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Das Geheimnis der Totenmagd

Das Geheimnis der Totenmagd

Titel: Das Geheimnis der Totenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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sich aufsteigen. Er konnte das alles nicht mehr länger ertragen! Er sprang auf, stürzte zu Katharinas Strohsack hin, packte die Schlafende an den Schultern und rüttelte sie wach.
    »Katharina, so geht es nicht mehr weiter. Es muss endlich was passieren!«, stieß er mit zitternder Stimme hervor. »Ich guck mir das jedenfalls nicht mehr länger an, wie du vor die Hunde gehst!«
    Schlaftrunken öffnete Katharina die Augen und verzog ärgerlich das Gesicht. »Was ist denn los? Warum kannst du mich denn nicht schlafen lassen?«, murrte sie ungehalten.
    »Weil mit dir was nicht stimmt. Weil du krank bist und behandelt werden musst … Du isst nichts mehr, liegst den ganzen Tag nur noch im Bett – das ist doch kein Leben! Ich geh jetzt auf der Stelle zu Stefenelli, dass der mal nach dir sieht.« Mit entschlossener Miene ging Ruprecht zum Kleiderhaken und legte seinen Umhang um.
    »Nein, das wirst du nicht machen!«, rief Katharina entrüstet, sprang von ihrem Bett auf und eilte zu ihm. »Mir fehlt nichts, ich bin nur ein bisschen müde, das ist alles … Und Hunger habe ich auch«, suchte sie Ruprecht zu beschwichtigen. Hektisch griff sie nach einem Stück Brot und schob es sich in den Mund. »Siehst du, es ist alles in Ordnung mit mir. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    Ruprecht stand mit hängenden Schultern an der Tür und wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.
    »Komm, zieh deinen Mantel aus, und setz dich wieder hin. Ich mach uns jetzt eine heiße Milchsuppe mit Brot«, beschwor ihn Katharina und stellte sich an den Herd, um die Suppe zuzubereiten. Der Nachtwächter gab einen tiefen Seufzer von sich, legte schließlich seinen Umhang ab und schlurfte zum Tisch. Er hatte wieder einmal klein beigegeben. Aber was konnte er schon ausrichten? Niedergeschlagen und mutlos stierte er vor sich hin. Auch als sie wenig später gemeinsam am Tisch saßen und die Suppe löffelten, herrschte zwischen den Eheleuten ein angespanntes Schweigen.
    Bald darauf brach Ruprecht mit missmutigem Gesicht zu seinem Dienst auf. Als er auf die Gasse hinaustrat, traf er auf den jungen Kunstmaler Florian Hillgärtner.
    »Guten Abend, Herr Nachbar«, grüßte ihn der junge Mann höflich und druckste ein wenig herum, ehe er sich nach Katharinas Wohlbefinden erkundigte.
    »Geht so«, grummelte Bacher und wollte schon mit einem knappen Gruß seiner Wege ziehen, doch der Kunstmaler, der den kummervollen Gesichtsausdruck des Nachtwächters bemerkt hatte, hielt ihn zurück:
    »Darf ich Euch vielleicht zu einem Schoppen Bier einladen, Herr Nachbar? Nehmt es mir nicht übel, aber Ihr seht so aus, als ob er Euch guttun könnte.«
    »Frech seid Ihr gar nicht, Malergesell!«, brummte Bacher und musste unwillkürlich grinsen. »Aber Ihr habt recht: Einen Krug Bier könnt ich jetzt fürwahr gebrauchen. Ich hab allerdings nicht viel Zeit, ich muss bald zum Dienst.«
    »Gut, dann gehen wir doch grad zum Galgenwirt nebenan«, schlug Florian vor und betrat mit Bacher die Schenke »Zur Galgenwarte«, in der hauptsächlich Torwärter und einfache Leute aus der Nachbarschaft verkehrten.
    Die beiden Männer ließen sich an einem Ecktisch nieder, und Florian bestellte beim Wirt zwei Krüge Bier. Die Nachbarn stießen miteinander an, doch das Gespräch zwischen den beiden kam nur schwer in Gang.
    »Ihr wollt doch was«, knurrte Ruprecht nach einer Weile, während er den jungen Mann mit dem einnehmenden Gesicht argwöhnisch musterte. »Ich meine, Ihr habt mich doch nicht einfach so mir nichts dir nichts zu einem Schoppen eingeladen.«
    Florian errötete und fühlte sich ertappt. »Ja, es gibt einen Grund«, gab er zu. »Weil ich halt mal mit Euch reden wollte.«
    »Also los, rückt schon raus damit«, ermunterte ihn Bacher und bestellte noch zwei weitere Krüge Bier, die, wie er betonte, nun auf seine Rechnung gingen. »Und es hat doch bestimmt was mit meiner Frau zu tun?«, knarzte er spöttisch.
    Florian nickte ernst. »Ja«, sagte er. »Eure Frau ist seit der schlimmen Geschichte mit ihrem Vater einfach nicht mehr wiederzuerkennen. Den ganzen Tag sieht man sie nicht, und nachts, wenn es dunkel geworden ist, schleicht sie durch die Gassen wie ein Geist. Ich sehe sie immer, wenn sie an meinem Fenster vorbeigeht …«
    »Was sagt Ihr da?«, unterbrach ihn der Nachtwächter alarmiert. »Sie läuft nachts noch in der Gegend herum? Das kann nicht sein, da müsst Ihr Euch verguckt haben. Die liegt doch immer schon auf ihrem Strohsack und schläft,

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