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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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für schreckliche Dinge sie getan hatte. Und er wusste jetzt auch, dass es ihr im Blut lag, zu lügen und zu stehlen. Mit leiser, zittriger Stimme wünschte sie ihnen eine gute Nacht und verließ die Bibliothek.
    Was sie erfahren hatte, hatte sie bis ins Mark getroffen. Sie hatte es nicht einmal verdient, sich im selben Raum wie diese guten Menschen aufzuhalten.

Kapitel 11
    »Mein Name ist Cranmore. Ich möchte Sir William und Lady Marsden sprechen.«
    »Jawohl, Sir, ich werde Sie melden.«
    »H…hat er gerade Cranmore gesagt?« flüsterte Rose mit versagender Stimme.
    Plötzlich lag eine fühlbare Spannung im Raum. Rose und Catherine saßen im Salon und schrieben Briefe. Zumindest Rose hatte bisher fleißig geschrieben. Catherine hatte darüber nachgedacht, ob es besser wäre, Rose die Wahrheit über sich und ihre Fahrt nach England zu erzählen, oder ob sie ihre Tante lieber schonen sollte. Sie wurde sich einfach nicht darüber klar, ob Unwissenheit wirklich die bessere Alternative war oder ob sie sich nur von ihrer Feigheit leiten ließ. Catherine sah ihre Tante an und sprang sofort auf. Rose war so weiß wie die Wand geworden, und ihre Augen wirkten unnatürlich groß. »Tante Rose, ist dir nicht gut?« Rose schien sie nicht zu hören; sie starrte nur unverwandt zur Tür hin. Sie zitterte am ganzen Körper, und ihre schönen Hände hatten sich in ihr Kleid gekrampft.
    Catherine wusste nicht, was sie tun sollte. Bislang hatte sie Rose als sehr gefasste Person erlebt, als eine Person, die immer sehr entspannt zu sein schien, egal, wo sie sich aufhielt. »Kann ich dir irgendwie behilflich sein, Tante Rose?« fragte Catherine mit sanfter Stimme. Ihre Tante saß wie erstarrt auf ihrem Stuhl und blickte unverwandt zur Tür, die immer noch offen stand. Abwesend strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. Von draußen konnten sie Sir Williams laute Stimme hören: »Beim Zeus, es ist Cranmore! Cranmore, alter Junge! Wir dachten alle, du wärst tot. Erst gestern Abend haben wir von dir gesprochen!« Eine Männerstimme antwortete, aber die Worte waren unverständlich leise. Wieder sprach Sir William: »Rose? Ja, sie ist zurzeit unser Gast. Wie hast du das nur in Erfahrung gebracht? Guter Gott, was für eine freudige Überraschung! Hier entlang, alter Freund, sie ist gleich da drüben.« Bei diesen Worten sah Rose aus, als würde sie gleich ohnmächtig. Eisern klammerte sie sich an die Stuhllehne und setzte sich kerzengerade auf. In Catherines Augen wirkte sie wie eine Frau, die dem Tod ins Auge blickt – voll Panik. Der Mann im Flur war Cranmore, der Mann, den ihr Vater betrogen hatte. Offenbar war er nach all den Jahren zurückgekehrt, um Rache zu nehmen, um an Rose Rache dafür zu nehmen, was ihr Bruder ihm angetan hatte. Catherine stürzte zur Tür. »Sie dürfen hier nicht herein, Sir! Ich verbiete es Ihnen!« Über die Schulter ihres Gastgebers hinweg sah sie erleichtert, wie Hugo die Treppe herunterkam. Er würde ihr helfen. Er würde nicht zulassen, dass dieser Fremde ihrer geliebten Tante etwas antat. »Aber, aber, Miss Catherine, meine Liebe«, sagte Sir William verdutzt, »Sie dürfen nicht …«
    »Ich werde nicht zulassen, dass er ihr etwas tut! Er darf nicht hereinkommen. Mich dürfen Sie hassen, Mr. Cranmore! Ich bin seine Tochter!« rief Catherine und versperrte ihm die Tür. Sie sah den Fremden mit flammendem Blick an. Er war mittelgroß, dünn und braun gebrannt, was verriet, dass er lange Jahre in südlichen Gegenden gelebt hatte. Sein Haar war grau, sein Gesicht voll Falten, und er betrachtete sie nachdenklich. »Ich habe meine Tante noch nie so erlebt. Sie hat Angst vor ihm«, sagte sie zu Sir William. Dann wandte sie sich wieder an Cranmore. »Ich erlaube einfach nicht, dass Sie sie aufregen. Ich weiß, was geschehen ist, und ich verspreche Ihnen, Sir, dass ich versuchen werde, wieder gutzumachen, was mein Vater Ihnen angetan hat. Aber bitte lassen Sie meine Tante in Ruhe. Sie hat Güte verdient – sie hatte von alledem keine Ahnung.« Der Fremde sah sie einen Augenblick merkwürdig an, dann schüttelte er den Kopf.
    »Sie sind ein wundervolles Mädchen«, sagte er. »Aber nun lassen Sie mich bitte zu Rose.«
    »Nein! Sie dürfen sie nicht belästigen!« rief Catherine verzweifelt. »Bitte, Sir William, bringen Sie diesen Mann nach draußen!« Sir William regte sich nicht. Flehentlich sah Catherine zu Hugo hinüber, doch der warf ihr nur einen ernsten Blick zu und runzelte die Stirn, unternahm aber

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