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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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vorgefallen ist. Du hast schließlich ein Recht darauf, es zu erfahren.« Sie zögerte. »Du wirst Sir William das … andere doch nicht verraten? Er ist immerhin Friedensrichter.« Vertraute sie ihm immer noch nicht? Er schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie atmete auf. »Gut. Ich werde Sir William bitten, mir seine Version der Geschichte zu erzählen.« Hugo runzelte die Stirn. Seine Version der Geschichte. Interessante Formulierung. Nach dem Abendessen baten Catherine und Hugo darum, Sir William allein sprechen zu dürfen. Die übrigen Gäste waren beim Kartenspiel oder hatten sich um den Billardtisch versammelt, so dass sie gar nicht weiter vermisst wurden. Sir William bat die beiden zu sich in die Bibliothek. »Wir waren damals noch jung, ein wenig wild, wie junge Männer nun mal sind. Sind geritten wie die Teufel, waren ständig zu irgendwelchem Schabernack aufgelegt. Wir haben jede Nacht durchzecht, und trotzdem waren wir jeden Morgen beim ersten Hahnenschrei auf den Beinen, um auf die Jagd zu gehen. Heute könnte ich das nicht mehr. Das macht mein Körper nicht mehr mit.« Er lächelte verklärt, dann wich das Lächeln langsam aus seinen Zügen. »Die Karten waren schuld an all dem Ärger. Jimmy Singleton …« Er schluckte, dann fuhr er fort: »Nun, Jimmy war ein besessener Spieler. Er wollte gewinnen. Um jeden Preis. Es wurde schlimmer und schlimmer. Während wir anderen zu White’s, Brook’s oder Boodle’s gingen, besuchte er, äh, weniger angenehme Orte. Spielhöllen, in denen man auf gewisse … Standards keinen Wert legt«, ergänzte er. Unsicher sah er Catherine an. Catherine nickte und biss sich auf die Lippen. Sie hatte immer geglaubt, dass dieser Wesenszug ihres Vaters erst im Exil zum Tragen gekommen sei, nicht schon in England. »Die Sache war die … Nun, die Karten schienen das Einzige zu sein, das ihm etwas bedeutete.« Sir William seufzte. »Er veränderte sich. Er war nicht mehr der Jimmy, den wir kannten …«
    »Aber warum hat er England verlassen, Sir?« drängte Hugo. Sir William seufzte erneut. Er erhob sich aus seinem Sessel und schenkte sich einen Brandy ein. »Noch einen, Devenish? Einen Sherry, Miss Catherine?« Beide lehnten ab. Lord William setzte sich wieder, nahm einen großen Schluck Brandy und starrte bekümmert in die Flammen. »Es geschah hier, hier in diesem Haus. Meine Eltern waren in London, und wir Grünschnäbel hatten uns hier für eine Woche zum Jagen einquartiert – Johnny Pickford, Brackbourne natürlich, Pennington, Alcorne – damals hatte er seinen Titel noch nicht –, Grantley, der junge Cranmore und Jimmy. Und ich natürlich. Cranmore war verlobt und wollte ein paar Wochen später heiraten. Wir beschlossen, eine Junggesellenparty für ihn zu geben. Es war eigentlich alles wie immer – wir waren ein bisschen laut und betrunken, aber das war ja normal. Aber dann fingen wir an, Karten zu spielen.« Er sah Catherine müde an. »Am Ende lief es auf ein Spiel zwischen Cranmore und Jimmy hinaus. Cranmore war jünger als wir anderen und nicht allzu betucht, aber … nun ja, lassen wir das.« Catherine und Hugo warfen sich einen erstaunten Blick zu. Was sollten sie lassen? Bevor sie nachhaken konnten, fuhr ihr Gastgeber fort: »Singleton war wie besessen. Gnadenlos. Er stachelte Cranmore an, mehr und mehr zu setzen, flößte ihm immer mehr Alkohol ein – mehr Alkohol, als Cranmore vertragen konnte.« Er zuckte mit den Schultern. »Da konnte man nichts machen. Cranmore musste selbst wissen, was er vertragen konnte. Er hätte seine Grenzen kennen sollen.« Sir William räusperte sich. »Das Problem war, dass Cranmore verlor. Er unterschrieb Schuldschein um Schuldschein, und Singleton nahm sie seelenruhig entgegen, obwohl wir anderen der Sache ein Ende machen wollten.« Sir William atmete schwer. Eine Weile war nichts weiter als das Knistern der glühenden Holzscheite und das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims zu hören. »Es dämmerte schon fast, es war noch nicht hell, aber man konnte die ersten Vögel zwitschern hören. Ja, kurz vor der Dämmerung waren sie fertig. Cranmore sagte mit merkwürdiger Stimme: ›Das war’s.‹ Sonst nichts. Nur: ›Das war’s.‹ Er war aschgrau im Gesicht – den Anblick werde ich nie vergessen. Und Ihr Vater …«, Sir William sah Catherine an, »… Ihr Vater brach in lautes Lachen aus. Er hatte alles gewonnen. Cranmore war ruiniert. Er hatte alles verspielt – sein Geld, seine Pferde, sein Land, sogar den Landsitz seiner Familie.

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