarg ihr Gesicht an Hugos Brust. »Nicht, Tante Rose, ich bitte dich«, flüsterte sie erstickt und fügte leise hinzu: »Bring mich bitte nach draußen, Hugo!« Das war das erste Mal, dass sie ihn um etwas bat. Und es war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Vornamen anredete. Es war nicht mehr als ein Brotkrumen für einen Verhungernden, aber er beklagte sich nicht. »Ich glaube, sie braucht einfach nur ein bisschen frische Luft. Sie wird im Nu wieder auf den Beinen sein«, erklärte er mit fester Stimme und schritt zur Tür. »Sind Sie sicher, dass wir nicht nach dem Doktor schicken sollen?« fragte der Hausherr besorgt. »Nein!« stöhnte Catherine. »Bemühen Sie sich nicht. Miss Singleton hat heute Morgen zu wenig gegessen und fühlt sich einfach ein bisschen schwach«, sagte Hugo, der selbst gesehen hatte, wie ausgiebig sie gefrühstückt hatte. »Sie braucht frische Luft. Wenn es ihr in ein paar Minuten nicht besser geht, können wir immer noch den Doktor verständigen.« Als sie aus dem Haus waren, meinte er: »Du bist weiß wie die Wand, meine Liebe. Ich bringe dich in den Garten. Dann kannst du mir sagen, was dir da

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