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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sich Florian mit hängenden Schultern: »Und was mache ich jetzt mit dem Hund?«
    »Da soll sich die Bacherin drum kümmern«, beschied ihn der Untersuchungsrichter. »Und wenn wir das Weibsbild nicht ausfindig machen können, weil es Dreck am Stecken hat, dann schicke ich Euch den Hundshäuter, damit der ihn bei Euch abholt.«
    »Hundshäuter?«, entgegnete Florian beklommen. »Der tötet ihn doch …«
    »Und macht schöne weiche Handschuhe aus ihm«, gluckste Lederer hämisch und schien über den eigenen Scherz sehr belustigt zu sein.
    »Nein, nein, dann behalte ich ihn lieber«, äußerte Florian entschieden und hatte es eilig, aus der stickigen Amtsstube nach draußen zu gelangen.
    *
    In der Nacht nach Ruprechts Tod träumte sie wieder vom großen Sterben. Sie sah König Tod, der durch die Länder galoppierte wie ein fliegender Reiter und überall reiche Ernte hielt. Er entvölkerte die Städte, löschte ganze Dörfer aus und zog auch mit denen, die vor ihm flüchteten. Und triumphierte am Ende immer.
    Sie vernahm das Flehen eines Mannes, der mit dem Tode rang, ein leises Wimmern, das immer mehr zu einem verzweifelten Wehklagen anschwoll: Bitte, verschont mich nur dies eine Mal, und ich gelobe, Euch mein Leben zu weihen und für immerdar Euer Knecht zu sein!
    Und der Gevatter schonte ihn. Einem Wunder gleich, überlebte der Mann die Pest und wurde sein Statthalter. Zog über die Lande, um den Menschen das Heil zu bringen. Seine Gefolgschaft wurde immer größer, und er sprach zu ihnen vom Himmelreich auf Erden und dem ewigen Leben, welches denen zuteil wird, die den Tod nicht fürchten. Kommt mit, ich lehre euch den Tod …
    Katharina erwachte. Ihr Herz raste, und sie war schweißgebadet. Um sie herum herrschte tiefste Dunkelheit. Eine ausufernde Panik ergriff von ihr Besitz und schnürte ihr die Kehle zu. Bin ich denn schon tot?, fragte sie sich und schluchzte verzweifelt.
    Tote weinen nicht, rief eine innere Stimme sie zur Räson. Du bist wach und lebendig. Versuche, dich zu beruhigen. Sie tastete um sich und versuchte, ihre Umgebung zu erkunden. Unter sich fühlte sie einen Strohsack, der auf einem kalten Steinboden lag. Vorsichtig streckte sie die Arme aus. Rechts nahm sie nichts als Leere wahr, doch an der linken Seite berührten ihre Finger eine feuchte, felsartige Wand. Sie stützte sich vom Boden ab, stand auf und stolperte unsicher, die Arme weit von sich gestreckt, durch die undurchdringliche Finsternis. Feuchter Modergeruch stieg ihr in die Nase. Fast wie in einer Gruft, dachte sie mit Unbehagen, und auf einmal fiel ihr alles wieder ein.
    »Du bist es! Du bist der Knochenmann!«, schrie Katharina gellend.
    Sie erinnerte sich an alles: An den kaltblütigen Mord an Ruprecht, den Leonhard Stefenelli mit einem gezielten Stich ins Herz getötet hatte, und an ihre plötzliche, glasklare Erkenntnis, dass sich hinter der betörenden Maske von Leonhard Stefenelli ein gewissenloser Mörder verbarg. Mehr noch: ein Wahnsinniger.
    Und sie sah in verblüffender Deutlichkeit den Geißlerzug wieder vor sich, damals auf dem Rossmarkt, während der schwarze Tod in Frankfurt wütete. Erspähte darin einen unheimlichen Mann mit einem eingefallenen, weißgekalkten Gesicht, der auf sie zukam und sie ansprach. Blickte atemlos in seine kohlegeschwärzten Augen, in denen das Böse lauerte.
    Es waren Leonhards Augen! Mit genau diesem Blick hatte er sie angesehen, als er Ruprecht ermordet hatte. Kalte Grausamkeit hatte sie darin entdeckt und die grenzenlose Lust am Töten. Er war der aberwitzige Anführer des Geißlerzugs gewesen.
    Ich muss sehen, wie ich hier rauskomme , durchfuhr es sie blitzartig. Von irgendwoher kam ein Lufthauch, sie konnte ihn auf ihrem Gesicht spüren, und dann vernahm sie aus der Ferne ein knarrendes Geräusch. Sie bewegte sich in die Richtung, aus der es zu kommen schien. Der Luftzug wurde stärker und mit ihm das Knarren. Es endete mit einem dumpfen Schlag, als sei eine Tür oder Luke aufgerissen worden, und Schritte waren zu hören. Katharina hätte am liebsten um Hilfe gerufen, doch ihr Instinkt ermahnte sie zu schweigen.
    Mit angehaltenem Atem blieb sie stehen und spürte, wie sich über ihren ganzen Körper eine Gänsehaut ausbreitete. Leonhard!, dachte sie entsetzt und fühlte erneut eine Panik in sich aufsteigen. Sie wich unwillkürlich zurück, als die Schritte immer lauter wurden, sich ihr näherten. In der Dunkelheit war auf einmal ein flackerndes Licht zu erkennen. Katharina fühlte sich

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