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Das Geheimnis der Schwestern

Das Geheimnis der Schwestern

Titel: Das Geheimnis der Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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sagte sie leise, weil sie wusste, dass sie damit Vivi Ann verletzte. Aber sie konnte es nicht ändern. Dieser Schmerz war unvermeidlich. Er hatte sich schon seit langem, wahrscheinlich seit Dallas’ Auftauchen in Water’s Edge, angekündigt und war unaufhaltsam auf sie zugekommen.
    »Was willst du damit sagen?«
    »In der Nacht von Noahs Geburt hat Dallas Streit mit Erik Engstrom angefangen. Es heißt, er hätte ihn fast umgebracht.«
    »In jener Nacht dachten wir, Noah würde sterben. Er hatte Angst.«
    »Er ist gefährlich, Vivi. Jeder außer dir sieht das«, bemerkte Winona ohne jede Gefühlsregung. »Ich habe versucht, es dir zu sagen …«
    »Geht es darum? Dass du es schon immer gesagt hast?«
    »Nein. Ich versuche, dich zu schützen. Ich versuche, dir eine gute große Schwester zu sein.«
    »Glaubst du wirklich, er hat sie umgebracht?«
    »Das ist unwichtig. Dies wird dir das Herz brechen, Vivi Ann. Du bist nicht stark genug, um –«
    »Unwichtig?«
    Winona fand einfach nicht die richtigen Worte, um sich Vivi Ann verständlich zu machen. »Es tut mir leid, Vivi Ann. Ich wollte nur sagen, dass meine Meinung unwichtig ist. Ich kann Dallas nicht helfen. Ich habe nicht genügend Erfahrung. Außerdem gibt es wahrscheinlich einen Interessenkonflikt. Er braucht –«
    Vivi Ann stand auf. »Du redest und redest. Aber nach deinem Das ist unwichtig hab ich schon gar nicht mehr zugehört. Glaub mir, Win, du hast dich klar und deutlich ausgedrückt. Du meinst, ich wäre mit einem Mörder verheiratet.« Sie drehte sich um und rannte zur Haustür. Allerdings musste sie erst zweimal den Knauf drehen, bevor sie sie aufreißen konnte.
    »Vivi, warte doch, bitte.«
    Winona stürzte auf die Veranda und dann in den Vorgarten, aber ihre Schwester war schon fort.

Fünfzehn
    Nach einer langen, unruhigen Nacht wachte Vivi Ann wie zerschlagen auf. Dennoch war sie um neun Uhr fertig angezogen und ging mit Noah, der sich auf ihrem Arm wand, zum Wagen. Jetzt musste sie mehr denn je für ihn stark sein, und das würde sie auch. Eines Tages würde ihr Sohn von alldem erfahren, und dann würde er fragen: Was hast du getan, Mommy, als Daddy in Schwierigkeiten geriet? Dann konnte sie sagen: Ich habe den Glauben an ihn niemals aufgegeben und allen in der Stadt gezeigt, dass sie sich irrten.
    Ihr ganzes Leben war sie wegen ihres Aussehens unterschätzt worden. Die Leute hatten sie für naiv gehalten, weil sie in jedem nur das Beste sah. Jetzt endlich würde sie ihnen zeigen, dass ihr Optimismus weder Schwäche noch Dummheit noch trügerische Hoffnung war. Er war ungebrochen und stark und würde ihr beim Kampf gegen die anderen helfen.
    Als sie durch die Stadt fuhr, kam sie am Grey Park vorbei und sah das Schild: GESTIFTET 1951 VON ELIJAH GREY. Zum ersten Mal dachte sie nicht daran, welch herausragende Rolle ihre Familie in der Geschichte der Stadt einnahm, sondern wie sie tapfer allen Widrigkeiten getrotzt hatten. Ihre Urgroßeltern hatten mit einem Planwagen den Oregon Trail zurückgelegt und dabei zahllose Gefahren überwunden. Sie hatten ihr Land durch die große Wirtschaftskrise und zwei Weltkriege hindurch gerettet.
    Es gehörte immer noch ihnen, weil sie weder gewankt noch gewichen waren. Diese Beharrlichkeit hatte sie von ihnen geerbt, und jetzt würde sie sich darauf stützen.
    Vor dem Diner parkte sie auf der Straße und schnallte Noah von seinem Babysitz ab. Als sie zum Restaurant ging, spürte sie, wie die Leute sie kopfschüttelnd beobachteten. Ihr Gerede machte sie nur noch wütender und bestärkte sie in ihrem Entschluss, die Unschuld ihres Mannes zu beweisen. Wie erwartet fand sie Aurora im Diner, beim Kaffeeklatsch mit Julie, Brooke und Trayna.
    Als sie eintrat, blickten alle auf. Ihr mitleidiger Blick sagte eindeutig: Arme Vivi, hat sich so zum Narren halten lassen.
    »Hey, Vivi«, begrüßte Julie sie und machte ihr Platz. Ihre silbernen Armreifen klimperten an ihrem Handgelenk. »Du kommst genau richtig zum Frühstück.«
    »Danke, aber ich kann nicht bleiben. Aurora, bist du immer noch bereit, dich heute um Noah zu kümmern?«
    »Natürlich.«
    »Wieso?«, fragte Trayna. »Willst du zum Gefängnis?«
    »Nicht sofort. Erst muss ich nach Olympia, einen guten Anwalt suchen. Ich hab mir ein paar Namen aus dem Telefonbuch herausgeschrieben.«
    Brooke runzelte die Stirn. »Aber Winona –«
    »Wird mir nicht helfen.«
    »Sie hat abgelehnt?«, fragte Julie irritiert.
    »So ist es. Jetzt kannst du es überall rumerzählen:

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