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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Ann war, genau wie Winona gehofft hatte, wieder zur Familie zurückgekehrt. Jetzt waren sie wieder zusammen; manchmal wurde es zwar schwierig oder alter Groll brach durch, aber sie hatten gelernt, darüber hinwegzusehen, das Thema zu wechseln und weiterzumachen, als wäre nichts. Insgesamt hatte Winona das Gefühl, der Zusammenhalt in ihrer Familie sei so gut und gefestigt wie bei den meisten und oft sogar noch besser.
    Natürlich war nicht alles perfekt. Sie war dreiundvierzig und hatte immer noch keinen Mann und keine Kinder. Letzteres hatte ihr nie viel ausgemacht, höchstens in Träumen, wenn ihre Ungeborenen die Arme nach ihr ausstreckten. Aber es war ihr eben nicht gegeben worden, sosehr sie es sich auch gewünscht hatte. Sie war im Laufe der Jahre mit vielen Männern (und einigen echten Versagern) ausgegangen und hatte sich oft Hoffnungen gemacht. Aber am Ende war sie doch allein geblieben.
    Jetzt hatte sie keine Lust mehr, auf das Leben zu warten, das sie sich erträumt hatte, sondern beschlossen, andere Wege einzuschlagen. Ihre Karriere war immer glatt verlaufen, daher würde sie versuchen, hierin ihre Erfüllung zu finden.
    Mit diesem neuen Ziel im Hinterkopf stand sie jetzt auf dem Bürgersteig und begutachtete den Stand, den sie gerade aufgebaut und geschmückt hatte. Eigentlich waren es nur vier aneinanderbefestigte Tische, die bis zum Boden mit rotem Tuch bedeckt waren. Dahinter prangte eine riesige, zwischen zwei beschwerten Stangen gespannte Fahne, auf der stand: Wählt Grey zum Bürgermeister ! Auf dem Tisch lagen Hunderte von Broschüren mit Fotos von ihrem Urgroßvater, der neben einem selbstgemachten Schild mit der Aufschrift Oyster Shores, Einwohner: 12 stand. Außerdem konnte man dort eine ausführliche Beschreibung von Winonas politischen Überzeugungen zu jedem denkbaren Thema finden. Mochten andere Kandidaten viel heiße Luft verbreiten: sie nicht. Sie hatte vor, die Wahl kraft ihrer Überzeugungen zu gewinnen. In zwei großen Gläsern warteten Hunderte von Buttons mit der Aufschrift Wählt Grey.
    Alles war vorbereitet.
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war sieben Uhr sechsundvierzig.
    Kein Wunder, dass noch so gut wie niemand zu sehen war. Die Festlichkeiten zum Gründungstag fingen erst gegen Mittag an, und alle Geschäfte hatten noch geschlossen. Winona lehnte sich gegen die Straßenlaterne und ließ ihren Blick über die Straße wandern. Von ihrem Standpunkt vor dem Sport Shack aus konnte sie alles von Ted’s Boatyard bis zum Bed & Breakfast Canal House überschauen. Die übliche Dekoration zum Gründungstag war schon überall zu sehen: Fahnen mit Planwagen vor einem schönen blauen Hintergrund, handgemalte Bilder von Pionieren auf den Schaufenstern und blinkende Lämpchen an den Laternenpfählen.
    Während sie so dastand, lichteten sich die Wolken, und es wurde etwas heller. Um acht Uhr waren alle anderen Standbesitzer aufgetaucht, hatten Winona im Vorbeigehen gegrüßt und beeilten sich nun, ihre Stände bis zum Mittag aufzubauen. Gegen neun Uhr öffneten auch nach und nach die Geschäfte. Überall auf der Straße hörte man die Glöckchen über den Ladentüren bimmeln.
    Die Feierlichkeiten zum Gründungstag hatten schon immer am Montag des Memorial Day begonnen und sich dann eine Woche hingezogen. Jahr für Jahr tauchten dieselben Straßenhändler auf und verkauften ihre immer gleichen Waren: selbstgemachte Marmeladenscones, Churros, selbstgemachte Limonade, Austerncocktails, gegrillte Austern und die sehr beliebten Conestoga-Handpuppen. Den ganzen Tag drängten sich die Leute von Stand zu Stand und aßen und kauften Sachen, die sie nicht brauchten. Wenn es dunkel wurde, baute eine Bluegrass-Band auf dem Parkplatz des Waves Restaurants ihre Instrumente auf, brachte Lautsprecher in Position und spielte allen Besuchern zwischen fünf und fünfundsiebzig zum Tanz auf. Das war der inoffizielle Sommeranfang.
    Winona ging die Straße hinunter und kaufte sich einen Milchkaffee. Als sie zu ihrem Stand zurückkam, warteten schon Vivi Ann, Noah und Aurora auf sie. Zweifellos hatte Vivi Ann Angst, ihren jugendlichen Delinquenten allein zu Hause zu lassen.
    »Wir wollten dir helfen«, verkündete Vivi Ann lächelnd.
    »Das hatte ich gehofft«, erwiderte Winona.
    »Gehofft?« Aurora hob ihre perfekt gezupfte Augenbraue. »Für mich hat es sich eher wie ein Befehl angehört. Was meinst du, Vivi?«
    »Allerdings, sie hat uns hierherbefohlen.«
    »Ich wüsste nicht, wieso, ihr kleinen

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