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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Sinnen. »Bitte, Meister, lasst mich am Leben …«, flehte er heiser, ehe ihm vor Todesangst die Stimme versagte.
    Reinfried hielt den Blick unbarmherzig auf ihn gerichtet. »Natürlich kannst du nicht, mein Armer«, näselte er spöttisch. »Doch keine Sorge, Bruder, wir werden dir schon dabei helfen.« Er gab Puch, dem stämmigen Schellenknecht, und dem Henker entsprechende Zeichen. Die Männer erhoben sich und traten hinter Kilian an den Tisch.
    »Bruder Gottfried und Bruder Michel, Ihr haltet den Feigling fest, und Bruder Hans, du flößt es ihm ein«, befahl der Meister in schneidendem Tonfall.
    Der schmalbrüstige, hagere Kilian von Hattstein war von seinem Stuhl aufgesprungen. Als ihn die drei stattlichen Männer packten, setzte er sich mit einer Heftigkeit zur Wehr, die ihm niemand zugetraut hätte. Er schlug wild um sich und trat nach allen Seiten, entwand sich ihren Händen, so gut er konnte, verteidigte sein Leben mit Klauen und Zähnen und schrie immer wieder gellend: »Nein, ich will nicht sterben!«
    Katharina war aufgesprungen, um ihm zur Hilfe zu kommen, doch ehe sie bei ihm war, landete Reinfrieds Faust krachend auf ihrem Nasenbein, und ihr wurde es augenblicklich schwarz vor Augen.
    *
    Es war bereits stockfinster, als sich der Schergentrupp vor der Galgenpforte sammelte. Das Schneetreiben war während der letzten Stunden immer dichter geworden, und die Männer waren erschöpft und hofften darauf, sich endlich auf den Heimweg machen zu können. Stundenlang hatten sie die ganze Stadt nach Leonhard Stefenelli abgesucht. In sämtliche Gastwirtschaften, Badestuben und Frauenhäuser waren sie eingedrungen, in der Hoffnung, dass er sich dort noch irgendwo versteckt hielt, doch er blieb unauffindbar, und niemand der zahlreichen Befragten hatte ihn gesehen. Selbst die Torwächter nicht, die zunächst die verschiedenen Zufahrtswege Frankfurts durchstreift hatten und nun an den Toren Wache hielten, um den Flüchtigen ausfindig zu machen.
    »Wir brechen jetzt die Suche ab und machen morgen früh bei Tageslicht weiter. Dann durchkämmen wir das Umland nach dem Schlawiner«, ordnete der Anführer der Stangenknechte an und stieß damit bei seinen Männern auf große Zustimmung.
    Nur die burschikose Patriziertochter, die reiten konnte wie ein Kerl und sogar eine Armbrust umgeschnallt hatte, und der verwegen aussehende Malergeselle, die sich die ganze Zeit über an ihre Fersen geheftet hatten, schienen damit nicht einverstanden zu sein. Vorhin schon hatten sie dem Schergenführer in den Ohren gelegen, auch das Galgenviertel zu durchsuchen, doch dieser hatte davon nichts wissen wollen. Und jetzt steckten die beiden Grünschnäbel schon wieder die Köpfe zusammen.
    »Mit Verlaub, Herr Oberbüttel, aber sollten wir nicht vielleicht doch noch im Galgenviertel weitersuchen?«, insistierte die Patriziertochter gewichtig.
    »Schergenführer Müller, wenn ich bitten darf«, blaffte der Angesprochene zurück, dem es gewaltig gegen den Strich ging, sich von einem Weibsbild etwas sagen zu lassen.
    »Es gibt Grund zu der Annahme, dass sich der Gesuchte im Hause des Henkers versteckt hält«, fuhr Anna fort.
    »Im Rabenstein? Dahin könnt Ihr alleine reiten! Meister Hans wird sich sicher sehr über Euren Besuch freuen und Euch gebührend willkommen heißen«, entgegnete der Schergenführer höhnisch und erntete damit schallendes Gelächter bei den umstehenden Bütteln.
    Doch das Lachen blieb den grobschlächtigen Burschen förmlich im Halse stecken, als Anna daraufhin trotzig erwiderte: »Gut. Wenn Ihr zu feige seid, reiten wir halt alleine dorthin!«
    *
    Katharina war noch ganz benommen, als sie wieder zu sich kam. Ihre Haare und das Gesicht troffen vor Nässe, und sobald sie den Wasserkrug auf dem Tisch gewahrte und in Reinfrieds hämische Grimasse blickte, war ihr sofort klar, was sie aufgeweckt hatte. Mit einem Schlag war sie wach bis in die Haarspitzen. In böser Ahnung ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen und erstarrte vor Entsetzen, als sie die fünf leblosen Körper sah, die in verkrümmter Haltung und mit verzerrten Gesichtszügen auf dem Boden lagen. An ihren weit aufgerissenen Augen erkannte sie sofort, dass sie tot waren.
    Der ganze Raum war erfüllt vom Gestank menschlicher Ausscheidungen, durchsetzt von dem beißenden Geruch nach Mäuseurin. Katharina begann unwillkürlich zu keuchen und konnte sich nicht dagegen wehren, dass ein schlimmes Zittern von ihrem ganzen Körper Besitz ergriff.
    Reinfried, der

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