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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Hoffnung, Florian noch anzutreffen. Als er gerade die Schenke betreten wollte, bog Katharina um die Ecke. Hastig schlüpfte der Nachtwächter hinein und bahnte sich durch die inzwischen voller gewordene Gaststube seinen Weg zu dem Ecktisch, an dem Florian noch immer saß und mit trübseliger Miene in seinen Bierkrug stierte.
    »Schnell, Ihr müsst den Hund nehmen, sie ist eben rausgekommen … Ich hole ihn später bei Euch ab«, stammelte Bacher hektisch, übergab dem verdutzten Florian den Hund und stürzte wieder nach draußen.
    Zum Glück herrschte heute Neumond, und es war bereits entsprechend finster auf den Gassen. Ruprecht hatte zunächst Mühe, Katharina in der Dunkelheit auszumachen, erst nach einer Weile konnte er ihre Gestalt schemenhaft am Ende der Galgengasse erkennen. Sie hielt sich dicht an den Hauswänden, und zuweilen hatte es den Anschein, als schwanke sie. Ruprecht beschleunigte seinen Gang. Am unteren Rossmarkt vorbei ging sie rechts in Richtung Hirschgraben, den sie überquerte, um dann rechts in die Sandgasse einzubiegen. Dort lief sie ein ganzes Stück geradeaus, blieb dann unvermittelt stehen und klopfte an eine Tür. Ruprecht hielt inne und keuchte vor Aufregung, während Katharina bereits durch die Tür schlüpfte. Ist das nicht das Haus des Doktors?, ging es ihm durch den Sinn. Vielleicht hat sie sich ja doch dazu überwunden, endlich zum Arzt zu gehen.
    Unschlüssig blieb er vor dem Haus »Zum Greif« stehen und blickte hinauf zu den erleuchteten Fenstern im Obergeschoss. Hinter einem der Fenster gewahrte er eine Gestalt, in der er Doktor Stefenelli zu erkennen vermeinte, aber sie verschwand rasch wieder. Einen Augenblick später zeichneten sich erneut Konturen ab, die nun fast den ganzen Fensterrahmen ausfüllten. Eine wellenartige Bewegung war auszumachen, und den Nachtwächter überkam die siedend heiße Gewissheit, dass es sich dabei um ein sich umarmendes Paar handelte.
    Von wegen Arztbesuch – die treibt es mit dem, durchzuckte ihn die schmerzliche Erkenntnis, und er spürte eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Zumal sie wohl immer erst im Morgengrauen zurückkehrt, echoten Florians Worte durch seinen Schädel, und auf einmal gab es für ihn kein Halten mehr. Wie ein wild gewordener Stier stürzte Ruprecht Bacher zur Haustür und schlug heftig mit der Lanze dagegen.
    »Aufmachen! Los, aufmachen!«, rief er laut und hätte am liebsten die Tür eingetreten. Sogleich waren aus dem Inneren des Hauses Schritte zu hören, die eine Holztreppe herunterpolterten. Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und Ruprecht sah sich Auge in Auge mit seinem Nebenbuhler.
    »Was untersteht Ihr Euch, zu nachtschlafender Zeit hier so einen Lärm zu machen!«, zischte ihm Doktor Stefenelli aufgebracht entgegen. Er hatte sich nur einen scharlachroten Seidenumhang übergeworfen, unter dem seine männliche Pracht nicht verborgen blieb.
    »Wo ist meine Frau?«, schrie der Nachtwächter gellend und wollte sich an Stefenelli vorbeidrängen, doch der stellte sich ihm drohend in den Weg.
    »Wagt es nicht!«, fuhr er den Nachtwächter an.
    Blind vor Wut wollte Bacher den Arzt beiseiteschieben, da spürte er unversehens einen stechenden Schmerz in der Brust. Er hob die Hände und sank mit einem Seufzer auf den Dielenboden.
    Katharina, die das Geschehen vom oberen Treppenabsatz verfolgt hatte, kam entsetzt herbeigestürzt und beugte sich über ihren Mann. Aus dem Leib des Nachtwächters ragte der Griff eines Dolches, mit gebrochenen Augen blickte er zu Katharina auf. Ruprecht Bacher war tot.
    Wie versteinert starrte Katharina auf den Leichnam, bis sie ein leichter Schwindel erfasste. Beinahe wäre sie zu Boden gesunken, da griff Stefenelli an ihr vorbei und riss dem Toten mit gezieltem Griff den Dolch aus der Brust.
    Auf einmal begriff Katharina, was geschehen war.
    Sie fuhr herum. »Warum hast du das getan? Ihn gleich abzustechen wie ein Schwein!«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme.
    »Hätte ich vielleicht erst warten sollen, bis er mich auf seine Lanze spießt?«, entgegnete Stefenelli zynisch, während er die blutige Klinge sorgfältig abwischte. »Und dir kann ich nur raten, dich zu mäßigen und nicht gleich so hysterisch zu werden.« Er bedachte Katharina mit einem eisigen Blick, wie sie ihn noch nie bei ihm wahrgenommen hatte. Die unbarmherzige Kälte ließ ihr förmlich das Blut in den Adern gefrieren. Er ist böse und gefährlich , ging ihr Florians Warnung durch den

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