Das Geheimnis der schönen Catherine
verkaufen wollte oder ob er dem Prinzen nur ein kleines Vermögen in Edelsteinen abluchsen wollte.«
»Vor Ihrer Zeit? Wann sind Sie denn zu Miss Catherine gekommen, Maggie?« Maggie schnalzte mit der Zunge und schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen diese Geschichte erzählen soll. Aber ich glaube, wo Sie sie ja …«
Sie beugte sich vor und musterte ihn scharf. »Was haben Sie mit Miss Catherine vor, wenn wir sie finden?«
»Sobald wir sie finden.« Maggies Gesicht wurde ob dieser Entschlossenheit weicher. »Also gut, sobald wir sie finden – was haben Sie mit ihr vor?«
»Sie heiraten.« Erleichtert ließ Maggie sich in den Sitz zurückfallen. »Ach, Sir, ich hatte ja gehofft … aber ich hätte mir nie träumen lassen …« Eine Träne rann ihr die Wange hinunter, und sie begann in ihrem Ridikül zu kramen. »Oh, wo hab ich bloß mein Taschentuch?« Sie schniefte und lächelte ihn an, während ihr die Tränen die Wangen hinunterkullerten. »Ich bin ja so froh, Sir. Ich hatte schon Angst, dass sie nie … ach herrje, wo ist das verflixte Ding bloß? Miss Catherine … Miss Catherine ist wirklich ein Schatz, wissen Sie.« Er lächelte, beugte sich vor, reichte ihr ein sauber gefaltetes Taschentuch und sagte leise: »Ja, Maggie, ich weiß.« Als Maggie sich wieder gefasst hatte, lehnte Hugo sich zurück, schlug die Beine übereinander und sagte: »Aber jetzt, Maggie, würde ich doch zu gern erfahren, wie Sie Catherine kennen gelernt haben. Sie war damals dreizehn, nicht wahr?«
»Das sollte sie Ihnen wohl besser selbst erzählen.« Hugo lächelte. »Das wird sie bestimmt. Wenn wir erst verheiratet sind.« Maggie zögerte, dann gab sie nach.
»Also gut. Ich wurde nach Indien geschickt, um Dienstmädchen, nein, eigentlich um Kindermädchen bei einer englischen Familie in Indien zu werden. Aber als ich dort eintraf, musste ich leider feststellen, dass alle, ausnahmslos alle Familienmitglieder an Malaria gestorben waren. Daher hatte ich zunächst keine Arbeit. Ein Herr von der Ostindien-Kompanie bot mir Arbeit an, aber bei all dem Schmutz … und den Krankheiten … Nun, ich wollte nicht dort bleiben, und da die Kompanie anbot, mir die Rückfahrt zu zahlen …« Sie zuckte mit den Schultern. »Da saß ich also in Kalkutta und wartete auf das nächste Schiff, das nach England fuhr. Ich wartete tagelang. Eines Nachts weckte mich etwas auf, ein Geräusch. Ich stand auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ich hatte einen von diesen Elefantenfußschirmständern, hatte ihn für meinen Dad gekauft; den wollte ich dem Einbrecher über den Schädel schlagen. Nun, um es kurz zu machen, als ich Licht machte, stand ich mit dem Schirmständer vor einem dünnen indischen Jungen, der sich in einer Ecke meines Schlafzimmers auf dem Boden krümmte. Er hielt sich den Bauch und war offenbar völlig verängstigt. Natürlich hab ich ihn erst mal laut angebrüllt, einfach, um ihn zu verscheuchen, ich hab gar nicht erwartet, dass er mich versteht – ich hab ihn natürlich auf Englisch angebrüllt. Und ich war völlig fassungslos, als er mir antwortete – in Englisch!« Erwartungsvoll sah Maggie ihn an. Hugo blickte fragend zurück. Er verstand noch nicht, worauf sie hinauswollte. Maggie fuhr fort: »Und es war kein Pidgin. Oder Seemannssprache. Und er sprach auch nicht Dialekt wie die gewöhnlichen Leute.« Sie machte eine kleine Pause. »Sein Englisch war richtig vornehm.« Er gab einen unterdrückten Laut von sich, als ihm dämmerte, was sie nun sagen würde. »Natürlich war er kein Junge und kein Inder – es war Miss Catherine.«
»Aber warum hielt sie sich den Bauch? War sie krank?« Maggie wurde tiefrot und starrte aus dem Fenster auf die vorübereilenden Felder, während sie erklärte: »Nein, Sir, sie … sie sagte, dass sie … blutete. Ich habe das Kind untersucht, weil ich dachte, dass es sich verletzt hatte, und dabei stellte ich fest, dass es ein Mädchen war. Es hatte Krämpfe, wie sie Frauen manchmal kriegen, wenn sie … wenn sie unpässlich sind. Catherine, äh, niemand hatte ihr erklärt, wie die weibliche Natur funktioniert und was sie zu erwarten hatte, Sir. Ihr Vater hatte sie meist in Jungenkleider gesteckt. Und sie auch wie einen Jungen behandelt. Und als sie nun diese Krämpfe bekam und das Blut sah, dachte sie, dass sie, äh, verbluten würde, die Ärmste.« Hugo schluckte, als er sich die Szene vergegenwärtigte. Er wusste nicht viel über Frauen, ging aber davon aus, dass die
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