Das Geheimnis der schönen Catherine
Und an meinem Blut. Was ich in den letzten Tagen erfahren habe, hat mich davon überzeugt. Wenn Sie Maggie eine Stellung in Ihrem Haushalt anbieten könnten, wäre ich Ihnen ewig dankbar. Sie versichern sich damit nicht nur der Dienste einer erstklassigen Dienstbotin, Sie werden damit, so hoffe ich, auch Ihren Stallknecht Griffin glücklich machen. Er hat Maggie in den letzten Wochen den Hof gemacht, und ich glaube, dass ihre wechselseitige Zuneigung aufrichtig und beständig ist. Maggie würde nie ihr eigenes Wohlergehen über das meine stellen, daher wird sie wegen meines Verschwindens verletzt und besorgt sein. Aber ich hoffe, dass sie mit Mr. Griffin glücklich wird. Was Sie angeht, mein lieber Sir, so muss ich Ihnen für Ihre Freundschaft, Ihre Fürsorge und Ihre Geduld danken. Ich danke Ihnen überdies für den Antrag, den Sie mir damals in der Oper gemacht haben. Es war der wundervollste Antrag, der mir je gemacht wurde, und ich habe ihn überhaupt nicht verdient. Aber ich werde ihn nicht vergessen, genauso wenig, wie ich Sie vergessen werde. Sie werden eine andere finden, Sir, eine, die einen so herrlichen Antrag weitaus mehr verdient hat als ich, eine ehrbare Frau, die eine makellose Vergangenheit mit in die Ehe bringen wird. Mit einer solchen Frau werden Sie das wahre Glück finden, dessen bin ich gewiss. Ich werde für Sie beten. Wenn die Umstände anders gewesen wären (die folgenden Worte waren ausradiert).
Bitte versuchen Sie nicht, mich zu finden, und machen Sie sich um mich auch keine Sorgen. Ich werde bei Verwandten meiner Mutter Unterschlupf finden. Sorgen Sie gut für sich selbst, liebster Sir, für Tante Rose und Maggie Bone. Sie sollen wissen, dass ich drei Menschen zurücklassen muss, die ich von ganzem Herzen liebe. Für immer die Ihre – Catherine Singleton Hugo zerknüllte den Brief in seiner Hand. Er hatte einen bitteren Kloß im Hals, und einen Augenblick lang konnte er nicht sprechen. Er starrte auf das zerknitterte Papier in seinen Händen und strich es sorgfältig wieder glatt.
Sie sollen wissen, dass ich drei Menschen zurücklassen muss, die ich von ganzem Herzen liebe. Drei Menschen? Ihre Tante Rose, Maggie Bone. Und … ihn selbst? Drei Menschen, die ich von ganzem Herzen liebe. Und er war der Dritte, den sie von ganzem Herzen liebte. Das war ihm genug. Er konnte wieder atmen. Sorgsam faltete Hugo den Brief und schob ihn in seine Weste, direkt über dem Herzen. »Was meinen Sie, Maggie, wo würde sie wohl hingehen?« Wenn Maggie überrascht darüber war, dass er sie beim Vornamen nannte, so ließ sie es sich nicht anmerken. »Ich weiß nicht, Sir.
Schwer zu sagen. Miss Catherine ist mitunter ziemlich unberechenbar.«
»Könnte sie nach Irland gegangen sein?« Maggie starrte ihn an. »Irland? Was sollte sie denn in Irland wollen, Sir?« Hugo runzelte die Stirn. Er legte die Hand aufs Herz und hörte, wie das Papier unter seinen Händen leise raschelte. »Sie schreibt, dass sie zu Verwandten ihrer Mutter gehen will. Die Familie stammt doch aus Irland, oder?« Maggie zuckte mit den Schultern. »Ihre Mutter mag ja aus Irland gekommen sein, aber Miss Catherine hat keinerlei Verwandte mehr. Nein, ich glaube eher, dass sie sich nach Italien aufgemacht hat – wenigstens ist es das, was sie ursprünglich vorhatte.« Plötzlich ließ sie ihre stoische Ruhe im Stich. »Sie ist weg, Sir, und dabei ist sie doch ganz allein auf der Welt! Und nun hat sie nicht mal mehr jemanden, der sie umsorgt!« Sie brach in Tränen aus. »Ach, warum hat sie das nur getan? Warum hat sie mich hier zurückgelassen?«
»Italien?« unterbrach Rose sie verwirrt. »Das verstehe ich nicht. Warum sollte sie nach Italien reisen wollen? Warum hätte sie Sir William bestehlen sollen? Ich dachte, sie wäre nach England gekommen, um hier zu leben.« Kummervoll sah sie von Hugo zu Maggie. Düster erwiderte Hugo ihren Blick. »Sie wusste nicht einmal, dass sie Ihre Nichte ist, Rose. Sie dachte, das wäre eine Rolle, die ihr Vater sich für sie ausgedacht hatte.« Rose sah verwirrt drein. »Eine Rolle? Aber warum?«
»Es ging um ein Versprechen, das sie ihrem Vater vor seinem Tod gegeben hatte, Miss Rose«, sagte Maggie und wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Als er auf dem Sterbebett lag. Er hat sie gebeten, sich um irgendwelche … unerledigten Angelegenheiten zu kümmern. Miss Catherine hat noch nie ein Versprechen gebrochen.«
»Aber warum sollte sie nicht wissen, dass ich ihre Tante bin? Sie hat mich doch
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